Ägypten: Koptischer Patriarch warnt vor Gottesstaat

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Kopten Agypten Unruhen(c) EPA (Hannibal Hanschke)
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Die Übergriffe auf die christliche Minderheit häufen sich: Die Kopten könnten als Verlierer aus den Unruhen in Ägypten hervorgehen. Ein religiöser Staat hätte Nachteile für die gesamte Gesellschaft, warnt der Patriarch.

Während die Unruhen in Ägypten in die zweite Woche gehen, häufen sich die Übergriffe auf die christliche Minderheit des Landes: Am Samstag ist eine Kirche auf der Sinai-Halbinsel in Brand gesteckt worden. Bereits in den Tagen davor gab es Überfälle auf koptische Geschäfte und sogar Mordanschläge auf ganze Familien. Der koptisch-katholische Patriarch Antonios Naguib hat angesichts der Gewalt vor dem Entstehen eines religiösen Staates in Ägypten gewarnt. Wenn dies geschehe, seien alle Errungenschaften verloren und die gesamte Gesellschaft werde leiden - "Christen und Muslime", zitiert die US-amerikanische katholische Nachrichtenagentur CNA am Wochenende aus einem E-Mail des Kardinals.

Wenn die Entwicklungen hingegen zu einem zivilen Staat auf Basis von Gleichheit, Bürgerrechten und Gesetz führten, wäre das ein historischer Erfolg, meldete Kathpress weiter. Naguib rief dem Bericht zufolge dazu auf, zu Frieden und Ordnung zurückzukehren. Es sei an der Zeit, dass die Menschen in ihre Häuser und an ihre Arbeitsplätze zurückgingen.

Christen halten zu Mubarak

Auch Papst Benedikt XVI. hat in seinem sonntäglichen Angelus-Gebet auf dem Petersplatz seine Hoffnung auf Ruhe und Frieden in Ägypten ausgesprochen.Bisher hatte sich der Vatikan mit öffentlichen und offiziellen Äußerungen zu den Entwicklungen in Kairo auffallend zurückgehalten. Die christliche Bevölkerung Ägyptens ist angesichts der Proteste im Zwiespalt, viele Christen unterstützen den bedrängten Präsidenten Hosni Mubarak, weil sie eine Machtübernahme durch die Muslimbruderschaft fürchten.

Zwischen Kairo und dem Vatikan war es jüngst zu Verstimmungen gekommen, nachdem Benedikt XVI. nach dem blutigen Anschlag auf christliche Kopten in Alexandria zu Jahresbeginn wiederholt deutlich zu Religionsfreiheit in Ägypten aufgerufen hatte. Mitte Jänner rief die Führung in Kairo ihre Vatikanbotschafterin "zu Konsultationen" zurück. Die Kairoer Al-Azhar-Universität setzte ihren Dialog mit dem Vatikan aus.

Kopten in Ägypten

Schätzungen zufolge leben 5 bis 8 Millionen Kopten in Ägypten. Die Gruppe teilt sich in zwei Kirchen: die mit dem Vatikan unierte Koptisch-Katholische Kirche unter der Leitung von Patiarch Antonios Naguib und die weitaus größere Altorientalische Koptische Kirche unter der Leitung von Papst Shenouda III.

(Ag.)

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