Nach Unwetter: Aufräumarbeiten laufen, Kurz verspricht rasche Hilfe

Unwetterschäden im Gemeindegebiet von Kals am Großglockner.
Unwetterschäden im Gemeindegebiet von Kals am Großglockner. APA/JOHANN GRODER
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In Osttirol sind nach den heftigen Unwettern noch etliche Haushalte ohne Stromversorgung gearbeitet. Das abgeschnittene Lesachtal in Kärnten wird per Hubschrauber versorgt. Bundeskanzler Kurz sicherte Hilfe aus dem Katastrophenfonds zu.

In Osttirol liefen die Aufräumarbeiten nach den heftigen Unwettern mit Starkregen und Sturm in der Nacht auf Dienstag auf Hochtouren. Die Experten rechneten damit, im Laufe des Mittwochs etliche Straßen wieder für den Verkehr freigeben zu können. Damit sollte der Bezirk Lienz wieder gut erreichbar sein, hieß es. Auch in Kärnten entspannte sich die Lage weiter. Am Nachmittag wurde der Zivilschutzalarm aufgehoben.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) versprachen am Mittwoch der Kärntner Bevölkerung rasche Hilfe nach dem Hochwasser und dem Föhnsturm. Man werde mit dem Katastrophenfonds rasch und unbürokratisch helfen, sagte Kurz nach einer Sitzung des Krisenstabs in Klagenfurt. Das Gesamtausmaß der Schäden sei enorm, die Höhe derzeit aber noch nicht absehbar. Straßenbaulandesrat Martin Gruber (ÖVP) versprach, man werde alles Mögliche tun, um das derzeit abgeschnittene Lesachtal wieder am Straßenweg erreichbar zu machen.

Bundesheer im Lesachtal im Einsatz

Dabei hilft das Bundesheer, 60 Pioniere und zwei schwere Maschinen waren seit den frühen Morgenstunden im Einsatz. Sie arbeiteten sich von Kötschach-Mauthen in Richtung Maria Luggau durch, um die Straße freizubekommen. Das Problem dort ist, dass sich die Hänge teilweise noch bewegen, manche Stellen müssen erst von Geologen begutachtet werden, um festzustellen, ob gearbeitet werden kann.

Derweil versuchen die Monteure des Energieversorgers Kelag, via Osttirol mit Notstromaggregaten ins Lesachtal vorzudringen. Die Versorgung der dortigen Bevölkerung erfolgt vorerst durch Hubschrauber des Bundesheeres. Auch im Mölltal leistet das Bundesheer Assistenzeinsatz, wo sich  Soldaten von Lainach nach Winklern vorarbeiten.

Massive Schäden in Osttirol

Die Lage in Osttirol hat sich laut Bezirkshauptfrau Olga Reisner beruhigt.  Nach wie vor standen Hunderte Einsatzkräfte im ganzen Bezirk im Einsatz, um Straßenabschnitte und Hänge zu sichern, Murenmaterial zu beseitigen und umgewehte Bäume zu entfernen. Kurz vor Mittag verzeichnete die Tinetz bei 32 Trafostationen in neun Osttiroler Gemeinden Störfälle. Die Experten arbeiteten an der Behebung. Noch in der Früh waren mehr als 800 Haushalte ohne Strom gewesen.

Die Unwetter verursachten in Osttirol massive Schäden. Laut einer ersten Schätzung des Landes dürften diese in die Millionen gehen. Vor allem die Straßeninfrastruktur, Verbauungsmaßnahmen vieler Bäche und Flüsse sowie die Jausenstation Galitzenklamm bei Amlach waren besonders schwer betroffen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte bei einem Lokalaugenschein finanzielle Unterstützung zugesagt.

Verkehrsbehinderungen auch in Nordtirol

Verkehrseinschränkungen gab es nach Felsstürzen in Sölden und Vent im Ötztal sowie in Tux im Zillertal. Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten auf der Ötztal Straße (B186) würden den ganzen Tag andauern. Rund um den betroffenen Bereich gebe es aber eine Umfahrungsmöglichkeit für Pkw und Fahrzeuge bis maximal 2,5 Tonnen, hieß es "Der Normalverkehr soll ab Mittwoch, 18 Uhr wieder, aufgenommen werden können", so die Landesgeologen nach einem Erkundungsflug.

Die Venter Straße (L240) bleibe nach einem Felssturz zwischen Zwieselstein und Vent vorläufig gesperrt. Die Straße soll im Laufe des Tages wieder frei befahrbar sein, hieß es. Aus Sicherheitsgründen werde die L240 allerdings in den kommenden Tagen ab Einbruch der Dunkelheit gesperrt.

Nach einem Murenabgang im Ortsteil Madseit der Gemeinde Tux musste die Tuxer Landesstraße (L6) ebenfalls über Nacht gesperrt werden. Seit 5 Uhr werde der Verkehr im Schadensbereich durch Verkehrsposten einspurig geregelt. Ob die L6 auch erneut in der Nacht gesperrt werden muss, hänge vom Fortgang der Sicherungsarbeiten und der aktuellen Wetterlage ab.

Weiter Entspannung in Kärnten

In Kärnten weiterhin stehen die Zeichen nach dem heftigen Regen weiter auf Entspannung. Bei der Stromversorgung hoffte der Energieversorger Kelag, die meisten Schäden bis zum Abend beheben zu können. Trotzdem waren zu Mittag waren noch rund 1.500 Haushalte ohne Strom, sagte ein Sprecher. Die Leitung ins Lesachtal wurde durch die Unwetter gravierend beschädigt. Aktuell wird dort eine provisorische Stromversorgung mit Notstromaggregaten aufgebaut. Über diese sollten auch hier die meisten Kunden bis zum Abend wieder Elektrizität in ihren Häusern haben, hieß es.

Während der Nacht auf Mittwoch sanken die Pegelstände der betroffenen Flüsse Möll, Gail und Drau weiter ab. Die Niederschläge in den kommenden Tagen lassen keine Probleme für die Pegelstände der Flüsse erwarten. Es dürften aber aber Hangrutschungen drohen, weil der Boden gesättigt ist. Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin stellte Mittwochfrüh im Gespräch mit dem ORF Kärnten in Aussicht, dass es bald auch für Lavamünd Entwarnung geben könnte.

Die Aufräumarbeiten laufen mittlerweile voll an. Manche Ortschaften - so wie die gesamte Gemeinde Lesachtal - waren am Mittwoch noch vor von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die Ortschaft Rattendorf im Bezirk Hermagor war nach wie vor überflutet. Mit Erkundungsflügen will man die Stellen ausmachen, an denen nun gefahrlos mit dem Aufräumen begonnen werden kann - am Vormittag waren nämlich noch immer einige Straßen gesperrt. Neben Überflutungen und Muren haben die Einsatzkräfte auch mit vom Sturm umgeworfenen Bäumen zu kämpfen.

(APA)

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