"Herrgott, lass den Silomais aufstehen"

Heilung durch Weihwasser? Von Hagelschäden, kranken Kälbern und verstrahlten Beeren.

Als die Ernte kurz bevorstand, kam ein Sturm über den Maisacker eines oststeirischen Landwirts und legte die empfindlichen Pflanzen um. Der Bauer, der den Mais für seine Rinder angebaut hatte, griff zu einem Plastikkübel, füllte ihn mit Weihwasser des „Segenspaters“ und ging, um nicht gesehen zu werden, im Schutz der Dunkelheit zum Acker. Mit einem Malerpinsel versprengte er das Wasser. Und betete: „Herrgott, durch die Kraft, die im Wasser wirkt, lass den Silomais wieder aufstehen.“ Am nächsten Tag soll das Wunder vollbracht gewesen sein.

Es ist nur einer von vielen Berichten über die Wirkung des von Pater Bernhard geweihten Wassers (nachzulesen in: „Weihwasser und andere christliche Heilmittel“. von Ingeborg und Horst Obereder, erschienen im Mediatrix-Verlag). Andere handeln von kranken Kälbern, die nach einer Waschung mit Weihwasser gesund wurden, von Johannisbeeren, geerntet nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, die nach der Besprengung bedenkenlos verzehrt werden konnten, von Schwangerschaften trotz Eileiterdurchtrennung, von Allergien und kranken Organen, die geheilt, und von Autos, die vor Hagelschäden bewahrt wurden, weil eine Plastikflasche mit Weihwasser im Kofferraum lag.


Kindliche Herzen. „Wer diese Dinge nicht glauben will, der glaubt sie auch dann nicht, wenn ein Notar sie bestätigen würde. Diejenigen, die glauben wollen, haben ein kindliches Herz gegenüber Gott“, sagt Pater Bernhard über Zweifel an den „Wundern“. Seine Anhänger jedenfalls brauchen keinen Notar. Sie haben ihre Spuren zahlreich im Gästebuch des betagten Geistlichen hinterlassen: Sie kamen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch ganze Busse mit Gläubigen aus den USA, aus England und Irland reisten in die Pfarre Aichkirchen in Oberösterreich, um den Segen und das Wasser, das Pater Bernhard für Pilgergruppen auch kanisterweise weihte, zu empfangen. Der „Segenspater“, wie der Benediktiner genannt wird, versteht das Weihwasser, das er bei den Segnungen einsetzt, nicht als magischen Trank, sondern als Heil- und Hilfsmittel, das seine besondere Wirkung bei manchen entfalte – bei anderen eben nicht.

Heute lebt der Altpfarrer von Aichkirchen im Stift Lambach. Noch immer nimmt der bald 90-Jährige dort die Beichte ab. Und auch sein Weihwasser ist noch zu haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2011)

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