Antisemitismus-Bericht: "Antisemitische Aussagen werden immer mehr zur Normalität"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit 2014 haben sich antisemitische Vorfälle beinah verdoppelt, berichtet das Forum gegen Antisemitismus. Es herrsche eine "Enthemmung der Täter".

Laut einem Bericht des Forums gegen Antisemitismus sind im Vorjahr 503 antisemitische Vorfälle gemeldet worden. Das entspricht im Vergleich zu 2014 (255 gemeldete Vorfälle) fast einer Verdoppelung. "Wir befinden uns auf einem Allzeithoch", betonte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), im Ö1-"Mittagsjournal". Das Forum spricht von einer "Enthemmung aufseiten der Täter", denn auch bei persönlichen Beschimpfungen, Bedrohungen, Anrufen und Angriffen habe es einen Anstieg gegeben. Man gehe zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

Der Anstieg zeige, "dass Antisemitismus präsent ist, sowohl bei der Rechten als auch bei der muslimischen Judenfeindlichkeit, und wir haben auch im linken Segment Aktivitäten", sagte Deutsch bei einer Pressekonferenz. 62 Prozent der Handlungen könnten keinem ideologischen Hintergrund zugeordnet werden, drei Prozent würden aus dem linken, zehn Prozent aus dem islamischen und 24 Prozent einem rechten Hintergrund stammen, meint man beim Forum gegen Antisemitismus.

Hoher Schutz für jüdische Einrichtungen

Deutsch nehme dem FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache dessen Aussage nicht ab, Antisemitismus hätte keinen Platz in der Partei: Wenn Antisemitisches mit einer Regelmäßigkeit von einer politischen Partei komme, dann von FPÖ-Funktionären, sagte der IKG-Präsident.

"Wir sehen das Problem, dass antisemitische Aussagen immer mehr zur Normalität werden", meinte Deutsch zudem. Die Drohungen würden meist nicht mehr anonym, sondern "ganz unverblümt" ausgesprochen werden.

Dass nur fünf tätliche Angriffe gemeldet wurden, sei für Deutsch auf den hohen Schutz österreichischer jüdischer Einrichtungen durch Wachdienste und Polizei, speziell in Wien, zurückzuführen.

(epos)

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