Theresa May und die wilden Tänze an den Rändern der Union

Doublebind, das; -[s], -s: Laut „Duden“ eine „Verwirrung und Orientierungslosigkeit hervorrufende Beziehung“. Wird zurzeit im britischen Unterhaus getestet.

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Was wollen die Briten? Die Frage drängt sich auf angesichts des Chaos im Unterhaus, aber sie ist falsch gestellt, weil die Antwort längst feststeht. Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent in einem Referendum gegen den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union und 48,9 Prozent dafür. Nicht „die Briten“ wissen nicht, was sie wollen, sondern ihre Premierministerin, ihre Regierung und die meisten Parlamentarier tun, was sie können, um den Brexit zu revidieren oder bis zur Bedeutungslosigkeit aufzuweichen. Theresa May liefert ein klassisches Beispiel für Gregory Batesons Doublebind-Theorie. Sie behauptet, den Volksentscheid zu vollstrecken, während sie ihn in Wirklichkeit nach Kräften boykottiert.

Zumeist wird nur darüber diskutiert, ob die Briten „richtig“ oder „falsch“ entschieden haben, wie hoch der Preis ist, den man ihnen für die Wiedererlangung ihrer Souveränität abverlangen kann, oder ob ein Leben außerhalb der EU überhaupt noch möglich ist, ohne in die Steinzeit zurückzufallen. Ausgeblendet bleibt die Frage nach der politischen Glaubwürdigkeit, besser gesagt: nach der Wahrheit in der Politik. Um den von lauter Bäumen verstellten Wald zu sehen, muss man ein paar Schritte zurückgehen.

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