Volvo: Ein Airbag sogar für Fußgänger (oder Elche)

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Volvo baut in Zukunft Autos näher am Kern der Marke. So wie den überraschend sportlichen V40 Cross Country mit Allradoption und den V60 als weltweit ersten Diesel-Plug-in-Hybrid.

Das typische Auto in Schweden hat mächtige Zusatzscheinwerfer an der Front und ist ein Volvo. Oder Saab. Die Lichtspiele dienen der maximalen Voraussicht bei langen Fahrten über einsame Straßen durch Schwedens ausgedehnte Waldgebiete, in denen bekanntlich Elche umherziehen. Wenn dann selbst ein gekonntes Ausweichmanöver, das sich in der Branche als Elchtest etabliert hat, den Zusammenstoß mit diesen groß geratenen Hirschen nicht vermeiden hilft, kommt die grundsätzlich robuste Bauweise schwedischer Autos ins Spiel. Obwohl man Gegenteiliges vermuten könnte, spielen Allradautos im schwedischen Verkehr eine untergeordnete Rolle. Volvo hatte die längste Zeit keinen Pkw mit 4WD im Programm.

Das hat sich in Zeiten des SUV-Booms gewandelt. Neben den drei XC-Modellen zieht Allradantrieb bei einer weiteren Baureihe ein, dem V40. Als Cross Country verfügt er in der stärksten Motorisierung (T5-Benziner, 254 PS, ab 32.500 Euro) über vier angetriebene Räder. Man werde den Markt beobachten und dann entscheiden, ob es auch Diesel und Allrad geben werde, heißt es bei Volvo.

Der V40 Cross Country unterscheidet sich vom normalen Modell vor allem durch vier Zentimeter mehr Höhe, wobei der Sitzposition drei Zentimeter zufallen. Bei Käufern von SUV- und Cross-over-Modellen steht dieser Punkt ganz oben auf der Liste. Sonst fällt der V40 CC vornehmlich durch eine robuste Beplankung, Seitenschweller und einen markanten Unterbodenschutz auf, die Dachreling ist serienmäßig.

Bei ersten Testfahrten waren wir vom sportlichen Handling des Allrad-V40 überrascht. Der 2,5-Liter-Turbo-Fünfzylinder ist wohlklingend, kultiviert und kraftvoll bei jeder Drehzahl.

Sportlich überraschend

Anders als erwartet steht auch das elektronische Stabilitätsprogramm einem gepflegten Drift auf der Schneefahrbahn nicht im Weg. Wird per Menü oder Kurzwahltaste am Lenkrad der sportliche DSTC-Modus aktiviert, gewährt das System durchdrehende Räder und große Gierwinkel, jedenfalls, solange man entschlossen am Gaspedal verfährt. Nimmt sich der Fahrer zurück, weil Gefahr droht oder er schlicht nicht spielen will, hält das System das Auto verlässlich in der Spur – selbst auf blankem Eis. Das Allradsystem mit Haldex-Kupplung verfügt über große Traktionsreserven, erlaubt aber auch eine sportliche, heckbetonte Fahrweise, wie man sie von BMW-x-Drive-Modellen kennt.

Da wurden bei Volvo ganz neue Saiten aufgezogen. Weniger überraschend der Fokus auf Sicherheit: Der V40 ging mit der besten Wertung seit Bestehen des Euro-NCAP-Programms hervor. Das liegt auch daran, dass Volvo neuerdings sogar Fußgänger mit einem Airbag bedenkt. Vermelden insgesamt sieben Sensoren an der Front eine Kollision mit mutmaßlich einem Passanten und nicht einem Holzpflock, heben Zündladungen die Motorhaube an und fährt ein Airbag aus dem schmalen Streifen zwischen Windschutzscheibe und Motorraum – eine Meisterleistung des Packaging. Das komplexe System hilft, die Front niedrig zu halten, was Verbrauch ebenso wie Styling zugutekommt.

Der V40 gefällt auch in zahlreichen Details. Die Bordbeleuchtung variiert je nach Temperatureinstellung ihre Stimmung von warm bis kühl. Unser Lieblingsstück: der unsichtbare CD-Slot, den man dennoch instinktiv und auf Anhieb findet. „Wir dachten, dass CDs vielleicht bald obsolet sind wie heute Kassetten. Auf diese Weise hat man einen, ohne dass das Cockpit irgendwann altmodisch wirken könnte.“

Diesel-Plug-in-Hybrid

Ein erstaunliches Stück Hightech legt Volvo mit dem V60 Plug-in-Hybrid vor. Dabei wird der Fünfzylinder-Dieselmotor (215 PS) mit einem 70-PS-Elektromotor an der Hinterachse kombiniert. Eine volle Ladung soll für 50 km rein elektrisches Fahren reichen. Auf ersten Testfahrten zeigte sich das System harmonisch, wir erzielten bei tiefen Temperaturen 5,5 l im Schnitt. Bericht in Kürze, die erste Auflage des 57.500 Euro teuren Luxus-Hybriden ist bereits verkauft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2013)

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