Causa Zogaj: Freiwillige Ausreise unter Bedingungen

ARIGONA ZOGAJ
ARIGONA ZOGAJ(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Innenministerin Fekter rät der Familie, der Ausweisung freiwillig Folge zu leisten. Das werde sie tun, wenn es Garantien bei einer legalen Wiedereinreise gebe, sagt die Volkshilfe.

Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) empfielt der Familie Zogaj nach der Entscheidung des Verfassungsgerichtshof eine freiwillige Ausreise. Diesem Rat werde die Familie Folge leisten, wenn das Innenministerium den Kosovaren bei einer legalen Wiedereinreise keine Steine in den Weg legt, sagt Christian Schörkhuber von der Volkshilfe.

Sollte die Familie nicht freiwillig ausreisen, komme es zu einer Abschiebung: "Mir ist die menschliche Dimension in diesem Fall sehr wohl bewusst. Aber Verfassungsgerichtshofs-Erkenntnisse werden von mir umgesetzt", so Fekter. Schörkhuber warnte davor: "Eine Abschiebung würden sie nicht aushalten."

18 Monate Aufenthaltsverbot

Die selbstständige Ausreise sei "die angemessenere Vorgangsweise, als auf die Fremdenpolizei zu warten", sagte Ministerin Fekter am Montagabend in der ZiB2. Sie verwies darauf, dass eine Rückkehr nach Österreich im Falle einer Abschiebung durch die Fremdenpolizei für längere Zeit völlig ausgeschlossen ist. "Wenn mit der Fremdenpolizei abgeschoben wird, dann gibt es 18 Monate ein Aufenthaltsverbot, dann nützt gar kein Antrag", so die Ministerin.

Auf die Frage nach den legalen Möglichkeiten erwähnte sie ein Schüler- oder Studentenvisum, die Arbeit als Saisonnier oder Schlüsselarbeitskraft sowie den Weg der Heirat. Ob dies realistisch sei, darauf meinte sie: "Ich bin nicht die Rechtsberatung der Familie." Wie groß die Chance für die Zogajs ist, nach einer freiwilligen Ausreise mittels neuerlichem Antrag wieder nach Österreich kommen zu können, wollte Fekter nicht einschätzen: "Das ist im Bereich der Spekulationen".

"Lichtlein am Horizont"

Schörkhuber wertete diese Aussagen als "Lichtlein am Horizont". Die Familie sei dennoch skeptisch und befürchte, nicht mehr einreisen zu dürfen, sollte sie freiwillig das Land verlassen. "Sie hat in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht." Vor zwei Jahren beispielsweise seien Schülervisa für die beiden kleineren Geschwister Arigonas - sie sind heute neun und zehn Jahre alt - abgelehnt worden.

"Die Grenzen der legalen Einreise sind sehr eng", so Schörkhuber weiter, vor allem für die Mutter werde es schwer. Dass Arigona alleine nach Österreich zurückkehren und den Rest der Familie im Kosovo zurücklassen könnte, glaube er eher nicht, denn sie sei bisher "der stabilisierende Faktor", vor allem für ihre kleinen Geschwister, gewesen.

Zeitpunkt für Ausweisung unbekannt

In den nächsten Tagen wird die Bezirkshauptmannschaft der Familie Zogaj einen Brief zustellen, bis wann sie das Land zu verlassen haben. Man wolle ihnen eine "angemessene Frist" einräumen, um selbstständig auszureisen. "Die Familie soll ihre persönlichen Angelegenheiten regeln können", sagte Bezirkshauptmann Peter Salinger, dazu zähle er auch Schul- oder Wohnungsbelange. Auf einen konkreten Termin - etwa den Schulschluss - wollte sich Salinger nicht festlegen.

Schörkhuber geht davon aus, dass die Kinder das laufende Schuljahr noch abschließen können, "der Schulschluss ist ja nicht mehr weit".

Grüne: Fekter "widerwärtig"

Die Grünen haben am Dienstag eine Internet-Petition für die Zogajs gestartet. Scharfe Kritik übte Vizeparteichef Werner Kogler an Innenministerin Fekter. "Was die Frau Innenminister hier aufführt, halte ich für widerwärtig", sagte Kogler. Juristisch sei die Sache zwar klar, räumte Kogler mit Blick auf den Spruch der Verfassungsrichter ein. Kogler forderte die Regierung jedoch auf, den Zogajs humanitäres Bleiberecht zu gewähren. "Wann, wenn nicht im Fall von Arigona Zogaj, ihren zwei kleinen Geschwistern und ihrer Mutter ist das anzuwenden?", so Kogler in Richtung Regierung.

SPÖ äußert sich nicht

Nationalratspräsidentin Prammer rät der Familie, freiwillig das Land zu verlassen. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) meinte, es sei "bedauerlich, dass es so weit kommen konnte. Wir haben alle Gründe, die Verfahren zu verkürzen." Auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer kritisierte die "überproportionalen Verfahrensdauer".

Infrastrukturministerin Doris Bures geht davon aus, dass sich Möglichkeiten für einen legalen Aufenthalt, etwa als Schlüsselarbeitskraft gibt: "Ich finde es gut, dass der VfGH ausdrücklich darauf hingewiesen hat." Sie hofft, "dass es für die Familie noch gut geht".

SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim hatte per Aussendung erklärt, dem VfGH-Entscheid sei "selbstverständlich" Rechnung zu tragen: "Auf Tatsache dieser Entscheidung hat leider eine Ausreise Arigona Zogajs zu erfolgen". Ähnliche Töne schlug SPÖ-Sicherheitssprecher Otto Pendl an: "Wir alle leben in einem Rechtsstaat, daher ist das Urteil auch zu akzeptieren." Eine andere Meinung hatte der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) vertreten, er sprach von "menschenunwürdigsten und inhumansten Signalen".

"Tränen, Verzweiflung"

Wenig Neues zu berichten hatte in der "ZiB 2" der Pfarrer von Ungenach, Josef Friedl, der sich der Familie Zogaj über Jahre hinweg angenommen hatte. Er habe am Montag zwar mit den Betroffenen reden können, "konnte aber nicht wirklich reden". Er habe "Tränen, Verzweiflung" erlebt, "da kann man nicht reden", so der Pfarrer. Befürchtungen, dass Arigona Zogaj erneut untertauchen könnte, hegt der Geistliche nicht, er verwies aber auf ärztliche Gutachten, die besagen würden, "dass beide (Arigonas Zogaj und deren Mutter, Anm.) sehr gefährdet sind".

(APA)

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