"Manche Dinge sprengen die Vorstellungskraft"

Am Schauplatz. Beamte und Nachbarn sind geschockt von der Brutalität des Mordes.

Zutiefst schockiert von dem bestialischen Mord an einem Obdachlosen in Wien zeigten sich ermittelnde Exekutivbeamte und Anrainer rund um den Tatort in Rudolfsheim-Fünfhaus. "Ich bin einiges gewohnt, aber gewisse Dinge sprengen auch meine Vorstellungskraft", sagte eine Polizistin am Dienstagvormittag zu Journalisten. Auch Nachbarn in der Reichsapfelgasse 26 können kaum glauben, dass hier ein 19-Jähriger seinen 49 Jahre alten Mitbewohner in einer Sozialwohnung erschlagen, ausgeweidet und Teile der Organe verspeist haben soll.

Angst im Keller

"Ich bin total schockiert und habe Angst", sagte Nadica Drinic, die im Mezzanin über dem Tatort im Tiefparterre wohnt. Sie habe in dem hübschen, mintgrünen Haus aber auch zuvor nicht besonders sicher gefühlt. Vor Jahren soll sich bereits eine Bluttat in der Wohnung ereignet haben, erzählte sie. Die Polizei konnte das nicht bestätigen. Beim Wäschewaschen im Keller habe die junge Mutter seither ein mulmiges Gefühl gehabt.

Täter auffällig aggressiv

Das Opfer und den möglichen Täter habe die Nachbarin gekannt. Der Ermordete habe einen sehr ruhigen Eindruck auf Drinic gemacht und stets freundlich gegrüßt. Vor seinem 19-jährigen Mitbewohner, dem mutmaßlichen Täter, habe sie sich hingegen gefürchtet. Aggressiv sei dieser gewesen, schilderte ein Bewohner des Nachbarhauses, Milija Brndusic, der APA. Vor einigen Tagen sei er in einen Streit mit dem späteren Verdächtigen geraten. Dieser habe ihn beschimpft und mit Bierdosen nach ihm geworfen, erzählte der Mann.

Motiv: Streit um Geld?

Den 49-jährigen Obdachlosen will Brndusic noch am Montagnachmittag - wie so oft - auf einer Parkbank vor der Schule sitzen gesehen haben. Angeblich soll sich der 19-Jährige immer wieder Geld von seinem Mitbewohner geborgt haben. Immer wieder soll es Streit zwischen den beiden Unterstandslosen gegeben haben. "Meine Tochter konnte gar nicht einschlafen, so laut war das", schilderte eine andere Mieterin. Von der Tat selbst hätten die Anrainer allerdings nichts mitbekommen.

Die Gegend rund um das Wohnhaus macht einen ruhigen, fast beschaulichen Eindruck. Das vierstöckige Haus mit Blumenschmuck im Hochparterre liegt in einer schmalen Einbahnstraße eingebettet zwischen einem kleinen Park und einer Ganztagsvolksschule der Stadt Wien. Im Tiefparterre liegt die Wohnung mit der Tür Nummer 6, in der sich die grausige Tat abgespielt hat. In der Fußgängerzone vor der Schule sammelten sich am Vormittag zahlreiche Schaulustige. (APA)

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