Ford Mondeo: Vater, Mutter, Turbo, Kind

Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Mit dem Ford Mondeo 2,5 Turbo gibt die ganz normale und damit eigentlich tote Mittelklasse ein kraftvolles Lebenszeichen von sich.

Autos wie der Mondeo Turbo repräsentieren ebenso wie angeblich die Politik die Kunst des Möglichen. Die Botschaft lautet: Seht her, solche Autos wie mich könnte es geben, würde sie nur jemand kaufen – Ihr wisst jetzt, was meine Leute so alles draufhaben.
Und weil es ein paar Dutzend geben mag, die solche Autos tatsächlich haben wollen, werden sie manchmal sogar gebaut und verkauft. Und da muss sich dann natürlich ein großes Talent rücksichtslos auf einen Punkt konzentrieren. Beim Ford Mondeo Turbo ist es, logisch, der Motor. Der 2,5-Liter-Turbo (220 PS, auch in Volvos) setzt un­geahnte Harmonien frei.

Zum Beispiel: Es gibt kein Turboloch. Leistung wird im Wesentlichen kontinuierlich erbracht, in der Stadt kann man sich meistens mit dem dritten Gang durchfaulenzen. Der sechste findet auf der Autobahn ab 100 seine Bestimmung und wird erst bei der Abfahrt wieder rausgenommen, weil mit ihm sämtliche Beschleunigungsarbeiten zwischen 70 und 200 erledigt werden können. Die Grenzen des Mondeo: Jenseits der 170 sind keine Leistungsexplosio­nen mehr zu erwarten.
Ansonsten aber viel Sportwagenpraktizierung – was halt in einer Familienlimousine davon möglich ist. 240 km/h Spitze sind ja wirklich keine schlechte Ansage, auch wenn das wohl nie wer ausprobieren wird. Ernsthaft und sinnvoll hingegen ist die Möglichkeit, aus drei Fahrwerks-Abstimmungsstufen wählen zu können, Komfort, Normal und Sport, wobei zwischen Komfort und Sport schon ein ordentlicher Härtesprung gemacht wird. Will man über den kurvenreichen Wechsel hinweg Furchtlosigkeit demonstrieren, ist die Sport-Einstellung dringend zu rekommandieren – so viel wirklich schneller Fahrspaß um 33.620 Euro ist absolut einzigartig.

Billiger Alulook

Den Turbo gibt es nur in der obersten Ausstattungsvariante, Titanium genannt. Da ist allerlei billiger Alulook dabei, der bei Ford für cool gehalten wird. Dass selbst bei ganz hochgezogenem Lenkrad und ganz runtergefahrenem Fahrersitz – was durch die hohe Gürtellinie der Karosserie immer das Gefühl vermittelt, man wäre um 40 cm zu klein geraten – die Oberschenkel nicht zwischen Lenkrad und Sitzfläche durchpassen, kann hingegen nur ein Konstruktionsfehler sein. Eigentlich sollte man so was ausbessern, bevor man ein Auto auf den Markt bringt. (wh)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.