Volvo V60 Cross Country: Nicht nur, wenn der Winter durchs Land zieht

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Im neuen Volvo V60 Cross Country ist man auch für alle anderen Gelegenheiten gut angezogen. Volvo hat das Format auch erfunden – und läuft stilistisch zu großer Form auf. Vorerst kommen aber nur zwei Motoren zu uns.

Der chinesische Geely-Konzern hat allen Grund, mit seiner schwedischen Tochter Volvo, 2010 von GM erworben, happy zu sein. Seit fünf Jahren reiht Volvo einen Verkaufsrekord an den andern, 2018 wurden erstmals in der 92-jährigen Geschichte der Göteborger Marke über 600.000 Exemplare verkauft – genau: 642.253.

Das ist, gemessen an Konkurrenten wie Audi, BMW oder Mercedes, die beim ungefähr Dreifachen liegen, immer noch eine beschauliche Zahl. Aber man hat ja einiges vor. Denn auch bei Volvo darf man zufrieden sein: Was die Expertise im Autobau und in der Modellpolitik angeht, gewährt Geely den Schweden freie Hand, mehr noch, die neuen Unternehmungen mit dem Elektro-Luxusableger Polestar und der kommenden Marke Lynk & Co. werden unter Volvo-Regie entwickelt. Geely hat auch Lotus gekauft, aber dafür gibt es ein eigenes Team.

Passenderweise lässt Volvo nun den V60 Cross Country vom Stapel – nicht nur eine erfolgreiche Baureihe, sondern auch eine, die ein eigenes Metier begründet hat. Wie man aus einem Kombi einen robusten Verschnitt fürs leichte Gelände (oder auch nur für den abenteuerliche Look) macht, das haben Audi (Allroad) und Mercedes (AllTerrain) dem ersten V70 XC von 1997 brav nachgemacht. Dabei hat Volvo den heute so obligaten Allradantrieb spät entdeckt, wenn man an die strengen Winter im Norden denkt – es ging erst 1996 mit dem 850 AWD los.

Optisch steht dem knapp 4,8 Meter langen V60 die Cross-Country-Behandlung ganz ausgezeichnet, da hat man doch sehr stilsicher zu den klassischen Dekorelementen – Unterfahrschutz, massive Radläufe, Planken da und dort – gegriffen, ohne dass das rustikal oder gebastelt wirkt. Man könnte sich fast dazu versteigen, den CC für den schöneren V60 zu halten.

Technisch bringt der Cross Country vor allem ein höheres Chassis mit längeren Federwegen und 6,3 Zentimeter mehr Bodenfreiheit, insgesamt ist der CC um 6,7 cm höher als der normale V60. Damit ist man schon munter dabei auf Forstwegen, ein Offroad-Fahrprogramm, per edlem Drehschalter auf der Mittelkonsole aktiviert, richtet gleich die Regelsysteme ein, sodass man auf starken Gefällen den Fuß vom Bremspedal nehmen kann – das Auto findet in sicherer Geschwindigkeit von selbst nach unten.

Auf Schneefahrbahn fühlt sich der CC pudelwohl, und bei allen Sicherheitsdenken gestattet Volvo eine sportliche ESP-Auslegung (im Menü anzuwählen), die wiederum mit einem flexiblen Regeleingriff feines Driften zulässt – das System erkennt, ob sich der Mensch am Steuer, wissend, was er tut, gerade eine Hetz macht, oder ob er von der Straße abkommt.

Auf dieser ist der CC erwartungsgemäß der gleiche angenehme Zeitgenosse wie der reguläre V60, nicht übermäßig, aber ausreichend dynamisch zu bewegen. Die Vierzylindermotoren haben alle den gleichen Hubraum, Diesel wie Benziner, anderes wird es auch nicht mehr geben. Dafür ist man fleißig am Elektrifizieren, und neben dem feinen V60 Cross Country T5 mit 250 Turbo-PS konnten wir auch den V60 T8 TwinEngine auf ersten Kilometern verkosten.

Der Eindruck, dass andere ihre Plug-in-Hybriden einen Hauch geschmeidiger im Griff haben, bleibt bestehen. Das Bremsgefühl ist nicht so durchgängig transparent, wie man es gern hätte, ein Ruck zwischen rekuperativem und mechanischem Bremsen ist gelegentlich spürbar. Auch lässt der E-Antrieb an der Hinterachse von sich hören, das ginge eleganter. Es ist auch ein Mordsaufwand: Turbo, Kompressor, Akkus, E-Maschine, macht fast 2,1 Tonnen Leergewicht. Da darf es für uns gerne noch ein Old-School-Antrieb sein.

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Volvo V60 Cross Country

Maße: L/B/H: 4784/1850/1499 mm, Radstand: 2875 mm, Leergewicht: 1815–1867 kg, Ladevolumen: 529–1441 Liter

Motoren/Preise:
alle: R4-Zylinder, Hubraum: 1969 ccm, Allradantrieb. Achtgangautomatik

T5 AWD: Otto-Turbo, 184 kW (250 PS), 350 Nm, Preis noch ausständig

D4 AWD: Turbodiesel, 140 kW (190 PS), 400 Nm, ab 50.110 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2019)

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