Das Leben (im Subaru) ist ein langer, ruhiger Fluss

Kein Preis fürs Design, aber Top-Funktionalität: Subaru Forester.
Kein Preis fürs Design, aber Top-Funktionalität: Subaru Forester.(c) Clemens Fabry
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Lauter Eigenarten, aber alles hat Sinn: Auch im Forester verweigert sich Subaru der Mode. Gereiften Autofahrern gefällt das.

Der SUV-Boom kommt den japanischen Marken sehr zupass. Sie haben ein beachtliches Repertoire höhergestellter Autos aufgezogen, für fast jeden Geschmack ist etwas dabei. Mazda fährt erfolgreich mit seinem Haute-Couture-Design, Lexus gibt pure Avantgarde, und Mitsubishi hybridisiert fröhlich, während Toyota mit dem wilden C-HR den Stylingaufstand probt. Nissan hat mit dem Qashqai sowieso einen Bestseller in Stellung. Unter den japanischen Top Ten im Land sind sieben SUVs (oder Cross-over wie Suzukis SX4).

Da muss man schon genau hinschauen, um den Subaru auszumachen. Der steht nicht automatisch auf der Shoppinglist, den muss man wollen. Doch dafür gibt es erstaunlich viele gute Gründe.

Den Forester (wie getestet ab 34.990 Euro, Allrad Ehrensache) haben wir außerordentlich geschätzt, trotz – oder eben wegen – seiner vielen Eigenarten, wie sie ja seit den 1960er-Jahren die ganze Marke ausmachen. Nicht alles ist leicht zu vermitteln, Mainstream ist wahrlich anders.

Zunächst müssen wir eine Lanze brechen für das CVT-Getriebe (wer lieber per Hand schaltet, kann den Absatz auslassen).

Den Nacken schonen

Korrekt, das Heulen des Motors, wenn er sich unter Volllast auf optimale Drehzahl begibt, während nur das stufenlose Getriebe moduliert, das ist akustisch gewöhnungsbedürftig. Manche werden sich damit nie anfreunden können. Für uns überwiegen aber die Vorteile. Stufenlos heißt auch, dass man jederzeit und unmittelbar Vortrieb erhält, wenn man aufs Gas steigt – da muss kein Gang im Getriebe gefunden werden, da muss nicht erst die notwendige Drehzahl hergestellt werden. Zudem ist das Anfahren im Subaru unvergleichlich weich, weil vollkommen ruckfrei. Das entspannt im Alltag ungemein, während anderswo der Kopf schon vorsorglich nach vorn geht, um den Nacken zu entlasten.

Der Boxermotor, hier als Zweiliter mit 150 PS, ist ebenfalls ein Segen. Besser gesagt, seine flache Bauweise, die einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt ermöglicht. Das hat zwei konkrete Vorzüge: Obwohl der Forester schunkelig weich gefedert ist, wie man es heute kaum noch wo bekommt, kann man ihn gehörig durch die Kurven jagen, ohne Instabilität oder Untersteuern zu riskieren. Und weil die Motorhaube so schön niedrig liegen kann, ist die Karosserieübersicht ein Traum. Das gilt für alle Richtungen, weil man auf eine hohe Gürtellinie verzichtet hat. Der Forester hat den Fensteranteil eines Vans, während andere im Spähwagenlook aufkreuzen. Ohne Kameras ist man dort blind.

So wenig Modebewusstsein ist natürlich eine Herausforderung. Stadtfein wie etwa Mazdas hinreißender CX-5 ist der Forester nicht. Aber derlei Kompromisse, was etwa die Karosserieübersichtlichkeit angeht, erlaubt man sich bei Subaru einfach nicht. Was vielleicht nicht so toll anzuschauen ist, schlägt sich im fahrerischen Alltag dafür hervorragend.

Exzellenten Eindruck hat auch EyeSight hinterlassen, die Verkehrsbeobachtung per Stereokamera. Nicht nur funktioniert das Abstandhalten ohne Macken, auch der heikle Punkt Stauende kommt hier besser weg. Verlässlich wird das weit vorn stehende Fahrzeug erkannt und in die Temporegulierung eingefügt. Nicht, dass sich Subaru gegen Radar verwehrte: Für Warnungen vor dem Querverkehr vorn wie hinten wird die Technik ja verwendet. Wer bei Manufactum kauft („Es gibt sie noch, die guten Dinge“), der müsste eigentlich Forester fahren. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2018)

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