Katastropheneinsatz nach Unwetter

Massive Vermurungen und Überflutungen richteten schwere Schäden in der Steiermark und in Tirol an – ein Krisenstab koordiniert die Aufräumarbeiten.
Massive Vermurungen und Überflutungen richteten schwere Schäden in der Steiermark und in Tirol an – ein Krisenstab koordiniert die Aufräumarbeiten. (c) APA/MARKUS WINKLER
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Nach den schweren Unwettern wurden mehrere Orte in der Steiermark zum Katastrophengebiet erklärt. Das Heer ist im Assistenzeinsatz. Ein Wanderer wird vermisst.

Wien. Kaum waren die Aufräumarbeiten angelaufen, kam es in der Nacht auf Sonntag zu neuerlichen schweren Unwettern in der Steiermark – mit verheerenden Folgen. In Oberwölz (Bezirk Murau) mussten Häuser evakuiert werden, Bäche traten über die Ufer und Hänge rutschten ab. In Knittelfeld (Bezirk Murtal) rettete die Feuerwehr Menschen aus einem weggeschwemmten Pkw.

Die Situation in Sölk, Öblarn und Donnersbachwald war am Sonntag so kritisch, dass diese Gemeinden behördlich zu Katastrophengebieten erklärt wurden. In Öblarn (Bezirk Liezen) wurde der Ortskern völlig überflutet. Das Bundesheer startete daraufhin am Sonntag einen Assistenzeinsatz – der Katastrophenhilfeeinsatzzug des Militärkommandos Steiermark war mit 35 Mann im Einsatz, um die Aufräumarbeiten in Öblarn zu unterstützen.

Krisenstab wurde eingerichtet

Vom dortigen Krisenstab hieß es noch am Sonntagabend, dass vier Almen in der Sölk nicht erreichbar sind. Mehrere Menschen wurden mit dem Hubschrauber ausgeflogen. Das Bundesheer flog mit einem Transporthubschrauber auch einen Baggerfahrer in das Walchental ein. Dieser war eigentlich am Samstag mit den Aufräumarbeiten nach den Unwettern vom Freitag fertig gewesen, musste am Sonntag aber erneut Vermurungen beseitigen. In Oberwölz in der Obersteiermark trat laut Feuerwehr-Sprecher Walter Horn nach schweren Regenfällen, die von Sturmböen begleitet wurden, der Schöttlbach über die Ufer – mehrere Häuser mussten von der Feuerwehr evakuiert werden. Vorübergehend war Oberwölz von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem alle Straßenwege durch Vermurungen und Überschwemmungen blockiert waren.

In Knittelfeld, das auch schon in der Nacht davor von Unwettern getroffen wurde, kam es am Sonntag zu „sintflutartigen Regenfällen“, erklärte Feuerwehr-Sprecher Thomas Zeiler. Dutzende Keller mussten ausgepumpt und umgestürzte Bäume beseitigt werden. In der Ortschaft Flatschach rissen die Fluten ein Auto mit, beide Insassen konnten gerettet werden.

Schwer getroffen hat das Unwetter auch die benachbarten Gemeinden St. Marein-Feistritz, Seckau und Bischoffeld. Die Murtal Schnellstraße (S36) war vorübergehend zwischen Feistritz und Knittelfeld in Fahrtrichtung Klagenfurt aufgrund von Überschwemmungen gesperrt.
Kritisch wurde die Situation für einen Autofahrer auf der Sölkpaß-Höhe. Die Straße wurde durch das Unwetter auf einer Länge von rund 100 Metern weggerissen, er saß fest, begab sich aber an eine sichere Stelle und übernachtete in seinem Wagen. Er musste mit einem Hubschrauber ausgeflogen werden. Gleichzeitig wurde am Sonntagabend noch ein Wanderer vermisst, der auf dieser Strecke unterwegs gewesen sein soll.

Aufgrund der Schäden beorderte das Bundesheer eine Kompanie der Grazer Gablenzkaserne in die Obersteiermark, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Am heutigen Montag wird sie von einer Pionierkompanie aus Villach mit rund 200 Mann unterstützt.

Finanzielle Unterstützung

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) traf am Sonntag zu einem Lokalaugenschein in Kobenz ein und erklärte, er habe bereits mit Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) über finanzielle Hilfen gesprochen, um Betroffene zu unterstützen. Die Hagelversicherung hatte unterdessen erste Zahlen zum Schaden in der steirischen Landwirtschaft veröffentlicht. Demnach sind rund 10.000 Hektar betroffen, der Gesamtschaden für die Landwirtschaft soll sich im Bereich von einer Million Euro bewegen.

Unwetter mit heftigen Regenfällen und Hagel sind auch über Teile Tirols gezogen. Besonders im Ziller-, Wipp- und Stubaital mussten die Feuerwehren wegen Vermurungen, Hangrutschungen und überflutete Keller ausrücken – in Mayrhofen im Zillertal standen rund 70 Keller von Wohnhäusern völlig unter Wasser. Kritisch wurde die Situation für einen Schweden (45), der auf der Felbertauernstraße mit seinem Wagen unterwegs war. Er wurde von den Schlammmassen erfasst und verschüttet, konnte sich aber selbst befreien. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2017)

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