Mord in Amstetten: DNA-Spuren belasten Obdachlosen

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Der FundortFOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM
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Der tatverdächtige, nicht geständige Deutsche war seit Oktober 2018 arbeitslos und dürfte in seinem Auto übernachtet haben. Er wurde am Montag verhaftet.

Amstetten. Im Fall der Tötung einer 52-jährigen Oberösterreicherin im Amstettner Stadtteil Greinsfurth ist ein 39-jähriger Deutscher festgenommen worden. DNA-Spuren belasteten den Verdächtigen, er war aber nicht geständig. Das Motiv ist unklar, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Hannes Fellner vom Landeskriminalamt Niederösterreich nannte die zweimonatigen Ermittlungen eine „Knochenarbeit“.

In der Causa, in der Anfang Juli ein DNA-Massentest zur Diskussion gestanden hatte, wies letztlich eine solche Spur eindeutig auf den 39-Jährigen hin. Bevor die DNA des Mannes jedoch überprüft werden konnte, verliefen zahlreiche „Abgleiche in nationalen und internationalen Datenbanken erfolglos“, sagt Fellner. Der Grund: Der Verdächtige war strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten. Offen sei einzig ein Ermittlungsverfahren wegen „geringwertiger Betrugsdelikte“, wie Thomas Korntheuer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten festhielt. Nachdem das persönliche und berufliche Umfeld des aus dem Bezirk Perg stammenden Opfers erfolglos durchleuchtet worden sei, sei die „Örtlichkeit der Auffindung“ – also der Bereich um das Einkaufszentrum WestSide City – „in den Fokus genommen worden“, sagt Fellner. „Wir haben alle Leute auszuforschen versucht, die an dem Abend (des 28. Mai, Anm.) ortsanwesend waren.“ „Hunderte Personen“ wurden überprüft, ehe der Deutsche ins Visier geriet.

Wortkarg und kein Geständnis

Der 39-Jährige sei mittels Zeugenaussagen identifiziert worden. Aufgrund der Obdachlosigkeit des Verdächtigen konnte sein Aufenthaltsort zunächst nicht ermittelt werden. Festgenommen wurde er am Montagnachmittag im Bereich der Abfahrt der Westautobahn (A1) in Haag (Bezirk Amstetten) – „ohne jedes Aufsehen“, wie Fellner betont. Bei der Einvernahme war der Deutsche nicht geständig und zeigte sich wortkarg. „Deshalb können wir auch keine Auskünfte zum Tatablauf und zum Motiv machen“, sagt Fellner. Ein Sexualmord könne aufgrund der Spurenlage aber ausgeschlossen werden. Beim Verdächtigen wurde das Handy des Opfers gefunden und sichergestellt.

Bekannt ist über den 39-Jährigen, dass er knapp bei Kasse war und deshalb zumindest seit Anfang Mai auf öffentlichen Parkplätzen im westlichen Niederösterreich in seinem Pkw schlief. Seit Oktober 2018 ging der Mann keiner geregelten Arbeit mehr nach, davor hatte er sporadisch im Gastronomiebereich gejobbt. In Österreich soll er sich erstmals 2009 aufgehalten haben.

Aufgrund der in Aussicht gestellten Belohnung von 5000 Euro sei „eine Vielzahl an Hinweisen“ eingegangen. Aber: „Keine war in Zusammenhang mit dieser Person zu bringen“, so Fellner. Seitens der Staatsanwaltschaft wurde die Entscheidung über die Verhängung der Untersuchungshaft über den Deutschen „für den späten Mittwochnachmittag“ angekündigt. Ein psychiatrisches Gutachten des Verdächtigen wird in Auftrag gegeben.
Der 39-Jährige befand sich in der Justizanstalt St. Pölten. Erleichtert zeigt sich Franz Popp, der stellvertretende Landespolizeidirektor. „Wir haben die Unsicherheit schon beinahe gespürt, weil es doch einige Zeit gedauert hat, diese Tat zu klären.“

2019 bisher 14 Frauenmorde

Im internationalen Vergleich ist der Anteil der weiblichen Mordopfer in keinem europäischen Land so hoch wie in Österreich.
Dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser zufolge kamen 2019 bisher 14 Frauen gewaltsam zu Tode. Im vergangenen Jahr wurden 41 Frauen ermordet, 2017 waren es 36. (APA/wal)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2019)

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