Päpste-Heiligsprechung: Vatikan im Ausnahmezustand

Catholic faithful gather along Via Della Conciliazione in front of St. Peter´s Square to attend the canonisation ceremony of Popes John XXIII and John Paul II at the Vatican
Catholic faithful gather along Via Della Conciliazione in front of St. Peter´s Square to attend the canonisation ceremony of Popes John XXIII and John Paul II at the Vatican(c) REUTERS (� Remo Casilli / Reuters)
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Papst Franziskus hat am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Johannes XXIII. heiliggesprochen. Soldaten, Scharfschützen, Bombenexperten, Hundestaffeln und Motorradeinheiten patrouillieren.

Papst Franziskus hat am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-63) heiliggesprochen. Die Zeremonie auf dem Petersplatz fand vor circa einer Million in Rom anwesender Pilger statt. Die Menschenmenge jubelte, als Papst Franziskus die feierlichen Proklamationsformel zu Beginn des Heiligsprechungsgottesdienstes verlas.

Zehntausende Menschen hatten die Nacht auf Sonntag trotz Gewitter unweit des Vatikan verbracht, um an der Heiligsprechung teilzunehmen. Um 5.30 Uhr wurden die Pforten geöffnet. Auf dem Petersplatz schwenkten Pilger die polnische und die weißgelbe Fahne des Heiligen Stuhls. Gruppen von Jugendlichen skandierten die Namen der Päpste und sangen mit Gitarrenbegleitung religiöse Lieder.

Tausende Menschen, die wegen des großen Andrangs den Petersplatz selbst nicht erreichen konnten, versammelten sich vor den 18 großen Bildschirmen, die in der Innenstadt für die Heiligsprechung aufgestellt wurden. Noch am frühen Sonntagmorgen trafen Dutzende weitere Pilgerbusse ein, viele aus Polen, der Heimat von Johannes Paul II., sowie aus dem lombardischen Bergamo, Heimatstadt von Johannes XXIII.

Spindelegger in Rom

Die Zeremonie begann um 09.00 Uhr mit einem einstündigen Akt in Vorbereitung auf die Erhebungsmesse auf dem Petersplatz. Nach Gebetswachen in allen größeren Kirchen der römischen Innenstadt folgte um 10.00 Uhr die sogenannte Erhebungsmesse mit Papst Franziskus. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. zelebrierte die Messe zur Heiligsprechung seiner Vorgänger mit. Vor allem aus Polen, dem Heimatland von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), sind Zehntausende zur Heiligsprechung Karol Wojtylas angekommen.

Unmittelbar nach dem Bußakt innerhalb der Messe begann der eigentliche Ritus der Heiligsprechung. 150 Kardinäle und 1500 Bischöfe aus aller Welt, darunter der langjährige Privatsekretär von Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, feiern auf dem Petersplatz gemeinsam mit den Gläubigen. 

Franziskus grüßt Spindelegger 

Nach der Heiligsprechungsmesse grüßte Franziskus die Staats- und Regierungschefs und politischen Delegationen aus insgesamt 93 Ländern. Auch Vizekanzler Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) wurde von Franziskus mit langem Händeschütteln begrüßt und wechselte einige Worte mit dem Heiligen Vater.

24 Staatsoberhäupter und Monarchen, sowie zehn Regierungschefs und zahlreiche Minister wurden vom Papst begrüßt. Anwesend waren u.a. der polnische Präsident Bronislaw Komorowski sowie Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident Lech Walesa. Johannes Paul II. stammte aus Polen.

Zu den ersten prominenten Gästen, die der Papst grüßte, zählten der spanische König Juan Carlos und Königin Sofia sowie der spanische Premier Mariano Rajoy, der belgische König Albert II. und Königin Paola. Anwesend war auch der umstrittene Präsident von Simbabwe, Robert Mugabe. Der 90-jährige Katholik ist mit einem EU-Einreiseverbot belegt, darf aber den Vatikan besuchen.

10.000 Soldaten, Luftraum gesperrt

Rund um den Vatikan wurden höchste Sicherheitsvorkehrungen ergriffen. Über 10.000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz. Scharfschützen, Bombenexperten, Hundestaffeln und Motorradeinheiten patrouillieren durch die ganze Stadt.

Der Luftraum über der Hauptstadt wurde am Sonntag gesperrt. Allein im Zentrum von Rom wurden Hunderte Sicherheitsbeamte für den Schutz der Öffentlichkeit abgestellt, weitere kümmern sich um die Sicherheit der Religionsführer, Staats- und Regierungschefs aus 93 Ländern, die an der Heiligsprechung teilnehmen.

Zwei Milliarden Zuseher

Die Doppel-Heiligsprechung ist ein riesiges Medienereignis. 2000 Journalisten berichten über die Zeremonie, über zwei Milliarden Menschen werden schätzungsweise live im Fernsehen die Heiligsprechungen mitverfolgen.

Rom feierte am Samstagabend die "lange Nacht des Gebets" vor der Doppel-Heiligsprechung. Pilger aus der ganzen Welt strömten trotz den Gewittern zu den größten Kirchen der Innenstadt, in denen Gebetswachen zu Ehren der verstorbenen Päpste organisiert wurden. Die großen Kirchen blieben die ganze Nacht lang für Gebete für die neuen Heiligen geöffnet, Messen wurden in verschiedenen Sprachen gefeiert. Gläubige konnten mit Jugendlichen aus der Diözese Rom bis zum Morgengrauen beten, singen und das Bußsakrament empfangen.

(APA)

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