Das schmerzt in den Ohren der Sportfreunde

Ein S und der kleine Schlitz in der Motorhaube verraten es: Mini Cooper S.
Ein S und der kleine Schlitz in der Motorhaube verraten es: Mini Cooper S.(c) Clemens Fabry
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Der Mini Cooper S pflegt auch als Dreitürer einen gewichtigen Auftritt - optisch und preislich. Nur der Sportmodus klingt nicht gut.

Und schon befinden wir uns in der zweiten Halbzeit der 2014 lancierten dritten Mini-Generation – der logische Zeitpunkt für ein technisches und optisches Update.

Wir griffen uns den Cooper S in dreitüriger Variante heraus (ab 28.050 Euro) – das ganz klassische Mini-Format ist heute ja nur noch eines unter vielen, so breit ist die Marke mittlerweile aufgestellt.

Nicht alle Varianten haben indes langen Atem bewiesen, neben dem wohltuend originellen, weil asymmetrischen Clubman sind mit der aktuellen Generation auch Coupé und Roadster ausgelaufen.

Lebhafte Motorengeschichte

Cooper S heißt aber unverändert die zweitstärkste Variante, der Ehrenplatz mit den meisten PS besetzt traditionell der John Cooper Works. Motor haben beide den gleichen, einen Zwei-Liter-Vierzylinder mit Twin-Scroll-Turbo. Neu ist das optionale automatische Siebenganggetriebe mit Doppelkupplung für den Cooper S. Es kostet etwa 2000 Euro extra.

Damit hat der Cooper S schon eine lebhafte Motorengeschichte vorzuweisen. Gestartet – wenn wir von Minis Neugeburt unter BMW-Ägide reden – wurde ja mit einem 1,6-Liter-Kompressor: Ein äußerst charismatischer Geselle, dessen typisches Greinen beim Hochdrehen man nicht so schnell vergisst.

Der Kompressor wurde bald vom Turbolader ersetzt, der über lange Zeit eingesetzte 1,6-Liter findet sich auch in Peugeot-Modellen wieder, unter anderem im 308 GTi.

Doch auch dieses Aggregat ist mittlerweile ausgemustert, entgegen dem Trend zum Downsizing ist ein Zwei-Liter-Motor mit dem Antrieb betraut. Mit 192 PS leistet er exakt so viel wie der 2,5-Liter-Sechszylinder, der beispielsweise im BMW 325i (E36) vor noch nicht allzu vielen Jahren viel Freude bereitet hat.

Bei allem fraglos verbesserten Verbrauchs- und Emissionsverhalten: In Sachen Charisma kann es ein solches heutiges Aggregat nur schwer mit erwähntem Oldie-Prachtmotor aufnehmen. Ein großes Klanggebaren spielt es nicht, allein der Turbolader ist ein wirkungsvoller Schalldämpfer.

Die emotionale Komponente ist aber wichtig im Mini-Reich, wo das Marketing eine umso größere Spielwiese vorfindet. Schaltet man in den Sportmodus, der überflüssigerweise noch im Display („Ultimatives Gokart-Feeling!“) kommentiert wird, setzt das Gebrabbel aus der Auspuffanlage ein, die simulierten Fehlzündungen sollen halt verwegen wirken.

Fair enough, aber was wir wirklich nicht goutieren können, ist der ekelhafte Soundgenerator, der eine Art Motorgeräusch über die Lautsprecher überträgt. Die einst so sichere Hand im Klangdesign von Mini, wo ist sie hin?

Dieses merkwürdige, durch und durch artifizielle Geräusch hielt uns nachhaltig davon ab, den Sportmodus zu beanspruchen. Mögen andere da weniger empfindlich sein – wir würden uns zumindest die Möglichkeit wünschen, auf den Dienst verzichten zu können. Doch deaktivierbar ist er nicht.

Zum Glück ist der Cooper S ja auch so flott zu bewegen, übrigens auch „green“ – Geräusche von Wildbächen oder rauschenden Wäldern werden nicht eingespielt.

Auf der neuen Plattform geht sich innen deutlich mehr aus; was sich aber nicht geändert hat: Die Aufpreisliste ist lang und kann den Preis in beachtliche Höhen treiben. Wozu ein Mini, wenn man sich nicht für die Individualisierung von Dutzenden Blenden etc. interessiert? Unser mit allen Schikanen ausgerüsteter Testwagen schaffte es auf 46.000 Euro. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2018)

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