Einer muss ja die Wogen glätten

Einer aus dem Trio: Skoda Karoq, ein Prototyp des so gefragten kompakten SUV-Formats.
Einer aus dem Trio: Skoda Karoq, ein Prototyp des so gefragten kompakten SUV-Formats. (c) SKODA Auto
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Es war einmal der Yeti: Skoda fährt den Karoq im brodelnden Segment der kompakten SUV auf. Als Teil eines Baukastentrios müht er sich um Eigenständigkeit – eine Übung, die gelungen ist.

Ateca, Karoq, T-Roc – es gibt neue, unerhört kreative Namen, die parat haben muss, wer beim Fachsimpeln vorn dabei sein will. Thema: Das dichte Treiben in der Sphäre der kompakten SUVs, in das die Volkswagen-Trägerrakete mit Seat Ateca, Skoda Karoq und VW T-Roc eintrat.

Neben dem technischen Schliff des Konzernbaukastens, der dem Trio zugrunde liegt, gilt die größte Aufmerksamkeit der drei Marken dem eigenständigen Auftritt, der Interpretation des Themas – soweit man sich bewegen kann. Im Wesentlichen beschränkt sich das auf Design – oder besser: Styling – , Ausstattungspolitik und Fahrwerksabstimmung.

Auf schlechten Wegen

Für letzteres kann man schon nach wenigen Kilometern attestieren: Skoda hat nicht den heute so obligaten sportlich-straffen Zugang gewählt (das obliegt Seat und mit Abstrichen VW), sondern den Schlechtwege- und Feldwegtauglichen. Da die Straßen am süditalienischen Ort unserer Testfahrten tatsächlich ziemlich übel waren, fanden wir das kulante Glätten der Schlaglöcher und Beruhigen der Fahrbahnverwerfungen überaus passend und stimmig. Der Skoda ist jenes Auto der drei, in dem man Eilen und Drängen am leichtesten widersteht – in ihm hat Schnellfahren nur einen geringen Appeal.

Äußerlich stützt sich der Karoq auf solide Proportionen mit 4382 mm Länge bei 2638 mm Radstand und 1,6 Meter Höhe. Das verspricht einen geräumigen Innenraum, der auch eingelöst wird, bis hin zum 521 Liter fassenden Kofferraum (Zugang optional händefrei mit Schwenkfußtechnik), der gleich mehrfach erweitert werden kann. Zum einen mit umgeklappten Rücklehnen auf 1630 Liter, zum andern mit nach vorn geklappten (1605 Liter) und gänzlich herausgenommenen Sitzen (1810 Liter). Dieser Zaubertrick erfordert das VarioFlex-Sitzsystem mit drei Einzelsitzen, eine Option, die sich um weniger als 400 Euro geradezu aufdrängt.

Schlaumeier

Weniger drängt sich der Eindruck auf, man säße in einem epochalen neuen Wurf von Auto, denn innen verhält sich alles, wie man es von Skoda dieser Tage kennt und gewohnt ist – funktional, aber nicht übermäßig prickelnd oder irgendwie charmant. Das digitale Instrumentendisplay als optische Aufhellung wird man im nächsten Jahr bestellen können.

Damit es nicht ganz ohne Witz vonstattengeht, bietet Skoda die bekannten Schlaumeier-Goodies auch im Karoq auf, vom Eiskratzer im Tankdeckel über das Mistkübelchen im Becherhalterformat – erinnert an den Tischmistkübel beim Fremdenpensionsfrühstück – bis zum Regenschirm unter dem Beifahrersitz. Noch ein paar mehr? Parkscheinhalter, herausnehmbare LED-Lampe im Kofferraum, Gestensteuerung für einige Funktionen, klappbarer Beifahrersitz für echte Kleintransporterkompetenz (dies optional).

Mithin ist der Karoq ein Gefährte, an den man sich im Alltag, erst recht im Urlaub vom Alltag, schon gut gewöhnen kann – falsch wird hier nichts gemacht, aber auch nichts neu oder anders.

Das gilt in gleicher Weise für den Antrieb, der rein konventionell ausfällt und sich fürs erste auf zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit – sehr löblich – jeweils DSG-Option plus einer Allradvariante erstreckt.

Preislich bereitet der Einliter-Benziner mit Dreizylinder und 115 PS den Einstieg bei 25.790 Euro. Das kann man ausreichend nennen, empfehlenswert ist aber der neue 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS ab 27.590 Euro. Wenn es Diesel sein muss: 115 PS aus 1,6 Liter Hubraum (ab 28.290 Euro) und 150 PS aus zwei Litern (ab 32.690 Euro) sind zu haben, der größere Diesel zum Start die einzige 4x4-Variante (es folgt der 1,5-Liter-Benziner).

Bei gleicher Karosserieform ist das Fahrzeuggewicht maßgeblich für den Verbrauch im echten Leben von Bedeutung, es reicht von 1340 kg beim kleinen Benziner bis zu stattlichen 1751 kg beim allradgetriebenen 150-PS-Diesel. Der hat neben einem etwas größeren Treibstofftank auch 13,4 Liter des Additivs AdBlue zur Abgasreinigung gebunkert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2017)

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