Der Heldenberg im Weinviertel bietet mehr als nur Radetzkys Gedenkstätte: Lipizzaner trainieren, Greifvögel jagen hier.
Es ist ein eher unscheinbarer Bau, der am Anfang des Ausflugs steht. Dass sich dahinter ein großes Areal verbirgt, auf dem man im Lauf des Tages den berühmten Lipizzanern ebenso wie Geiern und Adlern begegnen wird, aber auch historische Autos betrachten kann, würde man nicht vermuten.
Und, nicht zu vergessen, die ursprünglichste Attraktion hier auf dem Heldenberg im Weinviertel: die Gedenkstätte von Feldmarschall Radetzky. Diese zentrale Attraktion ist in den vergangenen Jahren um so manches Angebot erweitert worden, weshalb hier, wer möchte, durchaus fast einen ganzen Tag verbringen kann.
Große Oldtimersammlung
Der Ausflug beginnt in einer riesigen, gut gekühlten Halle, in der sich das Koller-Oldtimermuseum befindet. Liebhaber historischer, schneller und wertvoller Autos wird man nicht so schnell wieder hinausbekommen: Auf mehreren Ebenen kommt man hier manch seltenem Exponat sehr nah – die Autos dürfen zwar nicht berührt werden (nicht jeder hält sich freilich daran), sie sind aber frei zugänglich. Als da etwa wären: Bruno Kreiskys Privatauto etwa, ein Rover 3500. Eine Chevrolet-Corvette. Ein Ford Capri aus dem Jahr 1977.
Danach geht es ins Freie, auf verschlungenen Pfaden spaziert man durch den idyllischen, englischen Garten, in dessen Mitte sich ein kegelförmiger Aussichtsberg befindet. Angelegt wurde dieser Garten, nachdem Joseph Gottfried Pargfrieder das Schloss Wetzdorf 1832 erworben hatte und später hier die mächtige Gedenkstätte Heldenberg zu Ehren der königlich-kaiserlichen Armee errichten ließ.
Schlossherr beglich Radetzkys Spielschulden
Pargfrieders Geschichte ist erzählenswert: Er belieferte die Armee unter anderem mit Lebensmitteln und behauptete, ein unehelicher Sohn von Kaiser Joseph II. zu sein. Da er sehr wohlhabend war, beglich Pargfrieder die Spielschulden des Feldmarschalls Josef Graf Radetzky – und erkaufte sich dafür das Recht, Radetzky auf dem Heldenberg begraben zu dürfen.
Ehe man die Gedenkstätte erreicht, geht es etwa eine Viertelstunde zu Fuß leicht bergauf (weniger Mobile können mit dem Auto fahren). Zunächst wird man im Radetzkymuseum über das Leben des Feldherrn informiert. Zu sehen gibt es aber auch einige Dioramen, in denen mit Hunderten Zinnsoldaten berühmte Schlachten – wie jene um Aspern gegen die napoleonische Armee – aufwendig nachgestellt werden.
Durch ein Tor tritt man schließlich ins Freie – und hat sogleich einen beeindruckenden Blick auf die weitläufige Gedenkstätte: zentral vor einem der mächtige Obelisk, unter dem sich Radetzkys Gruft befindet, in die man über eine steile Treppe hinabklettern kann.
Links und rechts davon sind kreisförmig um zwei Siegessäulen die Büsten von Ordensrittern des italienischen und ungarischen Feldzugs gruppiert. Man sieht hier also sehr, sehr viele Büsten – in dem angrenzenden, fast märchenhaften Park kommt man dann sogar an noch mehr Büsten (mit klingenden Namen wie Trauttmansdorff oder Palffy) vorbei, aber auch – in der „Herrscherallee“ – an Statuen diverser Kaiser.
Sommerfrische für die Hengste aus Wien
Nun geht es entweder bergab zu den Stallungen der Lipizzaner, die hier seit einigen Jahren ihr Sommerquartier haben: Die Hengste werden hier für die Spanische Hofreitschule ausgebildet, die Schulhengste werden aber auch regelmäßig von Wien auf Sommerfrische auf den Heldenberg geschickt. Im Rahmen von Führungen können Besucher die Stallungen besichtigen, den Pferden aber auch beim Training zusehen.Falknerei.
Geht man von Radetzkys Gedenkstätte weiter bergauf, gelangt man zu der jüngsten Attraktion des Areals: Aigners Falkenhof, den man auf eigene Faust erkunden kann. Wer mehr über die rund 20 Greifvogelarten in den Volieren (darunter Steinadler, Gänsegeier, Uhus, Falken) erfahren will, dem sei eine Führung empfohlen. Die Vögel werden hier gepflegt, gezüchtet – und teilweise wieder ausgewildert. Jeden Tag gibt es zudem Flugvorführungen, immer wieder auch Falknerworkshops, auch für Kinder.
Apropos Kinder: Gerade der Falkenhof samt benachbartem Steinzeitdorf (das Gebiet um den Heldenberg war schon in der Jungsteinzeit besiedelt, woran das nachgebaute Dorf erinnert) ist wahrscheinlich jener Teil des Heldenbergs, der junge Besucher am meisten begeistern wird.
An den Wochenenden ist hier auch viel los: Mit Animateuren können Kinder Korn mahlen, Brot backen töpfern oder bogenschießen. Gastronomisch versorgt wird man in der Falkenhofschenke. Unten beim englischen Garten gibt es zudem ein Café mit zeitloser Karte (Toast Hawaii!), von der Terrasse aus kann man mit etwas Glück den einen oder anderen Specht beobachten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)