Karfreitag: Ein Feiertag, an dem sich auch die frommen Geister scheiden

(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Kein anderer Feiertag wird von Katholiken und Protestanten so unterschiedlich begangen. Luther stellte seine „Theologie des Kreuzes“ gegen eine „Theologie der Herrlichkeit“. Vereint treten die christlichen Kirchen in Deutschland auf, wenn es ums karfreitägliche Tanzverbot geht.

Für alle frei, für einige oder keinen? Der Karfreitag bereitet nicht nur Juristen Kopfzerbrechen. Er zeigt auch der Ökumene Grenzen auf. Kein kirchliches Fest wird von den beiden großen christlichen Kirchen so unterschiedlich begangen wie dieses. Die Katholiken feiern es nur im negativen Sinn, als liturgische Leerstelle. Ein Tag des Jammers, was „kar“ im Mittelhochdeutschen bedeutet.

Die Flügelaltäre werden eingeklappt, die Kruzifixe verhüllt. Die Glocken fliegen nach Rom, das ewige Licht erlischt, der Weihrauch bleibt im Kessel. Es ist der einzige Tag im Jahr, an dem keine Eucharistie stattfindet – der Priester verteilt zwar Hostien, aber ihre Wandlung fand schon am Gründonnerstag statt. Schweigeminute statt Orgelklang, Silentium statt Gloria. Und zu Hause bleiben die Teller leer. Fast wirkt es, als gälte es, den traurigen Anlass, den Kreuzestod Christi, verschämt zu verschweigen, still zu durchtauchen. Es ist ein beklommenes Innehalten vor dem Triumph der Osternacht, wie eine letzte Niederlage vor dem endgültigen Sieg.

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