Warum werden Österreichs Greifvögel vergiftet?

Matthias Schmidt/BirdLife Österreich
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Im Osten Österreichs werden Greifvögel illegal getötet. Von den Tätern weiß man wenig – Tierschutzorganisationen vermuten, dass vor allem Jäger dahinterstecken.

Greifvögel in Niederösterreich leben derzeit gefährlich. Vergangene Woche berichtete die NGO "BirdLife Österreich" von einer Serie von Vergiftungen verschiedener Greifvögel. Mehr als 15 tote Tiere, darunter Seeadler, Rotmilane und Mäusebussarde, wurden allein im Februar bei Großinzersdorf im Weinviertel gefunden. Am Donnerstag veröffentlichte der WWF das Ergebnis einer Untersuchung, wonach ein im Jänner im Waldviertel gefundener Seeadler vergiftet wurde.

Wie die Untersuchung ergab, starb das geschützte Tier durch das verbotene Nervengift Carbofuran. Wo das Gift ausgelegt wurde, sei nicht bekannt, da keine Köder gefunden wurden. Der WWF verurteilte das Auslegen von Giftködern aufs Schärfste, welche die Bemühungen zur Wiederansiedlung seltener Greifvögel zunichte mache. "Bei einem derart seltenen Vogel, der erst mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif wird und somit zum Fortbestand der Art betragen kann, wiegt jeder einzelne Verlust doppelt schwer", sagte Christina Wolf-Petre vom WWF Österreich.

Bis 2001 galt der Seeadler als ausgestorben, durch Schutzmaßnahmen gibt es in ganz Österreich nun rund 35 erwachsene weibliche Seeadler, welche aber von illegalen Greifvogelverfolgung massiv gefährdet sind. Denn der Mensch sei für den Seeadler, genauso wie für den nicht minder bedrohten Kaiseradler die Haupttodesursache, wie Matthias Schmidt, der Greifvogelexperte von BirdLife Österreich erklärt. Vor allem im Osten Österreich, in ganz Niederösterreich, Burgenland sowie Oberösterreich, würden Greifvögel verfolgt.

RKatzinger/Birdlife Österreich

Dabei ist vergiften nicht die einzige Art, die Vögel zu töten. Im Bezirk Mistelbach wurde Anfang März ein erschossener Mäusebussard aufgefunden. "Vergiften und erschießen hält sich die Waage", sagt Schmidt. Vergiften sei jedoch meist insofern dramatischer, da es mehrere Vögel gleichzeitig treffen kann.

Gift-Köder nicht nur für Vögel

Aber warum werden Greifvögel überhaupt getötet? Wer steckt dahinter? "Wir können nur mutmaßen, da die meisten Täter unentdeckt bleiben", sagt Schmidt. Aus den wenigen Fällen, die aufgedeckt wurden, handelte es sich jedoch um Menschen, die jagen. Sie würden Greifvögel als Konkurrenten bei ihrer Jagd auf Hasen, Fasane und Rebhühner ansehen. Meist werde ein mit Gift präparierter Köder – ein toter Fasan oder Hase etwa – in einem Feld ausgelegt, als scheinbar gefundenes Fressen für Greifvögel. Dabei richtet sich die Vergiftung nicht explizit gegen Vögel, erklärt Schmidt. Köder würden oft in der Nähe von Fuchsbauten gefunden. Denn auch Füchse oder Marder würden als Jagdkonkurrenten bekämpft.

Er wolle Jäger nicht "pauschal verurteilen", sagt Schmidt, leugnen könne man einen "jagdlichen Zusammenhang" mit der illegalen Verfolgung aber nicht. Auch Geflügel- oder Taubenzüchter könnten hinter Vergiftungen stecken, dies sei aber in anderen Ländern weiter verbreitet als in Österreich. Auch die Trophäenjagd spiele hierzulande keine große Rolle.

Wird ein Täter gefasst, drohen ihm bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft. Dabei können mehrere Delikte - Schwerer Eingriff in Fremdes Jagdrecht, Tierquälerei, sowie die Schädigung eines Tier- und Pflanzenbestandes - zu tragen kommen. Die meisten Fälle bleiben jedoch ungeklärt, sagt Schmidt. WWF, Birdlife und der Landesjagdverband ersuchen deshalb, tote Tiere und einen Verdacht auf illegale Tötung zu melden. "Das ist die einzige Chance, dass das aufhört.

Wo melden?

Bei Verdacht auf illegale Vergiftung oder Abschuss von Greifvögeln ersuchen Tierschutzorganisationen, die Polizei zu verständigen.

Hinweise sind auch anonym möglich, unter den Telefonnummern:

0660/869 23 27 (Birdlife Österreich)

0676 444 66 12 (WWF-Hotline)

0664/925 50 70 (NÖ Landesjagdverband)

oder unter der der Meldeplattform www.kaiseradler.at

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