Schlepperbericht: Zehn Mal mehr Syrer aufgegriffen

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Immer mehr Geschleppte werden bei der Einreise nach Österreich gefasst. Auch die Anzeigen gegen illegale Schlepper steigen.

Bis zu 12.000 Euro muss ein Syrer für eine Schleppung von seiner Heimat bis nach Österreich und darüber hinaus zahlen. Eine Familie kostet das mindestens 30.000 Euro. Trotz solcher Summen hat sich die Zahl der aufgegriffenen Staatsbürger aus dem Kriegsland im Nahen Osten 2014 gegenüber 2013 verzehnfacht. Das geht aus dem Schlepperbericht des Bundeskriminalamts (BK) hervor, aus dem die Austria Presseagentur zitiert.

Demnach wurden im Vorjahr 9083 Syrer bei der Einreise nach Österreich aufgegriffen, für 2013 wurde die Zahl mit 847 angegeben. Die Zahlen des aktuellen Schlepperberichts stimmen allerdings nicht mit denen des Berichts davor überein. Laut Oberst Gerald Tatzgern, Leiter des Büros für Menschenhandel und Schlepperei im BK, handelt es sich bei den Zahlen nämlich um Momentaufnahmen. Stellt sich danach heraus, dass ein Aufgegriffener etwa Staatsbürger einer anderen Nation ist, als von ihm ursprünglich angegeben, ändert das nachträglich auch die Statistik.

Um 24 Prozent mehr Aufgriffe

Insgesamt wurden im Vorjahr 34.070 Personen aufgegriffen, um 24 Prozent mehr als 2013. Neben den Syrern waren laut BK auch bei Irakern, Somaliern, Eritreern und Kosovaren Steigerungen von mehreren hundert Prozent zu beobachten. Starke Rückgänge gab es hingegen bei Menschen aus Pakistan, der Russischen Föderation (Tschetschenien), Indien, Algerien und Marokko. Tatzgern sagte, nach den ersten Beobachtungen dürfte sich der Trend 2015 bei den Steigerungsraten fortsetzen. Aktuell sehe man auch wieder steigende Zahlen bei den Einreisenden aus Afghanistan.

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Syrische Flüchtlinge können sich die horrenden Preise für die Schleppungen offenbar auch leisten. "Bei Schiffspassagen von Afrika nach Europa wurden teilweise 'Abladungen' registriert. Das heißt, Afrikaner wurden wieder vom Schiff gebracht, weil die Schlepper Syrer mitnehmen konnten. Die Syrer zahlen mehr", schilderte Tatzgern. 4.000 Euro kostet die unter Deck besonders gefährliche Überfahrt pro Person. An Deck ist es um 2000 Euro teurer.

Syrische Flüchtlinge kommen teilweise mit großen Summen: Tatzgern zufolge wurden sie mit bis zu 10.000 Euro aufgegriffen. Sie dürften eine Anzahlung geleistet und mit den Schleppern ausgemacht haben, den Rest bei erfolgtem Transport zu zahlen. Billig ist die Reise nach Westeuropa auch aus den Flüchtlingslagern in der Türkei nicht: Eine Person muss dafür 6.000 bis 10.000 Euro zahlen. Von Griechenland nach Österreich und weiter kostet es für eine Einzelperson 3.000 bis 5.000 Euro. Wesentlich billiger ist es von Serbien nach Österreich: Zwischen 700 und 1.200 Euro pro Person.

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Mehr angezeigte Schlepper

Starke Steigerungsraten gab es laut BK auch bei den angezeigten Schleppern. Von 352 im Jahr 2013 erhöhte sich die Zahl auf 511. Von den mehr als 34.000 Aufgegriffenen wurden nach den Erkenntnissen der Ermittlern 20.768 geschleppt.

Die für Österreich wichtigsten Routen sind nach wie vor die Eastern Mediterranean Route per Schiff nach Italien und dann weiter nach Österreich und dann in Richtung Nordwesteuropa sowie die Western Balkan Route entweder von der Türkei ausgehend über Bulgarien, Rumänien und Ungarn oder über Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn. Die meisten angezeigten Schlepper stammten übrigens aus Ungarn. Diese dürften vor allem als Transporteure fungieren. Der Westbalkan ist auch einer der Schwerpunkte in der Arbeit heimischer Ermittler und von Kooperationsprojekten mit den jeweiligen Polizeiorganisationen.

(APA)

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