Kurz vor der Eintragungswoche werden auch von Arbeiternehmervertretern und aus Niederösterreich Rufe lauter, das Antiraucher-Volksbegehren zu unterschreiben.
Vor der Eintragungswoche für das "Don't smoke"-Volksbegehren haben die Arbeiterkammer, die Gewerkschaft vida, die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) sowie die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zum Unterschreiben aufgerufen. Die Kampagne von für das Volksbegehren Ärztekammer und Krebshilfe geht in die finale Phase.
220.000 Arbeitnehmer in Gastrobranche
Mehr als 1.000 Menschen sterben jedes Jahr in Österreich im Zusammenhang mit Passivrauchen. Auch die rund 220.000 Arbeitnehmer im Hotel- und Gastgewerbe hätten ein Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz, meinen die Vertreter der Gewerkschaft vida und stellten am Donnerstag in Wien die neue Kampagne "Kein Rauch im Wirtshaus" vor.
Alle Arbeitnehmer hätten laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz - nur die Mitarbeiter in der Gastronomie nicht. Sie würden behandelt wie "Menschen zweiter Klasse", kritisierten die Gewerkschafter. Eine Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereich funktioniere nicht, zeigten sich die Arbeitnehmervertreter überzeugt. Auch jene, die sich im sogenannten Nichtraucherbereich aufhalten, würden kontinuierlich toxischen Stoffen ausgesetzt. Ein oft ins Treffen geführte, prognostiziertes "Wirtesterben" im Fall eines generellen Rauchverbots in der Gastronomie hätten internationale Studien widerlegt, wurde bei dem Pressetermin betont.
> > > Wo und wie man das Volksbegehren unterschreiben kann
Gratis-Taxi zu Eintragungslokal
AK-Präsidentin Renate Anderl verwies vor allem auf die Situation der rund 8.900 Lehrlinge aus dem Bereich Hotel und Gastgewerbe, die unzureichend vor Passivrauch geschützt wären. Die Initiatoren hoffen auf mindestens 900.000 Zustimmungserklärungen - nicht zuletzt, weil Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) diese Zahl in Zusammenhang mit einem bindenden Volksentscheid genannt hatte.
Vida und Arbeiterkammer unterstützen das Volksbegehren mit diversen Aktionen und Initiativen. Gefordert wird ein "verbindlicher Nichtraucherschutz ohne Hintertürchen". In Wien sollen unter anderem mobile "Haltestellen" eingerichtet werden, von denen aus man sich gratis via Taxi zu einem Eintragungslokal bringen lassen kann.
Österreich, der "Aschenbecher Europas"
Auch aus Niederösterreich kamen am Donnerstag Aufrufe zum Unterschreiben. "Österreich hat den Ruf, der Aschenbecher Europas zu sein", sagte NÖGKK-Generaldirektor Jan Pazourek und verwies auf den letzten Rang bei der Tabakkontrolle in Europa. Es gehe nicht darum, Freiheiten einzuschränken, sondern darum, Passivraucher zu schützen sowie Suchtkranken zu helfen und zu unterstützen, hielt Pazourek fest.
Ein Gesetz zum Rauchverbot in der Gastronomie wäre wichtig gewesen, sagte Königsberger-Ludwig der SPÖ-Niederösterreich. Besonders schmerze, dass es keinen Nichtraucherschutz von Lehrlingen in der Gastronomie gebe. "Auch eine Stunde ist eine Stunde zu viel", meinte sie zur Regelung für neu einsteigende Lehrlinge.
Ärztekammer: 35 Sterbefälle pro Tag
Mit Bierdeckeln, Aufklebern und viel Aufklärung geht die Kampagne für das Don't smoke-Volksbegehren von Ärztekammer und Krebshilfe in die finale Phase. In der Unterstützungsphase im Frühjahr hat man bereits rund 600.000 Unterschriften gesammelt.
35 Menschen am Tag sterben in Österreich im Zusammenhang mit dem Rauchen, ließ die Ärztekammer am Mittwoch wissen. 230 Sterbefälle gehen direkt auf Passivrauchen zurück. Volkswirtschaftlich werden trotz hoher Steuereinnahmen erhebliche Kosten für die Gesellschaft erzeugt: rund 2,41 Mrd. Euro oder 0,7 Prozent des BIP, hat das IHS berechnet. Auch wenn man die Gegenrechnung mit Einsparungen bei Alterspensionen vornimmt, weil Raucher und auch Passivraucher früher sterben verbleiben jährliche Nettokosten von rund 665 Mio. Euro - oder 0,2 Prozent des BIP.
In Österreich rauchen so viele 15-jährige wie nirgends sonst in der EU - die Zahl stagniere bei konstant hohen 15 Prozent, erläuterte Ärtzekammer-Präsident Thomas Szekeres. Lungenkrebs ist EU-weit die häufigste durch Krebs bedingte Todesursache. 24,3 % der österreichischen Bevölkerung rauchen laut aktuellsten OECD-Daten täglich - drittschlechtester Platz in der EU. Derzeit herrsche in 17 Staaten das Rauchverbot in der Gastronomie, und vor allem in Sachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeige sich dort eindeutig eine positive Tendenz.
(APA)