Bereit für den Untergang

(c) Dapd (Daniel Kopatsch)
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Die Zahl der "Preppers", die auf Katastrophen vorbereitet sind, steigt. Nicht der Maya, sondern der Finanzkrisen wegen.

Wien. „Kauf bei jedem Einkauf um zwei bis fünf Euro Konserven dazu – du wirst staunen, wie schnell du einen Vorrat aufbaust.“ Tipps wie diese bekommen Besucher der Webseite „preppers.at“, auf der sich ein Teil der heimischen Survival-Community austauscht.

„Preppers“, das ist eine weltweit im Aufstieg begriffene Bewegung – einzelne Menschen, die sich auf eine oder mehrere Notsituationen vorbereiten; daher leitet sich auch der Name ab, vom englischen Wort „vorbereiten“, „to pepare“. Dabei ist den Preppers sehr wichtig, nicht als „Weltuntergangsspinner“ dazustehen, die sich in ihren Bunkern vor der Apokalypse verkriechen. Nicht, dass es nicht einige gäbe, die einen Bunker ihr Eigen nennen – aber die Situationen, für die sich die Überlebenskünstler vorbereiten, gehen dann doch über das Ende des Maya-Kalenders hinaus: Der eine fürchtet die Hyperinflation, der nächste macht sich Sorgen um grenznahe Atomkraftwerke, wieder ein anderer will sich für einen Zusammenbruch des Staates rüsten.

„Es geht einfach darum, sich im Notfall selbst helfen zu können, wenn einmal keine externe Hilfe kommt“, erklärt ein österreichischer Prepper, der – ein wenig Paranoia schwingt dann doch mit – anonym bleiben möchte. „Wir sind so gewöhnt daran, dass uns alles vom Staat oder von Versicherungen abgenommen wird, dass viele Leute auf sich allein gestellt völlig verloren wären. Wir bauen halt vor.“ Mit Konserven, Notfallrucksäcken und Plänen, wie man überlebt, wenn etwa der Strom monatelang ausfällt. Und ja: In den vergangenen Jahren sei das Interesse an solchen Methoden gestiegen.

Geschäfte mit der Angst

Das sieht auch Hannes Kögl so. Der Tiroler hat die Firma Innova-Zivilschutz in Wörgl gegründet und kann seit der Lehman-Pleite 2008 jährlich Umsatzsteigerungen von bis zu 25 Prozent verzeichnen. Kögl verkauft Langzeitlebensmittel, Wasserfilter und Atemschutzgeräte. „Eine gewisse Verunsicherung ist sicherlich zu spüren.“

Vor allem lang haltbare Lebensmittel, die zum Teil bis zu 30Jahren halten, würden die Leute bei ihm kaufen. Sein durchschnittlicher Kunde ist über fünfzig Jahre alt und besser gebildet, sagt er. Menschen, die aus dem Finanzsektor kommen, aber auch viele Anwälte und Steuerberater seien dabei. Die Maya-Vorhersage habe damit aber nichts zu tun – eher schon die Angst vor Naturkatastrophen oder dem Finanzkollaps.

Dass Überleben immer mehr ein Thema wird, weiß auch Stefan Lang aus Wiener Neustadt. Er eröffnet diese Woche seinen Online-Shop Fluchtkit.at, in dem sich Leute „Fluchtrucksäcke“ kaufen können. Im kleinsten Rucksack sind etwa Langzeitlebensmittel für drei Tage, ein Schlafsack, Zahnbürste, Seife und ein kleiner Wasserfilter enthalten. Im großen Survivalpack „Zivilisationsrucksack“ finden die Käufer aber auch eine Säge, damit sie sich einen Unterschlupf bauen können. „Bei einer Naturkatastrophe zum Beispiel kann man mit dem kleinen Rucksack gut überleben“, sagt Lang. An große Krisen glaubt auch er nicht. Ihm geht es eher darum, Engpässe zu überbrücken. Der Rucksack für drei Tage Survival kostet im Übrigen circa 750 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)

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