Deutlich mehr Kinder im Straßenverkehr getötet

Ein vierjähriges Mädchen ist am Sonntag in Salzburg-Gneis gestorben. Ein 90-jähriger Autofahrer war in eine Gruppe von Fußgängern gerast. Im Bild: Einsatzkräfte an der Unfallstelle.
Ein vierjähriges Mädchen ist am Sonntag in Salzburg-Gneis gestorben. Ein 90-jähriger Autofahrer war in eine Gruppe von Fußgängern gerast. Im Bild: Einsatzkräfte an der Unfallstelle. APA/FMT-PICTURES T.A.
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Heuer sind auf Österreichs Straßen bereits mehr Kinder ums Leben gekommen als 2017 und 2018 zusammen. Auch die Zahl der verletzten Kinder steigt wieder stark an.

Jenes vierjährige Mädchen, das am Sonntag in Salzburg auf einem Kirchenvorplatz von einem Pkw erfasst wurde, war bereits das dreizehnte Kind, das in diesem Jahr in Österreich bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Damit sind heuer in den ersten acht Monaten mehr Kinder bei Unfällen gestorben als in den vergangenen zwei Jahren zusammen, wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer Aussendung aufzeigt (siehe Grafik).

Für Klaus Robatsch, der beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) den Bereich Verkehrssicherheit leitet, sind die dreizehn Todesopfer kein Zufall und auch „kein statistischer Ausreisser“: Denn auch die Zahl der verletzten Kinder bei Unfällen nehme wieder deutlich zu. Gab es vor fünf Jahren etwa 2600 verunglückte Kinder im Straßenverkehr, „waren es 2018 schon wieder 2900 Kinder“. Der Hauptgrund für viele Unfälle seien, sagt Robatsch, „abgelenkte Autofahrer, die ohne Freisprecheinrichtung telefonieren, Textnachrichten lesen oder schreiben. Das nimmt leider zu – und die schwächsten Verkehrsteilnehmer bleiben auf der Strecke.“
Nach einer Auswertung der Unfälle mit Kindern zeige sich laut KFV, das in drei Viertel der Unfälle (73%) der Erwachsene der Unfallverursacher war – nur in einem Viertel der Fälle war das Kind schuld.

Die Presse, GK

Während im Vorjahr alle drei tödlich verunglückten Kinder Pkw-Insassen waren, sind heuer auffällig viele Kinder – sieben – als Fußgänger ums Leben gekommen, wie die Auswertung des VCÖ zeigt. Zwei Schwestern starben Anfang August im Fahrradanhänger, als dieser von einem Auto erfasst wurde, zwei Kinder verunglückten als Beifahrer im Pkw, zwei im Traktor, ein zwölfjähriger Bub wurde in Wien von einer Straßenbahn erfasst. Der bekannteste Fall, der zu einer breiten Debatte über Abbiegeassistenten bei Lkw führte (deren Einführung dann gesetzlich doch nicht beschlossen wurde), war jener des Wiener Buben, der Ende Jänner in Wien-Landstraße auf dem Weg zur Schule von einem abbiegenden Lkw nicht gesehen wurde.

Für der VCÖ zeigt die hohe Zahl an jungen Todesopfern, „dass in den vergangenen Jahren zu wenig darauf geachtet wurde, dass unser Verkehrssystem für Kinder sicherer gemacht wird“, sagt Sprecher Christian Gratzer. Es führe „kein Weg daran vorbei, dass wir mehr in die Verkehrsberuhigung gehen müssen.“ Als relativ einfach umzusetzende Maßnahmen nennt Gratzer etwa, dass das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zehn Meter erhöht werde. So seien Kinder, die die Straße überqueren wollen, besser für Autofahrer sichtbar. Robatsch vom KFV plädiert für eine Ausweitung von Tempo 30 und für höhere Strafen für Autolenker, wenn ihr Fehlverhalten (Alkohol, Unachtsamkeit) Kinder gefährdet.

(mpm)

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