Ein 1er-Golf GTI des 21. Jahrhunderts

Gelb, klein, giftig: Der Kia Picanto ist ein größeres Gokart.
Gelb, klein, giftig: Der Kia Picanto ist ein größeres Gokart.(c) Clemens Fabry
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Kia hat den Kleinwagen Picanto überarbeitet und auf 100 PS aufgerüstet. Das weckt in Kombination mit dem leichten Gewicht und den kompakten Maßen Erinnerungen an den ersten Golf GTI.

Wien. Hans-Joachim Stuck hat in seinem Leben schon viele Autos gefahren. In der Formel 1 etwa, er gewann das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, er war Deutscher Tourenwagen-Meister – aber wenn man Stuck wirklich zum Schwärmen bringen will, dann fragt man ihn am besten über das kleine rote Auto, Baujahr 1976, das er zu Hause im Tiroler Ellmau in seiner Garage stehen hat.

„Mei ja“, meinte Stuck im Gespräch, „der Golf GTI war immer ein spezielles Auto, weil er so agil ist. Es macht einfach Spaß mit dem Auto zu fahren. Das muss man erleben.“

Die Große ist zwar schon groß, aber zu jung, um Stuck oder den GTI aus dem Jahr 1976 zu kennen. Was sie kennt, ist der Kia Picanto – und von dem schwärmt sie ähnlich wie Stuck vom alten GTI.

„Ein agiler Zwerg“, stellt sie nach der Ausfahrt fest. „Macht echt Spaß. Kommt auf die Liste.“ Auf der Liste stehen die möglichen Autos, die sie in ihrer Zukunft sieht.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Tatsächlich kommt der Kia Picanto dem ersten Golf GTI ziemlich nahe. Der brachte 1976 bei 110 PS ein Eigengewicht von 810 Kilogramm auf die Waage. Beim Picanto sind es bei 100 PS 910 Kilogramm. Die Abmessungen sind fast ident: Der GTI war 3,7 Meter lang und 1,6 Meter breit mit einem Radstand von 2,4 Meter. Der Kia Picanto ist um zehn Zentimeter kürzer (3,6 Meter), hat aber den gleichen Radstand von 2,4 Meter und die gleiche Breite.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Kabelloses Handyladen

Und das sind die Maße, die spaßvolles Fahren bedeuten. Man wirft das Zwutschgerl nur so um die Kurven, beschleunigt wie in einem größeren Gokart und hat als Soundtrack stets das typische Schnarren des Dreizylinder-Motors mit einem Liter Hubraum. Das mag auf die Dauer nerven, wenn man den Picanto als Supermarkt-Auto verwendet. Wenn man aber mehr macht, als damit die Einkäufe zu erledigen, dann vermittelt er einem stets das Gefühl, flott gefahren werden zu wollen.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Innen dominiert Nüchternheit, wer will, kann viel Hartplastik abklopfen. Aber das stört nicht, vor allem wirkt die Ausstattung nicht billig. Man kann sie sogar mit einer Lenkradheizung und einer kabellose Smartphone-Ladestation aufrüsten (mit etlichen weiteren Features um 1300 Euro). Ein Glasschiebedach kostet wohlfeile 500 Euro – das gab es 1976 für den Golf GTI noch nicht.

Der Picanto kostet ab 15.999 Euro, für die flott aussehend X-Line zahlt man 17.390 Euro – und 6,3 Liter Verbrauch. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2018)

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