"Dicht an Ziellinie": Klimakonferenz bis Samstag verlängert

UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris
UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei ParisAPA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Ein neuer Text des Klimaschutzabkommens enthält den von kleinen Inselstaaten geforderten Grenzwert von 1,5 Grad Erderwärmung.

Mit einem neuen Textentwurf von Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hat das geplante weltweite Klimaschutzabkommen an Konturen gewonnen. Gleichzeitig wird die Klimakonferenz bis Samstag verlängert. Der nach mehrfachen Verzögerungen am Donnerstagabend auf der UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris präsentierte Text solle noch den Freitag über in den Delegationen beraten werden. Bis Samstag früh um neun Uhr Lokalzeit soll ein endgültiger Text vorgelegt und im Laufe des Tages verabschiedet werden.  Das Klimaschutzabkommen soll laut der neuen Planung am Samstag verabschiedet werden

"Wir sind extrem dicht an der Ziellinie", zeigte sich Fabius zuversichtlich. Er sei optimistisch, dass eine Einigung möglich sei. "Ich denke, liebe Freunde, dass wir das hinkriegen", sagte der Außenminister und Konferenzpräsident. Allerdings räumte er ein, dass "wie bei einem Marathon die letzten Meter die kompliziertesten sind".

Der neue Text enthält neben dem Zwei-Grad-Ziel als Obergrenze für die Erderwärmung auch den besonders von den kleinen Inselstaaten geforderten Grenzwert von 1,5 Grad - allerdings nur als ein zusätzliches Ziel, um Risiken und Klimaschäden deutlich zu verringern.

Überprüfung alle fünf Jahre

Mit Blick auf die eingereichten nationalen Pläne zur Verringerung der Emissionen heißt es, diese sollten ab 2023 alle fünf Jahre überprüft werden. Allerdings soll es laut einer ergänzenden Entschließung bereits 2019 eine informelle Neubewertung geben. Emissionen sollen weltweit so schnell wie möglich sinken mit dem Ziel einer CO2-Neutralität in der zweiten Jahrhunderthälfte. Gefordert werden auch zusätzliche Anstrengungen beim Klimaschutz in der Zeit bis zu dem für 2020 geplanten Inkrafttreten des neuen Abkommens.

Zu Forderungen von Entwicklungsländern nach Schadenersatz bei durch den Klimawandel verursachten Schäden heißt es, es sollten Verfahren zum Umgang mit dieser Frage entwickelt werden. Dazu sind im Text allerdings noch mehrere Varianten vorgesehen. Bekräftigt wird das Versprechen der Industriestaaten, ärmeren Ländern ab 2020 jährlich mindestens hundert Milliarden Dollar (91 Milliarden Euro) für Klimaschutz und die Bewältigung von Klimafolgen zur Verfügung zu stellen.

Die ersten Reaktionen von Umwelt- und Entwicklungsverbänden fielen geteilt aus. Von "Gewinnen und Verlusten" sprach Helen Szoke von der Hilfsorganisation Oxfam. Sie kritisierte die Ersetzung eines klaren Bekenntnisses zur Abkehr von fossilen Energieträgern durch den vageren Begriff Neutralität bei den Emissionen.

"Viel zu schwammig formuliert"

Auch Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher bei Greenpeace in Österreich bezeichnete den Entwurf in einer Aussendung als ungenügend. "Die Staaten haben sich darauf geeinigt lediglich im Laufe der zweiten Hälfte des Jahrhunderts 'Emissionsneutralität' zu erreichen. Das ist nicht nur viel zu spät, sondern auch viel zu schwammig formuliert. Es fehlt ein konkreter Zeitplan."

Aus Sicht von Global 2000 gibt es "einige Verbesserungen gegenüber dem gestrigen Entwurfstext, aber von einem niedrigen Niveau aus". Der Vertragstext sei "immer noch zu schwach, um den Klimawandel ausreichend einzudämmen", hieß es in einer ersten Reaktion. Grundsätzlich positiv äußerten sich die Organisationen Care und ActionAid.

Der Vorlage des neuen Entwurfs war ein zähes Ringen vorausgegangen. Größte Hürde war dabei der Grundsatzstreit um die "Differenzierung". Während wichtige Schwellen- und Entwicklungsländer, darunter China und Indien, bei Klimaschutz und Finanzierung vorrangig die Industriestaaten in der Pflicht sehen, dringen letztere auf ein Ende der strikten Zweiteilung - zumal unter den größten Verursachern von Treibhausgasen auch China und weitere Schwellenländer sind.

(APA/AFP)

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