Start für Medikamentendatenbank

Nebenwirkungen von Medikamenten sollen künftig effizienter vermieden werden.
Nebenwirkungen von Medikamenten sollen künftig effizienter vermieden werden. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vorarlberg ist das erste Land, in dem mit Februar die E-Medikation startet. Ärzte und Apotheker sehen damit beim Stecken der E-Card auf einen Blick alle Medikamente der Patienten.

Wien. Nach teilweise holprig verlaufenen Pilotprojekten und Studien ist Vorarlberg das erste Bundesland, in dem die sogenannte E-Medikation ab morgen, 1. Februar, flächendeckend in Echtbetrieb geht. Bis Herbst 2019 wird die neue Medikamentendatenbank schrittweise in ganz Österreich ausgerollt.

Bei der E-Medikation handelt es sich um eine Funktion der elektronischen Gesundheitsakte Elga, mit der für jeden Patienten die von Ärzten verordneten und von Apotheken ausgegebenen Medikamente ein Jahr lang gespeichert werden. Das gilt nicht nur für rezeptpflichtige Arzneien, sondern auch für rezeptfreie, die wechselwirkungsrelevant sind.

E-Card auch in der Apotheke

Ärzte und Apotheker sehen damit beim Stecken der E-Card auf einen Blick die Medikamente des Patienten und können etwaige unerwünschte Wechselwirkungen erkennen. Für die Patienten ändert sich dabei also, dass nun auch in der Apotheke die E-Card gesteckt wird. Nach einem Jahr werden die Daten automatisch gelöscht.

Die Teilnahme ist freiwillig, Patienten können sich abmelden. Niedergelassene Vertragsärzte und Apotheken in Vorarlberg sind jedenfalls ab 1. Februar verpflichtet, verordnete Medikamente in der E-Medikation zu speichern.

„Die Sozialversicherung hat sehr lang für diesen Moment gearbeitet, weil wir wissen, welchen gewaltigen Entwicklungssprung unser Gesundheitssystem damit in Richtung Patientensicherheit machen kann“, sagt Alexander Biach, Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. Er verweist auf die unterschätzten Risken von unerwünschten Wechselwirkungen von Medikamenten. Denn drei Medikamente gemeinsam eingenommen könnten statistisch gesehen drei Wechselwirkungen auslösen, fünf Arzneimittel bereits zehn Wechselwirkungen.

Vorarlberg macht den Anfang, nach und nach werden alle Bundesländer nachziehen. Vom 8. März bis 10. Mai folgt die Steiermark. Kärnten soll bis 14. Juni die E-Medikation eingeführt haben, Tirol bis 18. Oktober und Salzburg bis 22. November. Im Jahr 2019 folgen dann Oberösterreich bis 28. Februar, Niederösterreich bis 6. Juni, das Burgenland bis 20. Juni, und den Abschluss bildet Wien bis 19. September.

Keine Überdosierungen

„E-Medikation heißt: Alle Medikamente auf einen Blick“, sagt VGKK-Obmann Manfred Brunner, der Vorarlberg in einer Vorreiterrolle sieht. Ärzte kämen mit dem neuen Dienst rasch an wichtige Informationen zum Medikamentenverhalten ihrer Patienten, das verhindere vor allem Überdosierungen. Gerade für ältere oder mehrfach erkrankte Personen sei das wichtig.

Doch auch schon Kinder könnten von Wechselwirkungen betroffen sein, etwa bei der Einnahme von Erkältungsmitteln oder auch nur Hustensaft. Die Teilnahme sei also für jeden sinnvoll, so die Argumentation. Anhand der konstruktiven gemeinsamen Umsetzung des Projekts zeige sich die Sinnhaftigkeit von regionalen Krankenkassen und die Wichtigkeit, diese beizubehalten, betont Vorarlbergs Ärztekammer-Präsident, Michael Jonas.

Laut Jürgen Rehak, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, leide die E-Medikation aber noch unter Kinderkrankheiten. Nach ersten Erfahrungen aus einem zweimonatigen Versuchsbetrieb in sieben Apotheken hätte sich gezeigt, dass die Software noch nicht optimal funktioniere. Rehak: „Ich erwarte am Anfang noch technische Schwierigkeiten, die im Interesse aller rasch behoben werden sollten.“ (kb)

Auf einen Blick

Datenbank. Mit der E-Medikation werden vom Arzt verordnete und in der Apotheke ausgegebene Medikamente in der E-Medikationsliste für ein Jahr gespeichert. Ärzte und Apotheker sehen damit beim Stecken der E-Card auf einen Blick die Medikamente des Patienten und können etwaige unerwünschte Wechselwirkungen erkennen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2018)

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