Im Vogel-Mekka

Der Spatz wurde  österreichweit am öftesten gesichtet.
Der Spatz wurde österreichweit am öftesten gesichtet.(c) APA/BIRDLIFE/HANS-MARTIN BERG
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Irgendwie war das eine auffallend vogellastige Woche.

Irgendwie war das eine auffallend vogellastige Woche. Nicht nur, dass bei uns auf dem Balkon endlich die Meisenhorde nach einer kurzfristigen feindlichen Vogelhausübernahme durch zwei Tauben wieder aufgetaucht ist. Birdlife hat das Ergebnis der Wintervogel-Zählung bekannt gegeben. Seit ich gelesen habe, dass der Sperling (also Spatz) österreichweit am öftesten gesichtet wurde, sehe ich plötzlich überall Spatzen, die mir in den vergangenen Wochen zwischen Margareten und Erdberg nur selten untergekommen sind. Wahrscheinlich ist das so eine selektive Wahrnehmungssache, man kennt das. Hat man sich den Fuß verstaucht, sieht man überall nur humpelnde Leute. So in der Art.

Noch interessanter aber war die Meldung, dass vor dem Naturhistorischen Museum ein sehr seltener Vogel aus Sibirien gesichtet wurde. Einen ganzen Tag lang hat, wenn ich die dazugehörende Presseaussendung richtig interpretiere, der Goldhähnchen-Laubsänger netterweise vor dem Museum ausgeharrt, wo er von einem zufällig anwesenden Ornithologen identifiziert und danach von offenbar herbeigeeilten weiteren Birdwatchern „mit Ferngläsern beobachtet und fotografiert“ wurde. Schon erstaunlich, oder? Jetzt kann man natürlich verstehen, wieso dieser Laubsänger die ungemütliche Taiga verlassen hat – aber wieso er dann, wenn es ihn schon nach Wien (statt wie geplant nach Südostasien) verschlägt, ausgerechnet vor dem Naturhistorischen mitten in der Stadt landet und nicht, sagen wir, im Donaupark, ist interessant. Das Naturhistorische hat sich nach dieser einmaligen Vogelsichtung jedenfalls sogleich zum „Mekka der Birdwatcher“ erklärt. Mekka!

Ob der Laubsänger noch immer in der Föhre beim Museum sitzt, ist nicht überliefert. Wenn Sie aber zufällig in die Gegend dieses Mekkas, äh, pilgern (entschuldigen Sie den billigen Witz) halten Sie doch Ausschau nach einem Vogel, der dem heimischen Goldhähnchen zum Verwechseln ähnlich sieht (aber keines ist) und an Baumkronen rüttelt wie der Kolibri (aber keiner ist). Am besten machen Sie sich gleich auf den Weg. Der frühe Vogel fängt bekanntlich . . . Sie wissen schon.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2019)

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