Bis zu ein Meter Neuschnee am Wochenende erwartet

Schon am Freitag gab es - wie hier im Raum Mittersill - große Neuschneemengen.
Schon am Freitag gab es - wie hier im Raum Mittersill - große Neuschneemengen.APA/EXPA/STEFANIE OBERHAUSER
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Wetterwarnung ausgerechnet zum Reisewochenende am Ende der Weihnachtsferien, mit den größten Neuschneemengen wird von Nordtirol über Salzburg bis zum Mostviertel gerechnet. Die - schon jetzt teils erhebliche - Lawinengefahr dürfte sich weiter verschärfen.

Wetterwarnung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): Am Wochenende, im Rückreiseverkehr aus den Weihnachtsferien, sei zeitweise starker Schneefall zu erwarten. Von Nordtirol über Salzburg bis zum Mostviertel werden verbreitet 20 bis 100 Zentimeter Neuschnee erwartet. Die bereits erhebliche oder große Lawinengefahr dürfte sich weiter verschärfen.

Von Nordwesten her strömt weiterhin feuchte Luft zu den Alpen und bringt in den nächsten Tagen dem Großteil Österreichs Schnee, in tiefen Lagen stellenweise auch Regen. "Die größten Neuschneemengen kommen von Freitag bis Montag an der Nordseite der Alpen zusammen", sagte Josef Haslhofer von der ZAMG am Freitag. Der Schwerpunkt wird dabei im Gebiet vom Tiroler Unterland über Salzburg bis zum Bergland von Oberösterreich und Niederösterreich sowie in der nördlichen Obersteiermark liegen. "Hier sind am Wochenende verbreitet 20 bis 100 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, im Hochgebirge sogar noch etwas mehr."

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Auch im Flachland von Nord- und Ostösterreich kann es am Wochenende zeitweise schneien, in tiefen Lagen auch regnen. Kaum Niederschläge bringt das Wochenende im Süden Österreichs, hier kann sich auch länger die Sonne zeigen.

Rückreisewelle im Schneechaos

Durch den Neuschnee und die Rückreisewelle am Ende der Weihnachtsferien muss man auch mit Problemen auf den Straßen und Bahnlinien rechnen. Das betrifft die Verbindungen zu vielen Skigebieten, aber auch Hauptverkehrsadern, wie die Tauernautobahn (A10), Teile der Westautobahn (A1) und die Außenring-Autobahn (A21). Durch den Wind sind Schneeverwehungen möglich und der in tiefen Lagen teils nasse und somit schwere Schnee kann Bäume zum Umstürzen bringen.

Auch in den kommenden Woche dürfte von Nordwesten her weiterhin feuchte Luft zu den Alpen strömen und im Großteil Österreichs zeitweise Schneefall bringen, in tiefen Lagen zum Teil auch Regen.

Tauernautobahn am Nachmittag gesperrt

Um einen Lawinenabgang auf die Tauernautobahn A10 vorzubeugen, wird die Autobahngesellschaft Asfinag am Freitagnachmittag bei Flachau im Pongau eine kontrollierte Sprengung durchführen. Die Autobahn wurde deshalb ab 13.30 Uhr für rund eine Stunde gesperrt. Die Sprengung erfolge aus Gründen der Verkehrssicherheit.

Die Asfinag hat sich dabei mit der örtlichen Lawinenkommission abgesprochen. Richtung Süden wird der Verkehr bei der Einhausung Flachau angehalten, Richtung Salzburg beim Parkplatz Krottendorf. Gesprengt werden soll die Lawine um 14 Uhr.

Lawinengefahr zum Teil "erheblich" 

In Vorarlberg herrschte am Freitag oberhalb von 1800 Metern noch erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 auf der fünfstufigen Gefahrenskala, nachdem am Donnerstag gebietsweise große Lawinengefahr (Stufe 4) ausgerufen worden war. Auslösungen waren aber weiter durch einzelne Wintersportler möglich. Unerfahrene wurden dazu aufgerufen, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen. Dass die Situation derzeit gefährlich ist, belegte am Donnerstag ein Abgang am Sonnenkopf in Klösterle am Arlberg. Ein unbekannter Skifahrer löste im freien Skiraum im Bereich des "Sunnaköpfle" ein 50 Meter langes und zehn Meter breites Schneebrett aus. Wie eine Sicherheitssuche ergab, wurde aber niemand verschüttet.

Auch Tirol steht ein schnee- und verkehrsreiches Wochenende bevor. Die Prognosen für Samstag gingen vorerst von 50 bis 100 Zentimetern Neuschneezuwachs in den Tälern des Unterlands und am Osttiroler Tauernkamm aus, in klassischen Staulagen könnte sogar noch mehr Schnee fallen. Neben dem Landeshubschrauber wurden auch ein Helikopter des Österreichischen Bundesheeres am Stützpunkt Schwaz sowie ein Lawineneinsatzzug in der Standschützenkaserne in Bereitschaft gesetzt.

Die Experten rieten dringend davon ab, sich im freien Skiraum aufzuhalten. Besondere Hotspots seien das Karwendel, der Rofan, die Kitzbüheler Alpen sowie der Zillertaler und der Tauernhauptkamm. Hier könne sogar die höchste Lawinenwarnstufe 5 erreicht werden. Verkehrstechnisch wurde mit erheblichen Verkehrsbehinderungen wegen des bevorstehenden Urlauberschichtwechsel gerechnet, insbesondere auf allen Durchzugsrouten wie der Fernpassstrecke (B179), der Inntal Autobahn (A12), der Brennerautobahn (A13), der Eiberg Straße (B173), in den Seitentälern des Inntales wie etwa im Zillertal (B169) sowie auf allen Zubringerstraßen in und aus Skigebieten. Von nicht notwendigen Fahrten sollte daher abgesehen werden.

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Auch in weiten Teilen des Bundeslandes Salzburg gilt Lawinenwarnstufe 4. Und die vorhergesagten intensiven Schneefälle bei leicht ansteigenden Temperaturen sollten am Wochenende für eine weitere Verschärfung der Lage sorgen. Laut "Salzburger Nachrichten" haben am Freitag bereits viele Urlauber in Obertauern vorzeitig die Heimfahrt angetreten. Die Straße über den Tauern muss bei Schneefällen, wie sie prognostiziert sind, oft komplett gesperrt werden, die Urlauber würden dann festsitzen.

Bundesheer hilft in der Steiermark

Die heftigen Schneefälle haben auch zu einer Verschärfung der Lawinen- und Verkehrssituation vor allem in der Obersteiermark geführt. Hier herrschte durchgehend die zweithöchste Lawinenwarnstufe "groß". Von den Behörden wurde Bundesheer-Unterstützung angefordert. Alouette III-Hubschrauber sollten am Freitag vom Fliegerhorst Aigen im Ennstal aus Erkundungsflüge im Großraum Ennstal durchführen und gegebenenfalls Lawinen absprengen, wenn es das Wetter zulässt. Wegen Lawinengefahr wurde die Straße L704 in die Sölk gesperrt, die Orte Mößna, Fleiss und St. Nikolai sind abgeschnitten. Gesperrt wurde auch die Bundesstraßenverbindung (B138) über den Pyhrnpass nach OÖ. Sperren wurden auch für die Planneralmstraße und zumindest bis Montag für die Verbindung durch das Gesäuse (B146) zwischen Johnsbach und Gstatterboden verhängt. Auch diese beiden Ortschaften sind am Straßenweg nicht erreichbar.

In Kärnten herrschte am Freitag vor allem in den Hohen Tauern im Norden des Landes Lawinenwarnstufe drei, hieß es vom Lawinenwarndienst Kärnten. Ein Problem war hier der stürmische Nordwestwind, der in den vergangenen Tagen bereits den Liftbetrieb in einigen Skigebieten eingeschränkt hatte. In Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten gab es Triebschneeablagerungen: "Diese können bereits durch geringe Zusatzbelastung eines einzelnen Wintersportlers ausgelöst werden. Spontane mittlere und auch große Lawinen sind zu erwarten." An der Landesgrenze zu Salzburg waren in den vergangenen Tagen 30 bis 40 Zentimeter Schnee gefallen, hier schneite es auch am Freitag. Zehn bis 20 Zentimeter Neuschnee wurden in den Nockbergen verzeichnet. In den südlichen und östlichen Gebirgsgruppen fiel hingegen gar kein oder nur sehr wenig Schnee. Für Samstag wurde erneut starker bis stürmischer Nordwestwind erwartet. Und während für die Gebirgsgruppen im Süden Kärntens trockenes Wetter vorhergesagt wurde, dürfte es in den Hohen Tauern erneut Schneefall geben.

Anstieg der Gefahr in Niederösterreich

In Teilen Niederösterreichs steigt die Lawinengefahr am Samstag auf Stufe 4 der fünfteiligen Skala und wird damit als "groß" beurteilt. Dem Lagebericht zufolge sind die Ybbstaler Alpen und das Rax-Schneeberggebiet betroffen. In vielen anderen Gebieten des Bundeslandes herrscht demnach am Samstag Stufe 3 ("erheblich"). Auch am Sonntag soll die Situation angespannt bleiben.

Mit der zunehmenden Schneelast könnten sich Lockerschnee- und Schneebrettlawinen spontan lösen und zum Teil auch Straßenbereiche gefährden, teilte der Warndienst Niederösterreich am Freitagabend mit. Eine Schneebrettauslösung durch die Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers sei möglich bis wahrscheinlich. Auch am Sonntag ist mit Neuschneezuwächsen bei weiterhin starkem bis stürmischem Nordwestwind zu rechnen, heißt es im Lagebericht. Laut Prognose bleibt Stufe 4 für die betroffenen Gebiete aufrecht.

Entspannung erst am Montag

Bereits am Freitagnachmittag war in Oberösterreich der Schneefall wieder stärker geworden. Zudem wehte vor allem im südlichen Bergland kräftiger Wind mit bis zu 40 Stundenkilometer aus West bis Nordwest, so dass es zu Schneeverwehungen kommen konnte. Die Lawinengefahr war erheblich bis groß (Stufe 3 bis 4). In den Bergen dürfte vor allem am Samstag jede Menge Schnee fallen und der Wind noch um 20 km/h zulegen. Im Tal sollte der Niederschlag ab Mittag in Regen übergehen, was zu Glatteis führen könnte. Erst am Montag soll sich die Wettersituation entspannen.

(APA/Red.)

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