Die Frau vom Kussfoto kam aus Wiener Neustadt

Der Kuss am New Yorker Times Square ging in die Geschichte ein - hier die Szenerie aus der Perspektive des US-Navy-Fotografen Victor Jorgensen. Alfred Eisenstädt hatte eine zentralere Perspektive von weiter links gewählt.
Der Kuss am New Yorker Times Square ging in die Geschichte ein - hier die Szenerie aus der Perspektive des US-Navy-Fotografen Victor Jorgensen. Alfred Eisenstädt hatte eine zentralere Perspektive von weiter links gewählt.(c) NATIONAL ARCHIVES CATALOG NATIONAL ARCHIVES CATALOG/VICTOR JORGENSEN
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Greta Friedman Zimmer, die in der Vorwoche im Alter von 92 Jahren verstarb, floh 1939 vor den Nazis in die USA - wie ihre drei Schwestern. Eine ging nach Palästina.

Heute würde der Kuss am New Yorker Times Square, den das Magazins „Life" ganzseitig abdruckte, um die spontanen Jubelfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu illustrieren, wohl als sexueller Übergriff gelten. Greta Friedmann, geboren als Greta (Margarete) Zimmer am 5. Juni 1924 in Wiener Neustadt als Tochter des jüdischen Geschäftsmanns Max Zimmer und vorige Woche in einem Altersheim in Richmond (Virginia) an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben, sah das indessen nie so. Die frühere Krankenschwester sagte nur soviel: „Da war keine Romantik dabei.“ Sie habe den Mann nicht gekannt, er habe sie kurzerhand gepackt, über sie gebeugt und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.

Den ikonografische Schnappschuss des Fotografen Alfred Eisenstaedt in Schwarz-Weiß von dem Matrosen, der sie aus heiterem Himmel am 14. August 1945 nach der Nachricht über die Kapitulation Japans küsste, hat Greta Friedman erst in den 1960er-Jahren registriert, als sie einen Fotoband durchblätterte.

Die Eltern überlebten den Holocaust nicht

Im Alter von 15 Jahren hatten ihre Eltern sie und ihre drei Schwestern zu Beginn des Nazi-Regimes in die USA beziehungsweise nach Palästina geschickt. Die Eltern Max und Ida, beide sozial engagiert, überlebten den Holocaust hingegen nicht. Max Zimmer führte ein Herrenmodengschäft in der Neunkirchnerstraße in Wiener Neustadt, die vier Zimmer-Mädchen waren ein Begriff in der Stadt.

Alfred Eisenstaedt, ein legendärer Fotograf, hatte den Mann und die Frau im Augst 1945 nicht nach dem Namen gefragt, und im Laufe der Jahre meldeten sich gleich mehrere Personen, die sich damit identifizierten. Bei dem Matrosen handelte es sich um George Mendonsa. Greta Zimmer heiratete 1956 den Army-Wissenschaftler Mischa Friedman, au der Ehe ensprangen ein Sohn und eine Tochter. Die frühere Zahnarztheferin absolvierte eine Kunstausbildung und betätigte sich als Künstlerin. (vier)

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