Eine Rennserie nur für Frauen

Sophia Flörsch.
Sophia Flörsch.(c) imago/Kirchner-Media (Inderlied)
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2019 wird in der W-Series mit F3-Autos auf sechs Stationen um 1,5 Millionen Dollar gefahren, die Pilotinnen werden gecastet. Viele Frauen sehen das Projekt kritisch.

London/Wien. Vor 42 Jahren ging letztmals eine Frau in einem Formel-1-Rennen an den Start, die Italienerin Lella Lombardi absolvierte 1976 in Österreich den letzten ihrer zwölf Starts. Danach versuchten sich Pilotinnen erfolglos in der Qualifikation, Maria de Villota, Susie Wolff, Carmen Jorda oder aktuell Tatiana Calderon bei Sauber fungierten als Testfahrerinnen. Um Motorsportlerinnen in ihrer Entwicklung und auf dem Weg in die Königsklasse zu unterstützen, wurde für 2019 mit der W-Series eine eigene Formel-Rennserie nur für Frauen geschaffen.

„Es hat nie eine F1-Siegerin geschweige denn eine Weltmeisterin gegeben. Unsere Mission ist es, das zu ändern“, erklärte Rennserien-CEO Catherine Bond Muir bei der Präsentation am Mittwoch in London. „Momentan sind in den Formelserien einfach zu wenige Frauen vertreten. Mit der W-Series können viel mehr Rennfahrerinnen ihr Potenzial zur Entfaltung bringen.“ Die neue Rennserie startet im Frühjahr mit zunächst sechs Saisonrennen über eine Distanz von 30 Minuten in Europa. 1,5 Millionen Dollar (1,31 Mio. Euro) Preisgeld werden ausgeschüttet, die Siegerin erhält allein 500.000 Dollar. Gefahren wird mit identischen Formel-3-Boliden von Tatuus. Diese bringen es dank Vierzylinder-Turbo auf 270 PS und verfügen auch über den Halo-Cockpitschutz.

Ganz im Gegensatz zum aktuellen Pilotenmarkt bei den Männern müssen die Fahrerinnen kein Sponsorengeld mitbringen, sondern sich einem Auswahlverfahren stellen. Eine hochklassige Jury mit Ex-F1-Pilot David Coulthard, Red-Bull-Technik-Chef Adrian Newey oder Ex-Manor-Sportchef Dave Ryan wird aufgrund von Tests auf der Strecke und im Simulator sowie Technikwissen und Fitness die verfügbaren 18 bis 20 Plätze für die erste Saison vergeben.

„Wir glauben wirklich daran, dass männliche und weibliche Rennfahrer gleichberechtigt gegeneinander antreten können, wenn sie die gleichen Voraussetzungen haben“, betonte Coulthard, einer der prominenten Hauptinitiatoren. „Momentan scheint es aber, dass Rennfahrerinnen auf dem Niveau der GP3 oder Formel 3 an die Grenzen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten gelangen, was aber oft fehlender Unterstützung und nicht fehlendem Talent geschuldet ist.“

Insbesondere Frauen, die bereits im Motorsport tätig sind, äußerten sich jedoch in einer ersten Reaktion kritisch zur W-Series. Als „Rückschritt“ bezeichnete sie Claire Williams, die Teamchefin des gleichnamigen F1-Teams. Auch Sophia Flörsch, die als einzige Pilotin in der F3-EM antritt, hält wenig davon. „Ich stimme mit den Argumenten überein – aber absolut nicht mit der Lösung. Ich will gegen die Besten des Sports antreten“, twitterte die Deutsche. „Vergleicht es bitte mit der Wirtschaft: Brauchen wir da separate Vorstände für Frauen? Nein. Falscher Weg.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2018)

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