Egal, wie heiß es draußen ist: In Wiens Kälteoasen bleibt es auch nach den vier Hitzewellen dieses Sommers angenehm kühl. Ein Wegweiser.
Der heißeste Ort Wiens? Das ist der Karlsplatz, hier steht zumindest eines der Messgeräte der Stadt. Aber ob es hier noch ein paar Zehntelgrad heißer war als im Rest von Wien, tut in einer Woche wie der vergangenen nichts mehr zur Sache. Denn die Hitze ist in der gesamten Stadt ins (für manche) Unerträgliche gestiegen. Aber es gibt Abkühlung, sei es durch das Wetter oder kleine kühle Oasen der Stadt – vom sanften Niesel neben einem Brunnen bis zu kühlen Kinosälen, Gruften oder – aus ökologischer Sicht mag man den Sinn hinterfragen – einer Eislaufhalle. Ein kleiner Wegweiser durch die Kältepole einer heißen Stadt:
Wasser kühlt
Wer in Wien Beweise für diese Binsenweisheit sucht, der findet sie rings um die Brunnen, wenn Kinder planschen, Touristen rasten oder wenn beim Vorbeigehen der eine oder andere kurz eine Hand ins Nass steckt. 55 Monumental- und Denkmalbrunnen gibt es in Wien, dazu mehr als 900 Trinkbrunnen (diese findet man meist bei Spielplätzen, in Parks oder bei Märkten). Besondere Empfehlung für schnelle Abkühlung: Einmal durch den Sprühnebel des Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz laufen oder radeln, und man fühlt sich fast wie frisch geduscht. Für den kleinen Effekt tun es auch die Sprinkleranlagen, zum Beispiel vormittags bei den Grünflächen an der Ringstraße. cim
Ab in die Gruft
Der Tod hat den Ruf, ein kühler Zeitgenosse zu sein. Bei großer Hitze bietet sich an, dieser Kühle einen Besuch abzustatten. Die Kaisergruft (Tegetthoffstraße 2, 1010 Wien, täglich 10–18 Uhr) ist auf etwa 19 Grad temperiert – und abseits der Abkühlung kann man sich die Sarkophage diverser Habsburger ansehen. Deren Eingeweide wurden übrigens in den Katakomben (Mo bis Sa 10–11.30, 13.30–16.30 Uhr, So, Fei. 13.30–16.30 Uhr) unter dem Stephansdom extra bestattet. Interessant anzusehen – und ziemlich kühl ist es dort auch. eko
Auf die Eisfläche
Wer es richtig kühl mag, der muss hierher kommen, sich die Kufen anschnallen und so tun, als ob schon Winter wäre. Seit 2012 ist die Wiener Stadthalle im Sommer zum Eislaufen geöffnet. Bei angenehmen 17 Grad kann man über die Eisfläche gleiten, während die Großstadt in der Hitze glüht. Dafür braucht es keinen Skianzug und auch keine Handschuhe. Viele Besucher tummeln sich in kurzen Hosen und T-Shirts am Eis, wobei es für Menschen, die schnell frieren, vermutlich ratsam ist, etwas Langärmliges einzupacken. Das Sommereislaufen (www.eisstadthalle.at) findet bis 17. Oktober immer dienstags (von 16 bis 19 Uhr) und samstags (von 20 bis 22 Uhr) statt. win
Ins Berginnere
Gut, für dieses Fluchtziel vor der Hitze muss man zwar die Stadt verlassen, aber das zahlt sich aus: In der Seegrotte Hinterbrühl gibt es im Berginneren den mit 6200 Quadratmetern größten unterirdischen See Europas, Schauräume über die Geschichte des Bergbaus oder die Geschichte der Grotte, etwa über die Zeit, als hier während des Krieges eine Flugzeugfabrik war. Man kann hier auch eine Art Verlies finden, das schon als Hollywood-Kulisse diente („Die drei Musketiere“). Abschließend kann man mit einem Boot über den magisch stillen, unterirdischen See fahren – oder auch einfach nur die Kühle genießen. Im Sommer hat man dazu täglich von neun bis 17 Uhr die Gelegenheit. Weitere Infos: seegrotte.at cim
Abkühlung im Kinosaal
In Hitzenächten gehören Kinosäle zu den angenehmsten Orten der Stadt. Vor allem in den modernen Multiplex-Kinos wie etwa dem Apollo, dem Village Cinema oder Hollywood Megaplex im Gasometer werden die Säle zumeist derart stark runtergekühlt, dass sie eine großartige Abwechslung zu den Tropenabenden im Freien bieten. Manchmal – vor allem, wenn ein großer Saal nicht voll besetzt ist – wird es sogar so frisch, dass man sich wünscht, eine Jacke oder Weste mitgenommen zu haben. Ähnlich wie im Flugzeug, in das man nach dem Urlaub bei 38 Grad Außentemperatur einsteigt und in der Kabine zu frieren beginnt. kb
Blitzeis in der „LuCi“
Gewöhnlich ist die Lugner City einer der Orte, an denen gilt: schnell rein, erledigen, was zu erledigen ist, und schleunigst wieder raus. So praktisch sie ist (bis 21 Uhr geöffnet), so gedrängt/überlaufen/schrecklich ist sie eben auch. Im Sommer ist das anders, da schlägt einem beim Eintreten erst einmal angenehm kalte Luft entgegen. Wenn man die Augen schließen würde (sollte man nicht, weil man sonst irgendjemandem hineinrennt), könnte man sich einbilden, auf einem Gletscher zu stehen. Sind hier doch, wie in vielen Einkaufszentren, die Klimaanlagen auf gefühlte 18 Grad eingestellt. Nach ein paar angenehm-kühlen Minuten ist der Reiz jedoch vorbei, da sticht die eisige Luft im Hals, hat man zuvor geschwitzt, fühlt es sich nun an, als friere das Gewand auf der Haut fest. Also gilt doch wieder die alte „LuCi“-Regel: schnellstens raus. cim
Flucht in kühle Grätzel
Je dichter verbaut die Stadt ist, umso heißer wird es. Dementsprechend ist es in der Wiener Innenstadt bzw. in den inneren Bezirken – pauschal könnte man sagen: vom Hauptbahnhof nordwärts bis nach Floridsdorf – am heißesten, wie die Meteorologen vom Wetterdienst Ubimet sagen.
In den äußeren oder besonders einem der westlichen Bezirke ist es tendenziell kühler, vor allem, je höher es in Richtung Wienerwald geht. Auf der Jubiläumswarte werden ein bis zwei Grad weniger gemessen als im Zentrum. Selbiges gilt für sämtliche Stadtrandgebiete. Überhaupt variiert die Temperatur in der Stadt um drei bis vier Grad, die gefühlte Temperatur durch Wind oder direkte Sonneneinstrahlung divergiert noch einmal um ein paar Grad mehr. Vor allem in der Nacht ist die Differenz groß: So wurden zuletzt etwa in Mariabrunn nahe der westlichen Stadtgrenze 17 Grad gemessen, während es in der Inneren Stadt immer noch 23 Grad waren. cim
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2017)