Stadtverbot für Schweine

Jagd. Eine Gesetzesnovelle erlaubt die Jagd auf Wildschweine auch in der Stadt.

Wien. Sucht man im Internet nach den Begriffen „Wildschwein“ und „Berlin“, möchte Google die Reihe gleich um das Wort „Plage“ ergänzen. Doch nicht nur im deutschen Norden, auch in München (wo Wildschweine sogar in eine U-Bahn-Station eingedrungen sind) oder Budapest werden die Schweine zu einem realen Problem.

Schuld daran ist fast immer der Mensch: Er dehnt seine Städte ins Grüne aus, findet es schön, einen Garten am Waldrand zu haben, und lockt die Eindringlinge mit unabgedeckten Komposthaufen oft selbst heran. Da Schwarzwild auf Nahrungssuche aber nicht sehr scheu ist, kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Mensch und Tier. Diese sind nicht immer ungefährlich.

Mit einer Änderung des Wiener Landesjagdgesetzes, die im Februar 2012 in Kraft tritt, darf Wild nun in Ausnahmefällen auch innerhalb des Stadtgebiets erlegt werden. Das betrifft etwa Privat-, aber auch Weingärten. Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller hat bereits über eine „Wildschweinplage“ in seinem Bezirk geklagt. Man muss aber nicht fürchten, dass nun Waidmänner unaufgefordert in einen Garten einfallen. Wer sich durch ein Wildtier bedroht fühlt, muss selbst aktiv werden und die Tierschutzhotline anrufen.

Gefahr für Leib und Leben

Nur bei Gefahr „für Leib und Leben“ dürfen besonders ausgebildete Jäger der MA49 (Forstamt) einschreiten und das Tier in letzter Konsequenz erlegen. Auch der Einsatz eines Veterinärs mit Betäubungsgewehr ist möglich. Forstdirektor Andreas Januskovecz rechnet pro Jahr mit „vielleicht fünf Fällen“. Die Kosten trägt die Stadt Wien. Die MA49 rät generell zu Präventivmaßnahmen: Am wichtigsten sei, Wildtiere nie zu füttern. Komposthaufen müssten abgedeckt, Zäune verstärkt und geschlossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2011)

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