Nach dem Absturz eines Airbus A320 der Egypt-Air mit 66 Insassen gibt es widerstreitende Angaben der Gerichtsmedizin.
Kairo. Nach dem Absturz eines Airbus A320 der Egypt-Air mit 66 Insassen über dem Meer zwischen Kreta und Ägypten vorigen Donnerstag gab es am Dienstag widersprüchliche Angaben hinsichtlich einer eventuellen Explosion an Bord.
Erst hieß es aus Quellen innerhalb der ägyptischen Ermittler, dass im Wasser geborgene Körperteile auf eine jähe Zerstörung des Jets in der Luft hinwiesen. Demnach seien die Reste allesamt sehr klein, das größte Objekt habe die Größe einer Hand. Man habe hingegen keine Verletzungen gefunden, die vom Aufprall auf Wasser herrührten. Das alles lege nahe, dass das Flugzeug brutal auseinandergerissen wurde. Spuren von Sprengstoff habe man allerdings noch nicht entdeckt. Später indes kam ein Dementi vom Chef der ägyptischen Behörde für Gerichtsmedizin: Die Behauptungen über eine Explosion seien falsch und nicht von seinen Forensikern gekommen, sagte Hesham Abdelhamid, Leiter der Behörde.
Egypt-Air MS804 war auf dem Weg von Paris nach Kairo abgestürzt. Von 56 Passagieren waren 30 Ägypter, 15 Franzosen sowie Bürger etwa aus Kuwait, Portugal und Kanada. Zuletzt hieß es, dass es im Jet Rauchalarm gab. Es gibt auch Berichte über den Ausfall des Autopiloten und Fehlermeldungen von Sensoren an den Cockpitscheiben.
Versionen über letzte Manöver
Man fand bisher weder Flugschreiber noch Stimmenrekorder. Ägyptens Marine, Franzosen und Griechen suchen weiter nach Wrackteilen, das Suchgebiet misst fast 2300 Quadratkilometer bei 2000 bis 3000 Metern Tiefe. Es gibt auch divergierende Angaben über die letzten Flugbewegungen: Laut griechischen Angaben habe der Jet einen Haken geschlagen, sei ins Trudeln geraten, 7,5 Kilometer abgesackt und vom Radar verschwunden. Ägyptens Luftraumkontrolle sagt, er sei auf der Regelflughöhe von rund 11,3 Kilometern jäh verschwunden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)