Protest gegen Lob für Jörg Haider: Knoll tritt aus Kirche aus

Gertraud Knoll Kirchenaustritt
Gertraud Knoll Kirchenaustritt(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Die ehemalige Superintendentin Gertraud Knoll tritt aus der evangelischen Kirche aus, weil das Kärntner Kirchenoberhaupt den verstorbenen Haider gelobt hat. Knoll war zuletzt für die SPÖ im Parlament.

Die langjährige burgenländische Superintendentin Gertraud Knoll ist aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Wie die Zeitschrift "News" am Donnerstag berichtete, reagiert Knoll damit auf einen Hirtenbrief, in dem der Kärntner Superintendent Manfred Sauer den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ) gelobt hatte. Nachdem eine Reaktion der Kirchenführung ausgeblieben war, habe sie "als Ausdruck meiner protestantischen Identität" ihr Austritt erklärt, so Knoll. Kritik an ihrem Schritt kam vom evangelischen Bischof Michael Bünker.

Der Kärntner Superintendent Sauer (das Amt entspricht dem eines katholischen Bischofs) hat Haider demnach als "charismatischen und leidenschaftlichen Politiker mit Leib und Seele" bezeichnet, "der wie kein anderer das politische Geschehen der Zweiten Republik mitgeprägt und gestaltet hat. (...) ein äußerst zuvorkommender, herzlicher und einfühlsamer Mensch (...) Er hat oft sehr spontan und unbürokratisch geholfen."

Ein Hirtenbrief muss am Sonntag in jedem Gottesdienst verlesen werden. Knoll spricht von einem "Missbrauch" dieses Instruments durch Sauer. Sie war bis zur Nationalratswahl SPÖ-Abgeordnete, hat nun aber kein Mandat mehr.

Bünker: "Auftreten, nicht austreten"

Die evangelisch-lutherische Kirchenleitung hat den Austritt Knolls "zur Kenntnis genommen". Es sei "immer schade, wenn ein Mensch sich entscheidet, seine Kirche zu verlassen", sagte Bischof Michael Bünker gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Persönlich bedaure er diesen Austritt wie jeden anderen. Die persönliche Entscheidung der früheren Superintendentin und nunmehrigen SPÖ-Politikerin kann Bünker "nicht nachvollziehen". "Sachliche Kontroversen lösen wir in unserer demokratischen Kirche nicht mit Austreten, sondern mit Auftreten", so der Bischof.

(APA)

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