Belgien: Ex-Bischof von Brügge missbrauchte Neffen

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Belgien Frueherer Bischof Bruegge(c) AP (Peter Maenhoudt)
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Der frühere Bischof Roger Vangheluwe gesteht den jahrelangen sexuellen Missbrauch seiner beiden Neffen. Der 74-jährige trat vor einem Jahr wegen Missbrauchs-Vorwürfen zurück.

Der frühere Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, hat gestanden, über Jahre hinweg zwei Neffen sexuell missbraucht zu haben. Das habe Vangheluwe am Donnerstag dem belgischen TV-Sender VT4 gesagt, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. "Wie in allen Familien kamen sie zu Besuch, schliefen bei mir", sagte der Geistliche. Er stritt ab, Gewalt angewendet zu haben. Er habe "überhaupt nicht den Eindruck, ein Pädophiler zu sein". Der 74-jährige Vangheluwe war vor einem Jahr wegen der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs zurückgetreten.

Das neue Geständnis von Vangheluwe hat zu Empörung und Protest geführt: Justizminister Stefaan De Clerck forderte die katholische Kirche auf, "Maßnahmen zu treffen, um das verantwortungsloses Verhalten des Ex-Bischofs zu beenden". Die bisherigen Strafmaßnahmen reichten nicht aus, sagte De Clerck am Freitag laut Nachrichtenagentur Belga.

Vangheluwes Äußerungen seien eine "Ohrfeige" für jedes seiner Opfer und alle Opfer von Kindesmissbrauch insgesamt, sagte De Clerck. Die Kirche müsse das "verantwortungslose Verhalten" Vangheluwes unterbinden, erklärte er. "Das gilt umso mehr, als die bisher vom Vatikan verhängten vorläufigen Sanktionen bei ihm offenbar kein Bewusstsein für die dramatische Tragweite seiner Taten geschaffen haben." Nach staatlichem Recht sind die Taten des Bischofs offenbar bereits verjährt.

Rücktritt nach Missbrauchsvorwürfen

Vangheluwe war im April 2010 zurückgetreten, nachdem er zugegeben hatte, zwischen 1973 und 1986 einen seiner Neffen sexuell missbraucht zu haben. Sein Rücktritt stürzte die katholische Kirche Belgiens in eine tiefe Krise. Derzeit befindet sich Vangheluwe in einem französischen Kloster, um sich einer "spirituellen und psychologischen Behandlung" zu unterziehen.

In dem nun ausgestrahlten Interview sagte Vangheluwe, der Umgang mit einem seiner Neffen sei "wie ein kleines Verhältnis gewesen". "Ich hatte überhaupt nicht den Eindruck, dass mein Neffe dagegen war, eher das Gegenteil." Er habe aber gewusst, dass sein Handeln nicht richtig sei und es mehrfach gebeichtet.

Alles habe "wie ein Spiel" angefangen, als seine Neffen zu Besuch bei ihm übernachtet hätten, sagte Vangheluwe. Es habe nie körperliche Gewalt geschweige denn eine Vergewaltigung gegeben. Sein Neffe habe ihn nie nackt gesehen, auch sei es nicht zu Penetration gekommen. Der nun von Vangheluwe eingeräumte Missbrauch eines zweiten Neffen zog sich seinen Angaben zufolge über weniger als ein Jahr hin. Auch diese Vorfälle liegen über 25 Jahre zurück.

(Ag.)

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