Sturm mit Spitzen von über 150 km/h fegte über Ostösterreich hinweg

Das Sturmtief Sieglinde sorgte für zahlreiche Schäden, wie hier in Mödling.
Das Sturmtief Sieglinde sorgte für zahlreiche Schäden, wie hier in Mödling.APA/FF MÖDLING STADT
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Allein in Wien gab es 230Feuerwehreinsätze. Auf den Sturm folgt Regen, dann der Föhn. Am Wochenende wird Schnee erwartet.

Mit Windspitzen von mehr als 150 km/h ist am Mittwoch ein Sturm über Ostösterreich gefegt. Trotz der hohen Werte ist es lediglich zu kleineren Schäden gekommen, verletzt wurde nur ein Mann leicht. Begonnen hatte der Sturm Dienstagabend, bis Mittwochmittag wurde der Höhepunkt erreicht. Hunderte Feuerwehreinsätze waren die Folge.

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) waren etwa am Semmering/Sonnwendstein in den Nachtstunden 150,8 km/h gemessen worden, bis 13.30 Uhr waren es dann laut ZAMG sogar 158,8. Ein Ende der Wetterkapriolen war vorerst nicht in Sicht. Auch wenn der Sturm Mittwochnachmittag nachließ, kommt nun am Wochenende Starkregen auf den Süden Österreichs zu. Durch ein Mittelmeertief könnten die Niederschläge vor allem in Osttirol und Oberkärnten 90 bis 130 mm betragen, stellenweise auch darüber.

Der Sturm verursachte zahlreiche kleinere Feuerwehreinsätze vor allem in Wien, wo 230 Mal ausgerückt werden musste, sowie in Niederösterreich (200 Mal). Wiens Straßen und Gehsteige mussten von losen Bauteilen, umgestürzten Bauzäunen, losen Dachziegel sowie umgestürzten Bäumen und Ästen frei gemacht werden, berichtete Sprecher Jürgen Figerl.

In der Ungargasse in der Landstraße waren bei einem Dach große Saumbleche locker geworden, eines krachte laut Figerl auf den Gehsteig. Die Einsatzkräfte haben mit Hilfe einer Drehleiter die Dachsäume wieder befestigt. In der Treustraße in Brigittenau durchschlugen große Äste eines morschen Baumes die Dachflächenfenster einer Wohnung im Innenhof. Der Wohnungsinhaber wurde dabei am Kopf leicht verletzt, musste aber nicht ins Spital. Der Baum wurde entfernt, allerdings ist die Wohnung zurzeit nicht bewohnbar. In der Perfektastraße in Liesing wurde ein Dach weggefegt.

Aufgrund des Sturms hat es in der Früh in Wien auch Zugausfälle und -verspätungen bei der Schnellbahn in Wien gegeben. Wegen Oberleitungsstörungen zwischen Meidling und Liesing sowie zwischen Baden und Bad Vöslau kam es laut ÖBB zu Behinderungen. Einmal blieb ein Plastikteil in der Oberleitung hängen, ein anderes Mal ein Ast. Deshalb konnte die Bahn eine Zeit lang nur eingleisig fahren, es kam laut einer Sprecherin zu einem Rückstau.

200 Einsätze in Niederösterreich

In Niederösterreich rückten 1600 Feuerwehrmitglieder zu 200 Einsätzen aus. In der Nacht auf Mittwoch war das gesamte Bundesland betroffen, am Vormittag lag der Schwerpunkt in den Bezirken Baden und Mödling. Am Nachmittag entspannte sich die Lage, berichtete Feuerwehrsprecher Franz Resperger.

Die Einsatzkräfte mussten unter anderem aufgrund umgestürzter Bäume und Gerüste oder loser Dachziegeln ausrücken. Teilweise kam es auch zu Stromausfällen, der Schwerpunkt lag im südlichen Niederösterreich und im Alpenvorland. Im Netz der EVN waren rund 5.000 Kunden zumindest kurzzeitig betroffen, sagte Sprecher Stefan Zach. Bis zum späten Vormittag war die Versorgung wieder hergestellt, am Nachmittag waren noch vereinzelte Gehöfte und Gebäude ohne Strom.

In Münchendorf (Bezirk Mödling) wurde ein rund fünf Tonnen schwerer Klein-Lkw vom Sturm umgeworfen. Die Freiwillige Feuerwehr zog das Fahrzeug lmithilfe einer Seilwinde aus dem Graben. In Maria Enzersdorf wurde in der Früh durch starke Windböen eine Lichtkuppel von einem Hallendach abgelöst und drohte auf den Boden zu stürzen. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr brachten die Kuppel mit einer Arbeitsleine wieder in die angestammte Position und befestigten sie mit einer Plane und Sandsäcken.

Klein-Lkw in Münchendorf umgefallen
Klein-Lkw in Münchendorf umgefallenAPA/FF MÜNCHENDORF

Im Bezirk Baden wurden in der Bezirkshauptstadt, in Kottingbrunn und Traiskirchen geparkte Fahrzeuge sowie Gebäude durch herabfallende Äste, umgestürzte Bäume oder weggerissene Fassadenteile beschädigt. In Bad Vöslau wurden durch den Sturm auf ca. 100 Quadratmetern Blechelemente einer Außenfassade eines Gewerbebetriebes weg- bzw. losgerissen, die Feuerwehr war hier mit Sicherungsarbeiten beschäftigt. Auch in Oberwaltersdorf mussten die Helfer herabgestürzte Dachziegel und mehrere lose Blechteile von einem Dach entfernen oder sichern. In Baden drohte bei einer Felswand ein entwurzelter Baum samt Wurzelstock aus rund 20 Metern Höhe auf die darunterliegende Straße zu stürzen. Die FF stand mit einem Ladekran und Drehleiter im Einsatz. Der zu Mittag einsetzende Starkregen sorgte laut Bezirkskommando für weitere Einsätze. Mehrere Feuerwehren rückten zu Verkehrsunfällen und Fahrzeugbergungen aus.

Wenige Vorfälle in Kärnten

In Kärnten war die Einsatzzahl vergleichsweise gering. Die Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) verzeichnete bis zum frühen Nachmittag insgesamt sechs Feuerwehreinsätze in Mittelkärnten. Zumindest kurzfristig durch herabgefallene Äste blockiert war etwa die Turracher Straße (B95), die Bleiberger Straße (L35) und die B88 zwischen Radentein und Bad Kleinkirchheim.

Nach dem Sturm kommt Starkregen

Nach dem Sturm kommt nun am Wochenende Starkregen auf den Süden Österreichs zu. Durch ein Mittelmeertief könnten die Niederschläge vor allem in Osttirol und Oberkärnten 90 bis 130 mm betragen, stellenweise auch darüber, so eine erste Vorwarnung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Mittwoch. Die Prognosen seien allerdings noch recht unsicher.

Pessimistischer sind derzeit die Voraussagen des Wetterdienstes Ubimet: Bis einschließlich Montag seien durch eine typische Südstaulage lokal über 200 Liter Regen pro Quadratmeter im Bereich des Möglichen.

(red./APA)

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