In der Affäre um falsch ausgefüllte Operationsprotokolle im Wiener AKH drohen disziplinäre Schritte.
Nachdem ein im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) tätiger Chirurg wiederholt Operationsprotokolle falsch ausgefüllt hat bzw. falsch ausfüllen ließ, stehen entscheidende Tage unmittelbar bevor. Wie "Die Presse" berichtete, war ein Arzt – laut Med Uni Wien – "in Dutzenden Fällen" als Operateur eingetragen, obwohl er die jeweilige Operation gar nicht selbst vornahm. Nun wartet der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) auf das Ergebnis einer von der Med Uni Wien eingesetzten Sonderkommission (Soko).
Mitteilungen, die zuletzt gezielt gestreut worden waren, wonach der KAV den betroffenen Arzt mit einer Ermahnung habe davon kommen lassen, erwiesen sich als unzutreffend. Fakt ist, dass der KAV bereits einen Zwischenbericht verfasst hat, ein Endbericht aber noch aussteht. Fakt ist auch, dass der KAV die Med Uni Wien aufgefordert hat, dienstrechtliche Konsequenzen zu prüfen.
Wie berichtet schätzt der Rektor der Med Uni Wien, Markus Müller, die falsch ausgefüllten Operationsprotokolle als "ernste Angelegenheit" und als "Missstand" ein. Das Ergebnis der von ihm eingesetzten Soko soll eben dieser Tage fest stehen.
Andere Ärzte eingeweiht
Der betroffene Arzt erklärte der "Presse", es beruhe auf "Unachtsamkeit", dass er in einigen Fällen als Operateur aufscheine, obwohl er gar nicht anwesend war. Dies komme nun nicht mehr vor. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte eine Sachverhaltsdarstellung, die bei ihr eingegangen war, geprüft, die Sache aber ad acta gelegt.
AKH-Mitarbeiter, die nicht genannt werden wollen, machen aber nach wie vor darauf aufmerksam, dass nach jeder Operation ein Protokoll ausgefüllt und unterschrieben werden müsse. Und dass dementsprechend der "echte" Operateur den Namen des abwesenden Arztes bewusst eintragen habe müsse. Insofern könnte es interne Absprachen gegeben haben. Dass ein finanzielles Motiv dahinter stecke (ein Arzt lässt sich ins Protokoll eintragen, operiert aber zeitgleich gewinnbringend in einem Privatspital), wird von dem betroffenen Mediziner im "Presse"-Gespräch klar zurückgewiesen.
Sollte die Prüfung durch die Soko der Med Uni Wien systemische bzw. organisatorische Missstände zutage fördern, könnten sich die möglichen Konsequenzen aus der Affäre freilich auch auf die künftigen Abläufe im AKH erstrecken.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2018)