Kannibalismus in der Kriminalgeschichte

Hinter dieser Tür wurde Josef S. getötet.
Hinter dieser Tür wurde Josef S. getötet. (c) Reuters
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Was im Tierreich häufig vorkommt, ist unter Menschen ein großes Tabu: Kannibalismus. Die Menschenfresserei spielt immer wieder eine Rolle bei Morden.

Auf einem Teller lag die Hirnmasse von Josef S., der in einer Notschlafstelle im 15. Wiener Gemeindebezirk von einem 19-Jährigen ermordet wurde. Mit einer Hantel wurde ihm sein Schädel eingeschlagen. Als die Polizei eintraf, fand sie den mutmaßlichen Täter mit Blutspuren um den Mund vor. Seitdem wird der 19-Jährige des Mordes und des Kannibalismus verdächtigt.

Zweiter spektakulärer Fall in Europa

Bestätigt sich der Verdacht, dann wäre es der zweite spektakuläre Fall in Europa in diesem Jahrzehnt: Als "Kannibale von Rotenburg" wurde der Computerfachmann Achim M. bekannt. Im Internet hatte er 2001 nach Menschen gesucht, die sich von ihm töten und aufessen lassen. Mit dessen Einverständnis schnitt er der Internet-Bekanntschaft Bernd B. den Penis ab und verspeiste diesen gemeinsam mit dem Opfer. Achim M. tötete den Bekannten und aß ihn auf - die Tat zeichnete er auf Video auf. Das Landgericht Frankfurt verurteilte Meiwes im Mai 2006 wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu lebenslanger Haft.

Kannibalismus: Zusammenhang mit Morden

In Kasachstan wurden im Oktober 2001 zwei Männer zum Tode verurteilt, weil sie sieben junge Prostituierte ermordet hatten. Das Fleisch aßen sie selbst oder boten es nichts ahnenden Verwandten an. Im März 1999 mussten sich in Finnland drei junge Männer und eine Frau wegen Kannibalismus und Mordes vor Gericht verantworten: Die Anhänger eines "Satanskults" sollen ein Gruppenmitglied gefoltert, umgebracht und Körperteile verzehrt haben.

Kannibalismus spielt immer wieder im Zusammenhang mit Morden eine Rolle. Als "Kannibale von Milwaukee" wurde Massenmörder Jeffrey Dahmer bekannt, in dessen Wohnung die Polizei unter anderem einen Menschenkopf im Kühlschrank und auf dem Herd einen Topf mit Leichenteilen gefunden hatte. 1992 wurde er zum Tod verurteilt und später von einem Zellenkollegen getötet.

Bekannteste Massenmörder in Deutschland

Karl Denke und Fritz Haarmann gehören zu den bekanntesten Mehrfachmördern in Deutschland. Denke ermordete während des Ersten Weltkrieges 26 Männer und 5 Frauen. Bei ihm wurde gepökeltes Menschenfleisch gefunden. Von 1918 bis 1924 tötete Haarmann mindestens 26 junge Männer und trank von einigen das Blut. Möglicherweise hat er mehr als 100 Jugendliche umgebracht. Er wurde im April 1925 geköpft.

(Ag./Red.)

Kannibalismus

Das Auffressen von Artgenossen kommt im Tierreich häufig vor - unter Menschen ist Kannibalismus (Anthropophagie) hingegen eines der großen Tabus.

Das Wort "Canibales" wurde von Kolumbus geprägt, der nach Entdeckungen in der Karibik zu der Ansicht kam, die dort lebenden Menschen ernährten sich hauptsächlich von Menschenfleisch, obwohl er nie Augenzeuge einer solchen Mahlzeit war.Schilderungen von Menschenfresserei dienten häufig einfach dazu, die Ausrottung "wilder Völker" zu rechtfertigen.

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