Kasbergbahnen: Betreiber rätseln nach Pannenserie

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Drei Defekte innerhalb von nur zwei Monaten werfen Fragen auf: Planungsfehler oder einfach nur Pech? Die Pannenserie droht das Image der Kasbergbahnen indes zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt zu beschädigen.

Linz. „Es gab keine Wartungsmängel“, sagt Werner Laimgruber, Geschäftsführer der Kasberg Bergbahnen. Es gebe auch keine Anzeichen von Sabotage: Die Pannenserie, die das Skigebiet in Grünau im Almtal seit Dezember bereits drei Mal in die Schlagzeilen brachte, kann er sich im Gespräch mit der „Presse“ nur durch das „Gesetz der Serie“ erklären.

Prüfung durch Fachmonteur

Am 11. Dezember des vergangenen Jahres riss eine kräftige Windbö das Förderseil der Gondel aus seiner Führung, neun Personen mussten geborgen werden. Einen knappen Monat später, am 6. Jänner dieses Jahres, saßen 160 Skifahrer im Vierersessellift fest. Es dürfte zuerst zu einem technischen Defekt gekommen sein. Beim Einschalten des Notbetriebes brach dann vermutlich eine Welle und der Lift kam endgültig zum Stillstand. Bis zur Bergung dauerte es bis zu vier Stunden.

Diesen Sonntag musste der Bergrettungsdienst erneut zum Einsatz am Kasberg ausrücken: 86 Menschen wurden aus acht Gondeln in unwegsamem Gelände abgeseilt, als die 1987 gebaute Seilbahn stehen blieb. Diesmal war das Hauptlager der Antriebswelle gebrochen: „Das Lager ist erst sechs Jahre alt, es hat eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren“, sagt Laimgruber, der Überalterung des Materials ausschließt. Am Vortag der jüngsten Panne war noch ein Fachmonteur der auf Seilbahnbau spezialisierten Firma Doppelmayr vor Ort. Der Monteur prüfte die Anlage und konnte keinen Schaden feststellen: „Unvorhersehbarer Maschinenbruch“, lautet nun die vorläufige Diagnose. Die Kosten werden durch eine Versicherung gedeckt. Bis das rund 500 Kilogramm schwere Lager repariert ist und die Seilbahn den Betrieb wieder aufnimmt (per Helikopter muss zunächst die Seilscheibe demontiert, danach muss das abgespannte Seil wieder aufgelegt werden), kann es bis zum Samstag dauern. Eine mögliche Erklärung sieht Laimgruber in der gewählten Seilbahnvariante: der Gruppenumlaufbahn (ein umlaufendes Förderseil mit Gruppen von drei bis fünf Gondeln): Diese Lösung sei „eventuell nicht die ideale Situation für die Topografie am Kasberg“. Damit könne aber der Zwischenfall am Sessellift nicht erklärt werden: „Es besteht einfach kein Zusammenhang.“

Ungünstiger Zeitpunkt

Verletzt wurde durch die Defekte bisher zum Glück niemand. Dennoch droht die Pannenserie das Image der Kasbergbahnen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt zu beschädigen: Erst im November des vergangenen Jahres hat ein neues Management die Führung der insolventen Seilbahngesellschaft übernommen. Eine Pächtergesellschaft rund um die Unternehmensgruppe von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel – der auch Hauptaktionär der Hinterstoder Wurzeralm Bergbahnen AG in Oberösterreich ist – und die Raiffeisenlandesbank investierten eine Million Euro in das verschuldete Skigebiet. Rund 650.000 Euro wurden allein in das Generalservice der Liftanlagen investiert. Ob die Pächtergesellschaft die Kasberg Bergbahnen weiterführt, wird erst im heurigen Sommer entschieden und davon abhängen, wie sich das kleine Skigebiet entwickelt.

Der Landtag hat zudem kürzlich eine 600.000-Euro-Haftung für die Weiterführung des Areals beschlossen, das Land soll außerdem für einen eventuellen Verlust von bis zu 300.000 Euro bürgen.

Dementsprechend angespannt ist die Stimmung: „Wir sind todunglücklich. Nach schwierigen Zeiten gab es so etwas wie Aufbruchstimmung unter den Mitarbeitern“, sagt Laimgruber, der für den Neustart nach der Insolvenz als Troubleshooter an den Kasberg geholt wurde. Er hofft, dass die Stammgäste dem Skigebiet treu bleiben. Auch während der Wartungsarbeiten, so Laimgruber, seien zwei Drittel der Pisten befahrbar.

Auf einen Blick

Ungewöhnliche Pannenserie: Das Skigebiet am Kasberg in Grünau im Almtal wird von den technischen Schwierigkeiten zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Erst im November übernahm eine Pächtergesellschaft das insolvente Skigebiet, rund 650.000 Euro wurden zuletzt allein in das Generalservice der Liftanlagen investiert, um den Betrieb für diesen Winter zu sichern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2011)

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