Dieser Diesel ist super, wenn man's noch sagen darf

Besser geht's nicht, günstiger wohl schon: BMW 540d X-Drive Touring.
Besser geht's nicht, günstiger wohl schon: BMW 540d X-Drive Touring. (C) Henke
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Erfreulicher Auftritt des BMW 5er Touring, der als 540d wohl das feinste Triebwerk seiner Klasse aufzubieten hat. Der ganze Luxus tarnt sich am besten als Kombi.

Es ist natürlich erfreulich, wenn man das über ein heimisches Gewächs sagen darf: In der Dreiliterklasse findet sich so schnell kein Diesel, der es mit dem in Steyr gebauten Sechszylinder aufnehmen kann.

Bei den Papierwerten mag die Konkurrenz aufgeschlossen haben, in Sachen Laufkultur, Klangbild, Kraftentfaltung und Realverbrauch gibt ihr BMWs Sechser aber unverändert den Weisel.

Man liegt sicherlich nicht falsch, wenn man die motorischen Finessen der Steyrer Dieselkompetenz zuschreibt, Entwicklungszentrum in einem Hochlohnland, das seit Jahrzehnten (und ausschließlich) an der Sache dran ist.

Zurück in die Reihe

Dort wird man vermutlich auch mit Interesse und nicht ohne Befriedigung verfolgen, dass die Branche wieder zum Reihenmotor zurückkehrt.

BMW hat ihn immer gepflegt und gegen das V-Format verteidigt, nun zeigt sich, dass für die mittlerweile erforderliche Abgasreinigung die Reihenbauweise die günstigere ist. Man kann die Systeme motornäher einbauen, wo sie schneller und beständiger auf Temperatur kommen.

Unglaubliche 320 PS und 680 Newtonmeter zieht man im Fall des 540d aus dem Dreilitermotor, dabei sind auch schon 400 PS und 760 Nm möglich (M550d, ein Wert nahe dem Biturbo-Zwölfzylinder), aber aus unserer Sicht leidet da schon etwas die Harmonie des Ganzen.

Man darf sich also mit den 265 PS des 530d bescheiden und glücklich wähnen; wenn es die Dienstverhältnisse erlauben, wird man im 540d freilich noch einen Hauch zufriedener. (Die meisten 5er, das sei gesagt, sind als Vierzylinder unterwegs). Die famose Achtgangautomatik haben alle Sechszylinder. Besser geht's nicht.

Der charismatische Antrieb ist allerdings bei Weitem nicht alles, was den 5er zu einem bemerkenswerten Auto macht. Die aktuelle Generation ist ein Volltreffer, die an keiner Stelle eine Schwäche entblößt. Es ist freilich zutreffend, dass die Listenpreise eine sehr theoretische Angelegenheit sind. Es steht noch ein finanziell beschwerlicher Marsch durch die Aufpreisliste bevor.

Das hält man aber bei der Konkurrenz, soweit Audi und Mercedes gemeint sind, nicht anders.

Mehr als 50 Prozent des Grundtarifs – 73.250 Euro für den 540d, der nur als X-Drive, also mit Allrad, angeboten wird – sind nochmals aufzuwenden, um das Auto auf Höhe unseres Testwagens aufzurüsten. Sicherlich muss nicht alles sein – andererseits: Was würde man schon leichtfertig entbehren wollen? Kunstfertig versteht es BMW, notwendige Dinge mit weniger notwendigen in Paketen zu vermischen, die man im Zweifelsfall dann doch ordert.

Für Unterhaltung an Bord sorgen neben dem Infotainmentsystem, in seiner Handhabung über Drehregler oder Sprachsteuerung bislang unübertroffen, Gadgets wie Gestensteuerung, teilautonomes Fahren und Kamerabestückung, die den 5er zum Ü-Wagen macht.

In Realbildqualität kann man sich per Bildschirm und in Vogelperspektive beim Rangieren und Einparken beobachten.

Wie immer tarnt sich dieser ganze unverhohlene Luxus am Besten in einem Kombi, womit der Touring die erste Wahl bleibt. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2018)

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