Kein Pensionistenauto: Mercedes A-Klasse

Sick of it. Die Sicke als beliebtes Stilmittel der Zunft hat ausgedient: Oberflächenstraffung des A-Klasse-Blechkleids.
Sick of it. Die Sicke als beliebtes Stilmittel der Zunft hat ausgedient: Oberflächenstraffung des A-Klasse-Blechkleids.(c) Daniel Maurer on behalf of Daimler AG
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Kaum zu glauben, dass die A-Klasse einen so biederen Vorläufer hatte:
Mit Pensi-Auto hat die Neue wirklich nix mehr am Hut.

Dummerweise hatte Mercedes unter dem A keinen anderen Buchstaben mehr parat, so kommt es, dass zwei Modellreihen, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, gleich heißen. Die alte A-Klasse, 1997 auf den Markt gekommen, war ein klug gedachtes Micro-Van-Raumkonzept, das die Achsen weit nach außen rückte und dazwischen einen kugeligen Körper mit maximalem Volumen aufspannte. Richtig schnittig sah das nicht aus. Die Baureihe verkaufte sich gut, senkte aber nicht gerade den Altersschnitt der Klientel, was sie bald als Pensionistenauto brandmarkte.

Die Übung wurde 2012 unter ganz anderen Vorzeichen wiederholt: Die A-Klasse war plötzlich ein dynamisch wirkender Kompakter mit von stolz geschwellter Motorhaube, unter die sich auf Wunsch auch 360 PS packen ließen. Die neue Baureihe war vielleicht – aus Ingenieurssicht – nicht mehr ganz so klug oder unkonventionell gedacht, senkte aber den Altersschnitt der Käufer um zehn Jahre und eroberte der Marke viele neue Kunden.

vernetzt. So viel Bildschirm muss sein anno 2018: Kommandozentrale der neuen A-Klasse samt Luftdüsen, die in 64 möglichen Farben beleuchtet werden können.
vernetzt. So viel Bildschirm muss sein anno 2018: Kommandozentrale der neuen A-Klasse samt Luftdüsen, die in 64 möglichen Farben beleuchtet werden können. (c) Daniel Maurer on behalf of Daimler AG


Mit der brandneuen A-Klasse wird die Schraube noch etwas weiter gedreht: so stylish, multimedial und vernetzt war überhaupt noch kein Mercedes zuvor. Die Fahrzeugfront mit großem Stern auf dem Kühlergrill scheint nur so auf den Asphalt loszustürmen, da hat man sich Anleihen bei den Supercars von AMG genommen.

„Das Ende der Sicke“ hatte Mercedes-Designchef Gorden Wagener im Vorfeld der Präsentation feierlich ausgerufen, damit sind die Falzen oder eben Sicken im Blech gemeint, die eine Oberfläche zu konturieren vermögen, um dynamischer zu wirken. Ein Stilmittel, das von der ganzen Branche freilich gerne eingesetzt wird, und Wagener möchte sich von diesem mittlerweile schon angegrauten Trend deutlich abgrenzen. Er will Dynamik auch ohne den zuweilen etwas banalen Kniff ausdrücken. Wie gut ihm das gelungen ist, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Doch wie ein Pensionistenauto wirkt die neue A-Klasse nicht.

Info

Name: Mercedes-Benz A-Klasse
Modell: A 200
seit: 2018 (in dritter Generation)
Preis: 33.290 Euro
Motor: R4-Zylinder-Otto-Turbo, 1332 ccm
Leistung: 163 PS
0 auf 100 km/h: 8,2 Sekunden
Verbrauch: 5,8-6,3 l/100 km laut Norm

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