Niki Lauda: "Organzuteilung mit höchster Dringlichkeit"

Niki Lauda wurde im AKH operiert
Niki Lauda wurde im AKH operiertAPA/ERWIN SCHERIAU
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Niki Lauda hat sich aufgrund einer schweren Lungenerkrankung einer Lungentransplantation unterziehen müssen. Die Zuteilung des Organs ist durch die unabhängige Eurotransplant erfolgt.

Österreichs Formel-1-Legende Niki Lauda musste sich am Donnerstag wegen einer schweren Lungenerkrankung im Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen - exakt 42 Jahre und einen Tag nach seinem aufsehenerregenden Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring.

Operateur Walter Klepetko hat sich bezüglich der Genesung des 69-Jährigen am Donnerstagabend zuversichtlich gezeigt. "Es ist momentan alles in einem sehr guten Verlauf und wir sind sehr zufrieden", erklärte der Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie am Wiener AKH in der ORF-Sendung "ZiB 2".

"Da der Patient zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Warteliste für die Transplantation durch die extrakorporale Membran-Oxygenierung (ECMO; maschinelle Sauerstoffanreicherung außerhalb des Körpers; Anm.) am Leben erhalten wurde, bei vollem Bewusstsein war und es keine andere Therapiemöglichkeit gab, kam er sofort in die höchste Dringlichkeitskategorie für ein Spenderorgan", sagte der Chirurg.

Generell müsse man für den weiteren Verlauf immer auch die vor einem solchen Eingriff gegebenen Umstände beim einzelnen Patienten einrechnen, betonte Klepetko. Man sei jedenfalls vorerst mit dem Verlauf sehr zufrieden.

Eurotransplant-Kriterien

Die Zuteilung des Organs ist durch die unabhängige Eurotransplant (europäische Schalt- und Organisationszentrale zum Thema Organtransplantationen; Anm.) erfolgt. Es gibt für alle teilnehmenden Länder klare Dringlichkeitskriterien. Bei Lungentransplantationen sind die wichtigsten Kriterien die sogenannten Blutgase, also die Qualität des Gasaustausches (Sauerstoffsättigung im Blut etc.) bzw. die Notwendigkeit, maschinell einzugreifen.

"Wenn jemand plötzlich in die oberste Dringlichkeitsstufe für eine Lungentransplantation kommt, erfolgt die Organzuteilung mit höchster Dringlichkeit", sagte der Transplantationschirurg. Auch der Gesamtzustand des jeweiligen Patienten spielt eine gewisse Rolle. Hier ist die Situation bei Lungenpatienten, die über viele Jahre an chronisch sich verschlechternden Leiden erkrankt sind, anders als bei prinzipiell fitten Personen, die akut in ein nicht reversibles Lungenversagen rutschen.

Spenderorgane für Lungentransplantationen werden nicht auf Gewebe-Verträglichkeit zwischen Spender und Empfänger ausgewählt, wie dies bei anderen Organen geschieht. "Wir haben aber mittlerweile die Möglichkeit, Spenderorgane, die wir sonst nicht verwenden würden, so vorzubereiten und zu verbessern, dass wir sie transplantieren können", sagte Klepetko.

Ein junger Patient würde das Krankenhaus laut Klepetko nach einem derartigen Eingriff mitunter bereits nach zwei oder drei Wochen wieder verlassen können. "Bei älteren Patienten dauert es schon länger", erklärte der Chirurg zu Laudas diesbezüglichen Aussichten. Am AKH werden laut ORF-Angaben jährlich rund 120 derartige Operationen durchgeführt.  

Lauda befindet sich seit mehr als einer Woche im Spital. Wegen einer Erkrankung hatte der 69-jährige Wiener den Familienurlaub auf Ibiza abgebrochen. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Weltmeisterteams Mercedes war auch nicht bei den Formel-1-Rennen in Hockenheim (22. Juli) und auf dem Hungaroring (29. Juli). Der Rennstall wollte vorerst keine Stellungnahme zum Zustand des Miteigentümers abgeben. Auch Laudas Luftfahrtunternehmen Laudamotion gab sich zurückhaltend.

Einige Tage auf der Intensivstation

Laut der Tageszeitung "Österreich" hatte Lauda in Ibiza eine Sommergrippe erwischt, die er anfangs offensichtlich unterschätzt hatte. Als sich die Symptome verschlimmerten, soll der Miteigentümer und Geschäftsführer von Laudamotion im Privatjet nach Wien geflogen sein, um sich dort behandeln zu lassen.

Wegen des aggressiven Virus verbrachte Lauda laut übereinstimmenden Medienangaben im AKH bereits einige Tage auf der Intensivstation, ehe er wieder auf die normale Station verlegt wurde. Am Donnerstag hätte sich der Zustand des dreifachen Formel-1-Weltmeisters aber wieder verschlechtert, berichtete "Österreich".

Weltweite Berühmtheit hatte Lauda nicht nur durch seine drei WM-Titel (1975, 1977 und 1984) erlangt, sondern auch durch seinen Unfall auf dem Nürburgring. Das anschließende WM-Duell mit dem Briten James Hunt war 2013 im Film "Rush" im Kino zu sehen.

Die Folgen des 1. August 1976 haben Lauda seither sein gesamtes Leben begleitet. Damals kämpfte der amtierende Weltmeister in einer Klinik in Mannheim ums Überleben. 42 Tage nach dem Unfall saß der ehrgeizige Sohn einer Wiener Industriellenfamilie bereits wieder im Rennauto. 42 Jahre danach war es erneut die Lunge, die ihm ernsthafte Probleme bereitet hatte. Das Organ war schon in den Wochen nach dem Feuerinferno auf dem Nürburgring das am meisten in Mitleidenschaft gezogene.

Bereits zwei Nierentransplantationen

Aufgrund der Verbrennungen musste sich Lauda damals auch Haut transplantieren lassen, die rote Kappe auf dem Kopf wurde zu seinem Markenzeichen. Als weitere Spätfolge des Unfalles musste sich Lauda in jüngerer Vergangenheit zudem bereits zwei Nierentransplantationen unterziehen. Eine Niere spendete ihm 1997 sein Bruder Florian, eine weitere 2005 seine spätere Ehefrau Birgit.

Mit Birgit ist Lauda in zweiter Ehe verheiratet und hat achtjährige Zwillinge - Max und Mia. Dazu kommen mit Lukas (39) und Mathias (37) zwei weitere erwachsene Söhne aus seiner ersten Ehe mit Marlene. Seit fast 40 Jahren ist Lauda auch im Luftfahrtgeschäft aktiv. 1979 gründete er die Lauda Air, nach deren Verkauf mit Niki (flyniki) 2003 eine weitere Fluglinie. Sein jüngstes Projekt ist die Laudamotion, an der die irische Billigfluglinie Ryanair mittlerweile 75 Prozent der Anteile hält.

(APA)

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