Kiloweise Marihuana gegen Phantomschmerzen

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Symbolbilddpa/Torsten Leukert
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Zwei Männer wurden in Wien wegen einer groß angelegten Marihuana-Zucht zu Haftstrafen verurteilt. Einer der beiden züchtete die Drogen, um nach einem Explosionsunfall gegen die Phantomschmerzen anzukämpfen.

Zwei Wiener, die eine groß angelegte Marihuana-Zucht betrieben haben, sind am Montag im Wiener Straflandesgericht zu vier Jahren bzw. sieben Monaten verurteilt worden. Die Polizei hat in dem Fall bei den Männern (53 und 45 Jahre alt) kiloweise Cannabiskraut und -harz gefunden. Der Jüngere züchtete die Drogen, um nach einem Explosionsunfall gegen die Phantomschmerzen anzukämpfen.

Als er 14 Jahre alt war, hatte er Feuerwerkskörper herstellen wollen, erzählte der mittlerweile 45-Jährige dem Schöffensenatsvorsitzenden, Richter Peter Sampt. "Ich hab' im Chemieunterricht gut aufgepasst", meinte er. Wahrscheinlich nicht gut genug, denn das Pulvergemisch explodierte in seinen Händen. Seitdem ist er auf dem rechten Ohr taub und er hat an beiden Händen nur noch die Daumen. Aufgrund der starken Schmerzen wurde er opiatabhängig, weswegen er sich im Jänner 2016 selbstständig in stationäre Behandlung begab, um davon loszukommen. Dort wurde dem 45-Jährigen medizinisches Tetrahydrocannabiol (THC) für die Schmerzen und der diabetischen Polyneuropathie, eine Nervenschädigung aufgrund der Zuckerkrankheit, verordnet.

Medizinisches THC "einfach zu teuer"

Als er im Februar 2016 entlassen wurde, wurde ihm das medizinische THC mittels Privatrezept verschrieben. "Es war aber einfach zu teuer für mich und das Haschisch hatte eine bessere Wirkung", begründete der 45-Jährige den Anbau von Marihuana in seiner Wiener Wohnung, obwohl die Aufzucht aufgrund seiner Behinderung "auch nicht angenehm" war. "Er hatte allerdings einen grünen Daumen", meinte sein Anwalt Nikolaus Rast. Als die Polizei im November 2017 eine Hausdurchsuchung in seiner Wohnung durchführte, fanden sie vier Kilogramm Cannabis und mehr als 1.200 Euro, die er durch den Verkauf der Drogen an zumindest sieben Abnehmer einnahm.

Sein 53-jähriger Komplize, von dem er einen Teil des Suchtgifts zum Verkauf bezogen hatte, hatte noch viel mehr Cannabis daheim gebunkert. Die Polizei fand bei der Hausdurchsuchung bereits 2,5 Kilogramm, als er den Beamten vier Koffer mit über 16 Kilogramm Cannabisharz überreichte. Die Staatsanwaltschaft errechnete, wenn er täglich fünf Gramm konsumiert hätte, wäre er mit den Suchtmittel zehn Jahre und vier Monate durchgekommen.

Aufgrund seiner einschlägigen Vorstrafen und der großen Drogenmenge wurde der 53-Jährige zu vier Jahren Haft, der 45-Jährige zu sieben Monaten bedingt verurteilt. Er war bisher unbescholten. Beide Urteile sind bereits rechtskräftig.

(APA)

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