Männer, die mit Kugeln werfen

Die Pétanque-Saison hat wieder begonnen, wie man an einigen Orten der Stadt sieht. Und hört.

Falls der Frühlingswind dieser Tage im Augarten, im Museumsquartier oder am Donaukanal mehr französische Vokabel an Ihre Ohren getragen hat als sonst, dann haben Sie sich nicht getäuscht. Tatsächlich stehen dort seit Kurzem wieder meist frankophile (Männer-)Gruppen um längliche Sandstreifen herum. Und werfen mit Kugeln. Ein Anblick, dem man in den warmen Monaten noch öfter begegnen wird.

Mit den milderen Temperaturen hat auch in Wien wieder die Pétanque-Saison begonnen. Der französische Nationalsport – wobei sich über den Sportgehalt durchaus streiten lässt –, ist vielen aus dem Sommerurlaub ein Begriff. Und für die meisten automatisch mit älteren Herrschaften verbunden, die auf dem provenzalischen Dorfplatz ab dem frühen Abend ein paar Kugeln schupfen, einander dabei unverständliche Anweisungen zubellen und nie zu lang darauf vergessen, sich zwischendurch an ihrem Rosé zu laben.

Pétanque – hierzulande teilweise auch als Boule bekannt – wird da wie dort freilich nicht nur von alten Herren mit Baskenmützen gespielt, sondern durchaus auch von jüngeren Franzosen. Und auch von so manchem Österreicher und mancher Österreicherin. Es gibt einen eigenen Pétanque-Verband, dessen lokale Vereine regelmäßig Turniere organisieren. Und dessen Mitglieder die Kugeln so ernst nehmen, dass sie sogar nationale und internationale Meisterschaften bestreiten.

Zumindest die Franzosen pflegen die Idee des Apéritif ihrer provenzalischen oder bretonischen Vorväter freilich auch in Wien trotzdem. Und falls eines der französischen Vokabel, die der Wind an Ihr Ohr trug, mit pu* oder mer* begonnen hat (oder sogar beides hintereinander), haben Sie übrigens auch richtig gehört. Es kann mitunter emotional werden beim Pétanque. Ganz egal, ob das jetzt ein echter Sport ist oder nicht . . .

E-Mails an:bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2019)

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