Wie man in Mandello del Lario Klassik definiert

Wie man sich ein Motorrad vorstellt: die V 7 III Special aus dem Hause Guzzi.
Wie man sich ein Motorrad vorstellt: die V 7 III Special aus dem Hause Guzzi. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Zum 50. Geburtstag der V-7-Reihe hat Moto Guzzi vier neue Modelle auf den Markt gebracht. Die Special, die besonders klassische unter den Klassischen, imponiert durch viel Chrom und eleganten Sixties-Chic.

Wien. Es gibt ja Marken, die irritierend-futuristische Linienführung weitgehend (und ganz bewusst) der Konkurrenz überlassen – so auch der in Mandello del Lario am Comer See beheimatete Traditionshersteller Moto Guzzi. Zweifellos zählt das Werk in Sachen Design eher zu den Bewahrern denn zu den Avantgardisten. Jüngster Beweis dafür: die nunmehr in vier neuen Ausführungen auf den Markt gebrachte V7, von der wir die V7 III („tre“) bewegt haben.

Das Urmodell kam 1967 erstmals ausgestattet mit dem charakteristischen 90-Grad-V2-Motor auf die Straße. Zum 50-Jahr-Jubiläum wird nun eben ein Quartett angeboten: das Basismodell, die in vier Farben (Schwarz, Blau, Dunkelgrün, Gelb) mattlackierte Stone, die in Schwarz-Grün (siehe Foto) und Türkismetallic-Orange glänzende Special, die mattsilberne Racer und die mit auffällig verchromtem Tank daherkommende Anniversario. Letztere gibt es aber nur in limitierter Auflage: 750 Stück sollen gebaut werden, nicht mehr.

Würde man von jemandem verlangen, spontan eine Zeichnung von einem, von irgendeinem Motorrad anzufertigen, das Ergebnis würde (mit Talent) in etwa aussehen wie die V7 III, da diese so ziemlich das Urbild eines Motorrads darstellt. Wie gesagt: klassisch und damit natürlich voll im nicht verebben wollenden Retrotrend.

Eine Serie, die Pause machte

Wer Bikes nach PS einordnet, dem wird auffallen, dass die dritte V-7-Generation immerhin zehn Prozent mehr Leistung als die zweite bringt. Konkret: 52 PS (38 kW), dies bei 744 Kubikzentimetern Hubraum. Drehmoment: 60 Nm bei 4900 U/min. Den Sechs-Gang-Kardanantrieb hat die V7 indes schon in zweiter Generation. Dazu muss man wissen: Die Baureihe gibt es nicht durchgehend seit 1967. Die Hersteller ließen sie nach einer Dekade auslaufen – zugunsten der Le-Mans-Serie. Erst 2008 gab es für die V7 eine Wiedergeburt.

Sehen wir uns die Special nun näher an. Sie hat, so wie ihre Schwestern eine doppelwandige Auspuffanlage, was dem Bike eine Spur mehr Präsenz gibt. Sie besticht – und das ist nun ihre Spezialität – mit relativ viel Chrom.

Zu fahren ist sie einfach. Das liegt daran, dass sie mit ihren 213Kilogramm nicht besonders schwer ist. Und dass sie bei 770 Millimetern Sitzhöhe und wegen der ergonomisch gut vertretbaren, nämlich geraden (nicht vorgeneigten) Sitzbank ein entspanntes Fahren zulässt, ja fördert.

Für Sicherheit soll eine Traktionskontrolle sorgen, die sich vom Trocken- in den Regenmodus schalten lässt. Bleibt die Frage, für welche Fahrertypen der um 10.799Euro feilgebotene Guzzi-Klassiker geeignet ist. Kurze Antwort: Für alle, die es unkompliziert mögen. Ein bissig-aggressives Ding, mit dem man jedes unüberlegte Ampelrennen gewinnt, ist die V7 III Special nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2017)

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