Irische TV-Doku: Vatikan schützte Pädophile

Irische TVDoku Vatikan schuetzte
Irische TVDoku Vatikan schuetzte(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Vatikan soll sich direkt in die Untersuchungen von Missbrauchsfällen eingemischt und die irischen Bischöfe unter Druck gesetzt haben. Das will das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit Briefen belegen.

Der Vatikan soll sich laut einer neuen Dokumentation in den 1990er-Jahren direkt in Untersuchungen der Irischen Bischofskonferenz zu Missbrauchsfällen eingeschaltet und Anzeigen gegen pädophile Priester verhindert haben, meldet Kathpress. Die Sendung von Irlands öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalt RTE berichtet über einen Brief aus dem Jahr 1997. Darin seien die irischen Bischöfe angehalten worden, Missbrauchstäter nicht der Polizei zu übergeben.

Laut Vorausmeldung der RTE vom Montag enthält dieser Brief eine Drohung, dass sich Rom auf die Seite der Angeklagten stellen werde, falls die Bischöfe ihre 1996 erstellten Kinderschutzrichtlinien ("Green Book Guidelines on Child Protection") durchsetzten und sich ein betroffener Priester an den Vatikan wende. Damit, so urteilt der Sender, habe Rom "die Interessen der Priester über die der Kinder gestellt". Näher bezeichnet sind die betreffenden Stellen im "Vatikan" beziehungsweise in "Rom" nicht.

Kloster statt Amtsenthebung

Die Tageszeitung "Irish Examiner" berichtete, der Vatikan habe sich zudem mindestens zweimal direkt in die Untersuchungen der Bischöfe eingeschaltet und Versuche unterbunden, Missbrauchstäter aus dem Amt zu entfernen.

Einer dieser Fälle wurde laut Bericht im Dezember bekannt, nachdem der Oberste Gerichtshof ein zensiertes Kapitel des "Murphy Reports", der öffentlichen Untersuchung über die Missbrauchsfälle in der Erzdiözese Dublin, freigab. Demnach hob der Vatikan die Entscheidung der irischen Bischöfe auf, den pädophilen Priester Tony Walsh zu entlassen. Stattdessen habe Rom auf einer zehnjährigen Versetzung in ein Kloster bestanden.

Ein irischer Erzbischof, dessen Name in der Dokumentation nicht genannt wird, habe daraufhin mit seinem Rücktritt gedroht. Walsh habe danach ein weiteres Kind missbraucht, dessen Mutter ebenfalls in der Dokumentation zu Wort komme. Sie weise Rom darin eine direkte Verantwortung für die Tat zu.

Der Vorsitzende der Laienorganisation "Voice of the Faithful", Bryan Maguire, der selbst Missbrauchsopfer ist, sagte in der Sendung, der vatikanische Brief ändere seine gesamte Wahrnehmung des Skandals. Er wird mit den Worten zitiert: "Der Brief taucht die Reaktion der Bischöfe sicher in ein ganz anderes Licht als zuvor und legt die Schuld direkt vor die Türen des Vatikan." Es gehe nicht mehr nur um pädophile Priester und Bischöfe, die sie deckten, "sondern um ein ganzes System, das die Taten dieser Priester und Bischöfe möglich machte", so der Sprecher.

(APA)

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