Lawinenwarnstufe 5 in den steirischen Nordalpen verhängt

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++ THEMENBILD ++ STEIERMARK : WINTER / WETTERAPA/HARALD SCHNEIDER
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Vom Dachstein bis zur Rax galt ab Dienstagabend "sehr große" Lawinengefahr, es stehe aber Galtür nicht vor der Tür, so ein steirischer Meteorologe.

Für die steirischen Nordalpen wurde Dienstagabend die höchste Lawinenwarnstufe der fünfteiligen Skala ("sehr groß") verhängt. Dies wurde auf der Pressekonferenz nach der Sitzung des Landeskoordinationsausschusses mitgeteilt. Sowohl die Politikspitzen als auch Meteorologe Alexander Podesser sprachen von einer Vorsichtsmaßnahme. "Das heißt aber nicht, dass Galtür vor der Tür steht", sagte Podesser. Auch in den Ybbstaler Alpen wurde am Mittwoch die höchste Lawinenwarnstufe erreicht,teilte der Lawinenwarndienst Niederösterreich am Dienstagabend mit. "Tendenz: Die Situation bleibt angespannt." Auch im übrigen Bundesgebiet hat es wieder viel Neuschnee gegeben. Bergretter waren eindringlich vor Unternehmungen im alpinen Gelände.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erklärte nach einer Stunde der Sitzung des Koordinationsausschusses mit den Vertretern aller Einsatzorganisationen, man erwarte bis zum Freitag noch bis zu einem Meter Neuschnee in Teilen der Obersteiermark. "Ich habe mit mehreren Bürgermeistern gesprochen, alle sagen, dass sie derzeit zurecht kommen. Sie sagten aber auch, sag' den Einsatzorganisation ja, dass wir alle sehr dankbar sind." Schützenhöfer erinnerte daran, dass es in der Steiermark in den Jahren 1986 und 2006 schon solche Situationen gegeben hatte: "1986 herrschte Schneekettenpflicht in Graz und in der Herrengasse waren Skilangläufer. Wir wünschen uns als Wintersportland ja oft Schnee, jetzt haben wir ihn." Er wolle daran erinnern, dass Straßensperren eine Vorsichtsmaßnahme seien: "Die Sicherheit hat Vorrang, das ist uns lieber als Verletzte oder gar Tote."

2000 Menschen abgeschnitten

LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) berichtete, dass nach wie vor rund 2.000 Menschen abgeschnitten oder nur schwer erreichbar seien. Es stehe aber medizinisches Personal und Bergrettung bereit, um im Notfall in die eingeschneiten Orte zu kommen. "In der Sölk wurden Medikamente benötigt, binnen drei Minuten hatten wir auch einen Arzt, der mit der Bergrettung auf Skidoo und zu Fuß aufgebrochen ist", sagte Schickhofer. Der Katastrophenschutzreferent erinnerte daran, dass das Ignorieren von Sperren oder Warnhinweisen nicht nur das eigene Leben, sondern auch jenes der Einsatzkräfte in Gefahr bringe. Dafür gebe es auch Strafen. "Das ist eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 750 Euro", sagte Landespolizeidirektor Gerhard Ortner.

Man hoffe auf Wetterverbesserung, dies könnte ab Freitag zu Mittag der Fall sein, dann wären auch Hubschrauberflüge wieder möglich, hieß es vonseiten der Landesspitze und der Einsatzorganisationen. Drei Gemeinden waren zu Katastrophengebieten erklärt worden: Pölstal, Hohentauern und Pusterwald. In Hohentauern wurde Diesel für die Maschinen und Einsatzfahrzeuge benötigt, sagte LHStv. Schickhofer.

Die Straßensituation stellte sich unverändert dar, die Sperren der vergangene Tage dürften noch weitere Tage aufrechterhalten werden, da mehr Schnee, begleitet von Wind angesagt war. Das Bundesheer konnte am Dienstag keine Flüge durchführen. 27 Aufträge der Behörden zu Versorgungs-, Erkundungs- und Lawinenabsprengflügen harrten der Abarbeitung, sagte LHStv. Schickhofer.

Straße über Präbichl wieder offen

Dem Polizeihubschrauber aus Graz waren am Dienstag zwei Flüge gelungen, ein Erkundungsflug im Raum Johnsbach und eine Evakuierung im Hochschwabgebiet. Die Mutter des Hüttenwirtes der auf 1.526 Meter Seehöhe gelegenen Häuslalm hatte Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten, da die Hütte schon seit Tagen nicht erreichbar gewesen war. Der Hüttenretter informierte einen befreundeten Flugretter. Wenig später flog dann ein Polizeihubschrauber im dichten Schneefall ein und kurz darauf Mutter und Sohn zum Gasthaus Bodenbauer aus. Dies war der letzte Flugeinsatz am Dienstag, wenig später ließ das Wetter keine Bewegungen in der Luft mehr zu.

Wieder geöffnet waren am Dienstagnachmittag nach einigen Tagen Sperre die Straße über den Präbichl von Vordernberg nach Eisenerz sowie für Anrainer die Gesäusestraße von Admont nach Johnsbach. Hier war einem Hubschrauber des Innenministeriums aus Graz ein Erkundungsflug gelungen. Gesperrt war weiterhin die wichtige Verbindung Ennstal Bundesstraße (B320) zwischen Trautenfels und Espang, ein Ausweichen über Landesstraßen war für Pkw möglich, Lkw mussten das Gebiet großräumig umfahren. In Wildalpen waren die Straßen nach Hinterwildalpen und Rothwald gesperrt, ebenso die Hochschwabstraße nach Weichselboden. In Schladming wurden die Straßen ins Ober- und Untertal gesperrt. Weiters nicht passierbar war die Straße zwischen Ober- und Unterlaussa in St. Gallen, der Koppenpass zwischen Bad Aussee und Obertraun (Oberösterreich) sowie die Pyhrnpass-Straße von Liezen nach Kirchdorf (OÖ) im Bereich der Passhöhe. Nicht passierbar waren auch die Verbindungen von Ramsau nach Salzburg sowie von Bad Aussee über den Pötschenpass nach Bad Goisern (OÖ).

Die bereits in den vergangenen Tagen verfügten Straßensperren, etwa jene ins Sölktal, blieben aufrecht. Die Straße auf die Planneralm war dicht, ebenso jene über den Triebenpass zwischen Trieben und St. Johann am Tauern (Bezirk Murtal). Nicht befahrbar war die Straße über das Niederalpl zwischen Mürzsteg und Wegscheid, weiters die Gemeindestraße von Pusterwald im Bezirk Murtal in den Scharnitzgraben und nach Hinterwinkel. Rund 2.000 Menschen - Einheimische wie Touristen - waren in über einem Dutzend Ortschaften abgeschnitten.

(APA)

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