Ziehvater von Eisbär Knut tot in Wohnung gefunden

Knut und sein Ziehvater Thomas Dörflein
Knut und sein Ziehvater Thomas DörfleinAP (Michael Sohn)
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Der 44-Jährige Thomas Dörflein starb an einem Herzinfarkt. Er hatte das Eisbärenbaby mit der Flasche aufgezogen.

Der Ziehvater des berühmten Eisbärenbabys Knut, der Berliner Tierpfleger Thomas Dörflein, ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben. Dörflein ist zu Mittag leblos in einer Wilmersdorfer Wohnung gefunden wurde. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist er an einem Herzinfarkt gestorben. "Der gerichtsmedizinischen Untersuchung zufolge führte eine frisch gebildete Thrombose zur mangelhaften Blutversorgung des Herzens", teilte die Behörde mit. Der Pfleger hatte mit seinem Einsatz für das verstoßene Eisbärenbaby die Herzen von Tierfreunden in aller Welt erobert.

Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz zeigte sich tief bestürzt über den Tod des Tierpflegers, der seit mehr als 25 Jahren im Zoo gearbeitet hatte. "Das ist ein schlimmer Verlust für uns", sagte er der "Berliner Zeitung". "Aber vor allem gehört mein Mitgefühl all denen, die um ihn trauern, seiner Familie, seinen Kindern, seiner Lebensgefährtin, seinen Freunden."

Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der Pate des Eisbären Knut, reagierte mit Bestürzung. "Ich habe Thomas Dörflein im vergangenen Jahr kennen gelernt und bewundert, wie intensiv und ausdauernd er sich um Knut und die anderen ihm anvertrauten Tiere kümmerte", sagte Gabriel der "Neuen Presse" in Hannover.

Mit Zopf, Bart und Fläschchen


Als Knut am 5. Dezember 2006 geboren wurde, konnte niemand ahnen, dass das 810 Gramm leichte Pelztier zum Star werden würde. Seine Eisbärenmutter Tosca hatte ihn nach der Geburt verstoßen, also übernahm Tierpfleger Dörflein die Pflege. Der Mann mit dem markanten Zopf und Bart gab Knut Tag und Nacht das Fläschchen, rieb ihn mit Babyöl ein und spielte ihm zum Einschlafen Lieder auf der Gitarre vor.

Die Geschichte des hilflosen Eisbärenbabys und seines Ziehvaters ging um die ganze Welt. Im Frühjahr 2007 berichteten mehrere hundert Journalisten vom ersten öffentlichen Auftritt Knuts im Bärengehege. Mit dabei natürlich auch damals sein Pfleger Dörflein und Umweltminister Gabriel. Die Videos, auf denen Dörflein mit Knut herumtollte, wurden rund um den Globus gesandt.

Zuständig für Bären und Wölfe


Nach Informationen der "Welt" wurde Dörflein 1963 in Berlin-Wedding geboren, aufgewachsen ist er in Spandau. Nach dreijähriger Lehre als Pfleger im Zoologischen Garten und dem Kennenlernen aller Reviere bekam er zunächst einen Zeitvertrag, später eine Festanstellung; zuständig für Menschenaffen, Raubtiere und Felsentiere.

Seit 1987 war Dörflein verantwortlich fürs Bärenrevier und für Wölfe, später auch für Windhunde und Nasenbären. Dörflein hat dem Bericht zufolge zwei erwachsene Kinder und wohnte zusammen mit seiner Lebensgefährtin, die einen Sohn im Grundschulalter hat.

Wirtschaftswunder Knut


Knut hatte sich für den Berliner Zoo als wahrer Schatz erwiesen. Erstmals in der 164-jährigen Geschichte zählte der Zoologische Garten 2007 mehr als drei Millionen Besucher, das entspricht einer Steigerung um gut 27 Prozent gegenüber 2006. Der Bilanzgewinn betrug rund 6,8 Millionen Euro.

(Ag.)

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