Wien testet eine Woche rauchfrei

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Die Wiener Wirtschaftskammer hat diese Woche zur freiwilligen Aktion „Wir testen rauchfrei“ aufgerufen. Gastronomen sollen dabei testen, was ab 2018 auf sie zukommt.

Wien. Wer diese Woche als Raucher sein Stammlokal aufsucht, darf sich nicht wundern, wenn ihm der Aschenbecher verwehrt wird. Die Fachgruppe Gastronomie der Wiener Wirtschaftskammer hat diese Woche, also von 7. bis 12. September, zur freiwilligen Aktionswoche „Wir testen rauchfrei“ aufgerufen.

Damit können all jene Lokale, in denen das Rauchen noch (teilweise) erlaubt ist, erproben, wie Gäste und Anrainer auf ein komplettes Rauchverbot reagieren. Das tritt übrigens österreichweit mit Mai 2018 in Kraft.

300 Lokale testen rauchfrei

„Wir haben die Informationen, inklusive Plakate und Flyer, an 3000Lokale geschickt, ich rechne damit, dass circa zehn Prozent mitmachen werden, also 300 bis 400 Lokale“, sagt Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie. Wer genau bei dieser Aktionswoche mitmacht, kann er nicht sagen. Immerhin hat er stellvertretend drei Restaurants ausgemacht, die fix dabei sind: die Lokale Billini und D'Landsknecht, beide in der Porzellangasse, sowie den Heurigen Pinther in Oberlaa. Auf Facebook hat die Aktion „Wir sind rauchfrei“ (bis gestern Nachmittag) 46 Likes.

Dobcak will in dieser Testphase erproben, wie das ausnahmslose Rauchverbot in der Praxis funktionieren kann. „Wir wollen uns anschauen, welche Auswirkungen dadurch zu erwarten sind. Es werden wesentlich mehr Leute vor der Tür sein. Laut Gewerbeordnung ist der Wirt dafür verantwortlich, wenn es dadurch zu Beschwerden kommt. Das kann ich als Interessenvertreter nicht verantworten“, so Dobcak. Er will mit dieser Aktion den Gesetzgeber sensibilisieren und thematisieren, was ein Gastronom seinen rauchenden Gästen vor der Türe bieten soll und darf – etwa einen Stehtisch, eine Sitzgelegenheit oder ein Heizschwammerl. „Womit wir beim Thema ganzjähriger Schanigarten sind“ so Dobcak, der betont, dass es sich dabei um keine Protestaktion gegen das Gesetz handle. „Das Gesetz wurde beschlossen, es geht jetzt um die praktische Umsetzung.“

Während und nach der Aktionswoche will die Wirtschaftskammer bei den einzelnen Betrieben telefonisch um Feedback bitten. Das wiederum will Dobcak im Anschluss dem Gesetzgeber, also Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, übergeben. Der Fachgruppenobmann erhofft sich dadurch, dass die Rahmenbedingungen dann noch rechtzeitig adaptiert werden.

Wein & Co kritisiert Aktion

Nicht überall in der Gastronomie stößt diese Aktion auf Verständnis, geschweige denn Wohlwollen. Wein&Co-Chef Heinz Kammerer ließ in einem Rundschreiben an Medien wissen, dass er das Ganze für eine „anachronistische Aktion der Wirtschaftskammer“ hält. „Angesichts der Tatsache, dass man sich in Österreich ohnedies nur dazu durchdringen konnte, die sogenannte Übergangslösung bis 2018 in die Verlängerung zu schicken, wundere ich mich einmal mehr, was solche Aktionen bringen sollen“, so Kammerer. Er würde sich Kampagnen wünschen, die die Vorteile der rauchfreien Gastronomie hervorheben. Im internationalen Vergleich stehe Österreich negativ da.

Wein & Co hat übrigens im Juli 2015 auf ein komplettes Rauchverbot umgestellt – allerdings nicht zum ersten Mal. Anfang 2008 hat das Unternehmen all seine Weinbars auf Nichtraucherlokale umgestellt, aus Überzeugung, dass Zigarettenrauch und der Genuss von Wein und Speisen nicht zusammenpasse. Im September 2008 wurde das aber wegen Umsatzeinbußen wieder aufgehoben. Offenbar zu früh. Bei der heurigen Umstellung auf rauchfreie Lokale hat man sich bei Wein & Co zuvor mit einer Umfrage abgesichert. Darin haben sich 75 Prozent der (insgesamt 5200) befragten Personen für das Nichtrauchen ausgesprochen.

Berndt Querfeld, Inhaber des (rauchfreien) Café Landtmann und Fachgruppenobmann der Wiener Kaffeesieder, will die Aktion nicht beurteilen. Er ist aber ebenfalls der Meinung, dass der Gesetzgeber es Gastronomen erlauben sollte, ihren rauchenden Gästen vor der Tür etwas zu bieten. „Es heißt immer, in anderen Ländern funktioniert das so gut, die haben aber andere Regelungen. In Italien beschwert sich niemand, wenn man Rauchern vor der Tür einen Tisch hinstellt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2015)

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