Ein Toter und ein Verletzter: Die Salzburger Polizei hat widersprüchliche Zeugenaussagen.
Am Tag nach der tödlichen Schießerei in Salzburg ist der Vorfall Gesprächsthema Nummer eins unter den Menschen, die an der viel befahrenen Ignaz-Harrer-Straße im Stadtteil Lehen wohnen. „Meine neunjährige Tochter kommt gleich von der Schule, ich warte auf sie, damit sie nicht allein an dem Lokal vorbeigehen muss“, erzählt Petra. Sie lebt mit ihrer Familie in einem modernen Wohnblock. Genau gegenüber wurden am Dienstagabend ein 46-jähriger Bosnier getötet und sein 24-jähriger Sohn schwer verletzt. Seither herrscht Ausnahmezustand in der Gegend. „Wir haben zuerst gedacht, es ist ein Unfall passiert“, erzählt die Salzburgerin. Doch der laute Knall, den sie und ihre Nachbarin gehört hatten, waren Schüsse. Vom Fenster ihrer Wohnung aus konnten die Nachbarn der Polizei bei der Tatortarbeit zusehen. Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden, bis alle Zeugen befragt und Spuren gesichert waren.
Vor dem Eingang des Lokals „Cafe Bar Lounge Focus“ erinnern am Mittwochmittag orange Markierungen der Polizei an die Tat. Das Lokal ist geschlossen, immer wieder bleiben Menschen stehen und unterhalten sich über die Schießerei mit einem Toten. Die einen wollen wissen, dass es in dem Lokal immer wieder zu Streitigkeiten unter Gästen kommen soll. Andere erzählen, dass sie selbst gerne dort einkehren.
Eine Auseinandersetzung mit tödlichem Ausgang gibt es in Salzburg nicht alle Tage. „Ich mache mir Sorgen“, sagt Petra. Ihre kleine Tochter will sie vorerst nicht alleine in den Hof lassen. Auch die anderen Bewohner fühlen sich am Tag nach der Tat verunsichert. Man ist sich einig, dass es Angst macht, weil der Täter noch auf der Flucht sei. Die Polizei weiß noch wenig zu den Hintergründen der Tat.
Sohn holte Vater zu Hilfe
Bisher ist nur so viel gesichert: Kurz nach 22 Uhr war es am Dienstag vor dem Lokal in der Ignaz-Harrer-Straße zu einem lautstarken Streit zwischen einem 24-jährigen in Salzburg lebenen Bosnier und dem späteren Täter gekommen. Der 24-Jährige holte seinen im Lokal befindlichen Vater, der ebenfalls in Salzburg lebte, zu Hilfe. Als die beiden Männer herauskamen, fielen plötzlich zwei Schüsse. Der Täter habe zuerst auf den Sohn und dann auf den Vater geschossen, teilte die Polizei mit. Der 46-Jährige starb vor dem Lokal, der 24-Jährige erlitt einen Streifschuss.
Der Schütze flüchtete, die Fahndung nach ihm blieb vorerst ergebnislos. „Es gibt keine genauere Personenbeschreibung, weil die Zeugen unterschiedliche Angaben machen, sagte Polizeisprecherin Nina Laubichler. Derzeit sei nur bekannt, dass es sich um einen Mann südländischen Typs handle. Die Angaben sind widersprüchlich und werden derzeit überprüft. Außerdem wurden Dolmetscher beigezogen.
Das Landeskriminalamt konnte den Sohn des Todesopfers am Mittwoch erstmals zu dem Streit befragen. Außerdem sucht die Polizei nach weiteren Zeugen und hat dafür eine Hotline unter 059133 50 3333 eingerichtet.